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Und sie bewegt sich doch

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Es war schon eindrücklich: Mon tag, 1. Dezember 1997, 9.30 Uhr, Jesuitenkirche Luzern: Während die Schweizer Bischofskonferenz im französischsprachigen Landesteil ihre Beratung begann, versam melten sich Menschen zu stillem Gebet, mit brennenden (Tauf-)Kerze'n als Zeichen ihrer christlichen Berufung, organisiert von den Gemeindeleiterinnen und Gemeindeleitern des Dekanates Solothurn, St. Gallen, Chur, sowie in Zürich, Basel und am Tagungsort der Bischöfe. 15 Minuten Stille, ein Segensgebet, dann Teilen, Mit-Teilen von Betroffenheit auf dem Platz vor der Kirche.

Einen Tag später. Die Versetzung, ja Hinauf-Setzung von Bischof Haas, frei nach dem Motto: Weil es über ein großes Bistum schlecht gegangen ist, sollst du es über ein kleines, dafür Erzbistum versuchen - das klingt allenfalls biblisch, ist es aber nicht. Viel neue Hoffnung wurde da spürbar, auch Freude. Zehn lange Jahre hat es gedauert, für viele war es unwirklich geworden. Die Spekulationen blieben ebenfalls nicht aus: Mit den neuen Bischofsvikaren sei der Bogen überspannt worden, oder die Demarche des Bundes sei eben doch nicht zu unterschätzen gewesen.

Die Begründung im Kommunique der Berner Nuntiatur tönt da ganz anders. Liest man sie, vergeht auch die Freude. Kein Wort darüber, was im Bistum Chur geschehen ist, dafür ist von der „treuen Religiosität" und der „kirchlichen Gemeinschaft in Liechtenstein" die Rede und davon, daß sie in Chur „hochherzig auf allen kirchlichen Ebenen mitgearbeitet" habe. „Eine hohe Wertschätzung für das Fürstentum" sei aus dem päpstlichen Entscheid ablesbar, für ein Volk, das „seine tiefen religiösen Wurzeln und das feste Band mit dem Sitz Petri zu bewahren mochte" ... Erzbischof Haas als Ausdruck päpstlicher Huld. Der Kirche von Liechtenstein gilt alle Sympathie.

Aber dennoch: Plötzlich, in zwei Tagen ist Bewegung in eine Kirche geraten, die vielen hoffnungslos erstarrt schien. Trotz der Wehmutstropfen: Diese ersten Dezembertage haben Galileo Galilei erneut recht gegeben, diesmal im Blick auf die Kirche wie es eine Absolventin der Luzerner Hochschule spontan formuliert hat.

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