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Das Ende eines Mythos

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Mahatma Gandhi war eine Legendengestalt, Symbol des gewaltlosen Widerstandes gegen den Kolonialismus. Für Generationen in allen Erdteilen war der Mahatma die Verkörperung der anderen, der besseren Alternative zum Krieg, zum Blutvergießen. Als er mitten in einer Volksmenge von einem Fanatiker ermordet wurde, war das ein Zeichen, das Böses ahnen ließ.

Jawaharlal Nehru war ein Schüler des Mahatma. Auch seine moralische Autorität war noch groß. Mit Tito und Nasser bemühte er sich einst um die Installierung einer Dritten Kraft blockfreier Staaten. Zur Zeit des Kalten Krieges war Nehru die Hoffnung vieler Menschen hinter dem Eisernen Vorhang, aber auch in Österreich, die von ihm den Durchbruch zum Frieden in Freiheit erwarteten. Nehru starb und mit ihm die Hoffnung an die Dritte, moralische Kraft in einer Welt der Ge-

walt und des Gleichgewichts des Schreckens. (Niemand dachte an Goa.)

Indira Gandhi ist die Tochter Nehrus. Unlängst sah man sie auf Pressebildern inmitten einer großen Volksmenge, darunter der Text aus ihrer Rede: „Waffenstillstand in Ostpakistan erst nach dem vollständigen Sieg.“ Was ist aber hier „vollständig“, und was ist hier „Sieg“? Die Welt sieht nur Bomben und Vernichtung, verstümmelte Kinder, weinende Frauen, hört schauerliche Drohungen, eine Sprache, die einer Tochter Nehrus fremd sein sollte. Hier wird aber die Aggression doppelt verübt: durch die Sprache der Verherrlichung der rücksichtslosen Gewaltanwendung und durch diese Gewaltanwendung selbst — im Namen von hehren Zielen, der gerechten Sache, selbstverständlich. (Wo hat man schon einmal diese schnarrende Sprache des Krieges gehört?)

Das Ende eines Mythos …

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