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Größenordnungen

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Dis Peutschen" gelten vielen in der Welt als notorische Besserwisser. So wissen zum Beispiel die Deutschen bekanntlich über alles im kleinen Österreich Bescheid, aber sie wissen nich t, wie groß - schlechter: wie klein - es ist.

Fragen Sie zwischen Rendsburg und Altötting wen Sie wollen, weniger als zehn Millionen Österreicherwirdlhnen kein strammer Michel und keine forsche Gi:etel zugestehen. Nach mühsam gewonnenen Fußballspielen wächst die Zahl der sportlich vernichte.; ten Alpenbewohner in der Wahrnehmung der Tüchtigen gar in astronomische Höhen. ·

Was aber wissen die ös(erreicherüber Deutschland? Und man kann ja nicht sagen, daß dies in diesen Tagen nicht wichtig wäre. Wissen wir, daß das größte deutsche Bundesland (West) mehr als doppelt so viele Einwohner hat wie die rot-weiß-rote Republik insgesamt? Wissen wir, daß ein durchschnittlicher „Regierungsbezirk " im Süden der Bundesrepublik größer ist al???? die meisten Bundesländer hierzulande?

Sie sagen, das interessiert Sie doch alles nicht, wbzu müssen wir denn das wissen? Zum Beispiel, um die vielen Fragen einer deutsch-deutschen Vereinigung, die nach den ersten Begeisterungsstürmen sichtbar werden, auch nur annähernd zu verstehen. Und auch deshalb, damit Sie - rechtzeitig - begreifen, was das alles für Österreich bedeu: ten kann.

Die DDR ist insgesamt klei- ' ner als das Mammutbundesland Nordrhein-Westfalen. Verglichen mit den Ballungszentren an Rhein und Ruhr und an der Mündung des Mains in den Rhein ist die DDR, wie sie ja immer noch existiert und heißt, ein recht leeres Land. Die DDR hat, außer einer bedeutenden kulturellen Tradition, derzeit wenig; was sie in das neue Gesamtdeutschland einbringen kann, aber sie hat zweierlei: freien Raum und Menschen, die ihre neue Freiheit einmal ausprobieren wollen.

Und genau das ist es, was sie für die Bundesrepublik so attraktiv macht.

Es ist daher keineswegs so, daß nur Geschäftemacher und Seelenverkäufer über die Elbe zur Oder vorstoßen, um daselbst den armen Schwestern und Brüdern, auf gut deutsch, für'n Appel und 'n Ei die Buttervom Brot zu gaunern. Immer mehr Westis zieht es in den „ Osten", der für gute Deutsche immer noch die Mitte ist, weil sie die Größe der Wiederaufbau- Aufgabe reizt, die Wirtschaftsexperten aller Parteien bereits in Zahlen ausgedrückt haben - in sehr, sehr großen. Da werden sich selbst unsere tüchtigen deutschen Brüder und Schwestern tüchtig ins Zeug legen müssen.

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