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„Wenn Österreichs Bundesheer seine Flugzeugstaffel in den wirtschaftlich guten frühen siebziger Jahren erneuert hätte, so hätte dies wahrscheinlich so wenig Aufregung verursacht wie bei den vorangegangenen Ankäufen von Militärmaschinen. Aber damals hat die Republik keine neuen Uber-wachung sflug zeuge gebraucht ..."

Satz Nummer eins ist ein Goldwort. Satz Nummer zwei ist ein Irrtum. Der Goldwert überwiegt. Deshalb ist die sozialistische „AZ"'zu loben, deren Chefredakteur am 2. Oktober diesen Kommentar schrieb.

Die Vergeßlichkeit bezieht sich auf die Tatsache, daß jeder Fachmann um die Notwendigkeit einer zeitgerechten Ersatzlösung für die Luftraumüberwachung sflug- ' zeuge vom Typ Saab 105 ö schon damals wußte. 1976 hat dann auch der Landesverteidigungsrat den Ankauf von Nachfolgeflugzeugen „prinzipiell" beschlossen: .einstimmig. Nur Konsequenzen hat man keine aus diesem Beschluß gezogen.

Daß es Bundeskanzler Si-nowatz nun tut und Verteidigungsminister Frischenschlager an dieser Entscheidung maßgeblichen Anteil hat, darf ohne Wenn und Aber von allen begrüßt werden, denen Österreichs Eigenständigkeit am Herzen liegt.

Einwände, daß ein paar Milliarden Schilling besser für soziale Zwecke ausgegeben würden, ehren ihre Urheber, sofern diese es ehrlich meinen, führen aber in die Irre. Denn Österreich ist, allen anderslautenden Behauptungen zum Trotz, zur Luftraumüberwachung rechtlich verpflichtet.

Das Versprechen des Neutralitätsgesetzes von 1955, unser Land „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln" zu verteidigen, hat am 10. Juni 1975 im Nationalrat zur einstimmigen Beschlußfassung über die Umfassende Landesverteidigung (Verteidigungsdoktrin) geführt.

,,Dazu gehören auch die erforderlichen Fliegerverbände sowie Einrichtungen für eine Luftraumüberwachung und ein technisches Luftauf-klärungs- und Fliegerleitsystem", heißt es im Auftrag der Verteidigungsdoktrin an das Bundesheer.

Das heißt: Neutralitätsgesetz, Verteidigungsdoktrin und Völkerrecht verpflichten Österreich zu Maßnahmen einer Umfassenden Landesverteidigung. Auch mit Luftraumü berwachungsflug-zeugen ist diese immer noch bescheiden im Umfang (nur Mexiko, Costa Rica, Trinidad, Tobago und Sri Lanka geben pro Einwohner noch weniger für Verteidigung aus) und in wesentlichen Bereichen (wirtschaftliche und zivile Verteidigung) unerfüllt.

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