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Die Reise zur UNO

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Viel war in diesem Sommer von Reiseplänen des Papstes die Rede. Früher, als man annehmen konnte, hat nun der Papst selbst gesprochen und seine Reise zu den Vereinten Nationen am 4. Oktober angekündigt. Es wird eine eintägige Reise sein. Der Papst wird vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sprechen, er wird, wie er in seiner Ansprache bei Eröffnung der vierten Konzilssession sagte, „eine Botschaft der Ehre und des Friedens“ bringen. Der Papst wird in New York nicht nur als Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft sprechen, sondern als einer, der sich für alle Menschen verantwortlich weiß. Neben der Ansprache im UNO-Gebäude wird der Papst noch in einem New Yorker Stadion eine Messe zelebrieren. Eine Fahrt nach Washington ist im Programm nicht vorgesehen, möglicherweise aber eine Begegnung mit Präsident Johnson.

Hat eine solche Reise des Papstes zu der UNO einen Sinn, werden sich gewiß manche fragen. Hat diese Institution noch irgendeine Autorität, hat sie ihre Ohnmacht nicht bewiesen gerade jetzt, wo unter ihren Mitgliedern zwar unerklärte, aber nicht minder mörderische Kriege stattfinden? Gewiß sind die Vereinten Nationen heute mehr denn je entfernt, den Wünschen und Hoffnungen, die die Menschheit in ihre Gründung setzte, zu verwirklichen. Aber auch in ihrer Unvollkommenheit, gerade in ihrer Unvollkommen-heit, sind die Vereinten Nationen das einzige Forum, das die Welt heute besitzt. Die Kirche hat sich immer der Mittel bedient, die gegeben waren, um ihre Botschaft zu verkünden. Eine überzeitliche und übernationale moralische Autorität wie die der Kirche kann ihre Aufgabe darin sehen, auch eine zeitbedingte moralische Institution in ihren Bemühungen zu stärken. Es gibt zur Zeit keine andere als die UNO.

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