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Ende Österreichs

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Der längste Aufsatz in den frühen und nachgelassenen Schriften Klaus Manns gilt dem „Ende Österreichs". Als Zeitgenosse zeichnet Klaus Mann auf, was er empfand, als das Unheil sich zusammenbraute während seiner Uberfahrt von New York nach Le Havre Mitte Februar 1938 und dann am Abend des 11. März in Paris angesichts der vollendeten Tatsachen.

„Man vergißt so leicht", notiert er, „daß eine Kollektiv-Katastrophe sich aus unendlich vielen persönlichen Katastrophen zusammensetzt." Er berichtet von jenen, die sich das Leben nahmen, die ermordet wurden oder die den Weg ins Ausland fanden. „Welch angstvolles Fragen war das, in unseren Kreisen, während dieser dunklen Wochen: was ist aus dem geworden? und: hat dieser sich noch in Sicherheit bringen können?"

Zürich wird zur Durchgangsstation Tür viele. Dort traf er Arthur Schnitzlers Sohn, den Regisseur Heinrich Schnitzler, Roda Roda und Molnär, Zuckmayer und Werfet, den er mit einer Beschreibung seiner „ganz neuen Situation" zu Wort kommen läßt: „So hart paradox es klingen mag: für mich persönlich bin ich beinahe froh, daß die Dinge in Österreich sich so radikal entwickelt haben. In Wien war ich vielleicht schon in Gefahr, etwas Fett anzusetzen. Nun kommt wieder das Ungewisse, das Abenteuer -wie es sich für einen Dichter gehört."

Eine Unmittelbarkeit solcher Art ist es, die Klaus Manns Aufzeichnungen über das Ende Österreichs auch heute noch, wo sie sich dem Leser zum ersten Mal in deutscher Sprache darbieten, ihren Reiz verleiht.

WOHER WIR KOMMEN UND WOHIN WIR MÜSSEN. Von Klaus Mann. Herausgegeben von Martin Gregor-Dellin. Edition Spangenberg im Ellermann Verlag. München 1980, öS 277,20

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