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Fußball statt Bruno?

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Unter den besten Vorzeichen legte sich Bruno Kreisky unter das Messer der Chirurgen: Während seiner Absenz vom politischen Parkett werde ihm ohnehin nur das runde Leder aus dem fernen Argentinien die tägliche Show im Fernsehen abnehmen, wurde prophezeit.

Kreisky habe genau gewußt, warum er sich ausgerechnet jetzt seine Steine aus dem Leib nehmen läßt, wurde versichert.

Erlebt haben wir nun aber so etwas wie ein kleines österreichisches Wunder: es besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß die heimische Innenpolitik doch nicht nur aus Bruno Kreisky besteht.

Im Gegenteil'

Zuerst ging in der letzten Woche die Diskussion um die vorzeitige Entlassung der Strafgefangenen munter weiter: Bei aller Skepsis gegenüber einer gefängnislosen Gesellschaft (vielleicht stößt man sich so nur am häßlichen Wort „Gefängnis“, ohne etwas entscheidend anderes zu meinen?) ist man doch mehrheitlich der Meinung, daß das System des Strafvollzugs nicht (bzw. die zu milden Richter) die Verbrecher „macht“.

Eine Sturmwarnung besonderer Art gab's in der letzten Woche auch mit der Alarmierung des Panzer bataillons 33 in Niederösterreich: Eigentlich haben wir weiter Sturmwarnung, denn das Resultat der

Alarmierung eines Teils der Bereitschaftstruppe war nicht gerade ermutigend. Ein paar Panzer aus der Garage zufahren und mit Soldaten zu besetzen ist ja kein Problem. Aber wer überprüfte, ob im Turm des stählernen Dings nicht ein Koch seinen Dienst versah?

Und so dreht sich das Karussell der heimischen Innenpolitik weiter — ohne Kreisky:

Ohne seinen päpstlichen - par-don: staatsamtlichen - Segen werden weiter Debatten über die Lockerung der von seinem Vize angezogenen Steuerschraube geführt. In der Atomfrage fallen neue Entscheidungen, wobei der Kanzler, noch im abseits stehend, bereits wieder mitredet; und in dieser Woche kommt es bezüglich der Scheidungsfrage zu einem der so seltenen (wie die SPÖ im nächsten Wahlkampf versichern wird) Mehrheitsbeschlüsse im Parlament.

Es geht drunter und drüber im Hause Österreich, könnte man meinen. Aber ein gelernter Fußball--Agnostiker ist ein weiteres Wort schuldig: Wenn Kreisky im Spital ist, wird unser Land doch nicht vom Fußball regiert. Die grenzenlose Faszination des Fußballs hat doch Grenzen.

Was freilich nicht ausschließt, daß sich Bruno Kreisky zur Rückkehr der Helden noch rechtzeitig in Schale wirft...

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