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Die „Geheimwaffe" der PLO

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US-Außenminister James Baker auf seiner achten Tour '91 durch den Nahen Osten. Premier Jizchak Schamir rotiert wegen der Zurückhaltung von US-Krediten. Zwei Palästinenserunterhändler aus Israel wurden von der Polizei wegen verbotener Kontakte zur PLO in Algier verhört: Faisal Husseini und Hanan Asraui, eine Frau.

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US-Außenminister James Baker auf seiner achten Tour '91 durch den Nahen Osten. Premier Jizchak Schamir rotiert wegen der Zurückhaltung von US-Krediten. Zwei Palästinenserunterhändler aus Israel wurden von der Polizei wegen verbotener Kontakte zur PLO in Algier verhört: Faisal Husseini und Hanan Asraui, eine Frau.

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Beide Palästinenser-Unterhändler sind ausgeprägte Intellektuelle; beide haben in englischsprachigen Ländern promoviert. Daß eine Frau eine zentrale, führende Persönlichkeit in der noch teilweise feudalen arabischen Gesellschaft werden konnte, hat Hanan Asraui einigen Umständen zu verdanken. Sie gehört einer der angesehensten und vermögendsten Familien.derFami-lie Michail in Ramallah, an; ihr Vater ist Arzt, ein Bruder war Mitglied des Stadtrates. Daß sie Christin ist, spielt hierbei keine wesentliche Rolle, da ein großer Teil der Bewohner ihrer Stadt christlichen Glaubens ist.

Sie ist Doktor der englischen Literatur und eine ausgezeichnete Rednerin. Vor allem verfügt sie über einen scharfen Verstand. Sie ist auch klug genug, Faisal El-Husseini den Vortritt zu überlassen und sich mit der zweiten Rolle zu begnügen.

Die heute 45jährige war an ihrer Universität Bir Zet (bei Ramallah) in den sechziger und siebziger Jahren in Studenten- und Dozentenkreisen äußerst aktiv und stand dort auf dem linken Flügel. Heute sagt sie von sich, sie sei unabhängig. Ihre politischen Positionen sind fast haargenau die der PLO, in der sie - wie fast alle, außer den Fundamentalisten-den legitimen Vertreter der Palästinenser sieht.

Ihre Bildung und Kultur lassen sie in den Augen der israelischen Linken akzeptabler erscheinen als andere palästinensische Persönlichkeiten. So wurde zum Beispiel auf israelischer Seite zur Kenntnis genommen, daß sie den Holokaust der Juden nicht nur nicht negiert, sondern sogar versucht, dieses dunkle Kapitel und die jüdische Reaktion darauf zu verstehen.

In Sachen Palästinenser ist sie jedoch nicht weniger kompromißlos als andere; sie glaubt jedoch, daß nur über die USA etwas zu erreichen sei, und daher ihr Engagement.

Hanan Asraui ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Palästinenser setzen sie gerne bei heiklen Missionen wie bei Baker oder, wenn man Arafat eine bittere Pille zu schlucken gibt, als eine Art „Geheimwaffe" ein. Von dieser Frau wird man mit Bestimmtheit noch viel hören.

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