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Jetzt genug Freiwillige

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Der 1. Jänner 1979 war wieder ein Stichtag für das österreichische Bundesheer: Es wurde mit der Aufstellung der sogenannten Landwehrstammregimenter begonnen. Aus diesem Anlaß sprach Alfred Grinschgl mit dem Militärkommandanten von Niederösterreich, Oberst dG Ernst Maerker.

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Der 1. Jänner 1979 war wieder ein Stichtag für das österreichische Bundesheer: Es wurde mit der Aufstellung der sogenannten Landwehrstammregimenter begonnen. Aus diesem Anlaß sprach Alfred Grinschgl mit dem Militärkommandanten von Niederösterreich, Oberst dG Ernst Maerker.

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FURCHE: Bis 1986 sollen in ganz Österreich die geplanten 30 Landwehrstammregimenter aufgebaut sein. Bedeutet das, daß unsere Landesverteidigung bis zur vollen Einsatzbereitschaft der sogenannten raumgebundenen Landwehr noch eine Schwächephase vor sich hat?

MAERKER: Jede Organisationsänderung ist eine gewisse Schwächephase. Oder sagen wir es so: Jede Organisationsänderung stellt sozusagen von einer Sinus-Kurve den unteren Teil dar. Aber man kann auf keinen Fall sagen, Österreich darf bis 1986 nicht angegriffen werden.

FURCHE: Für das Konzept der Raumverteidigung durch die Landwehr sind neben den sechs Monaten Grundwehrdienst die regelmäßigen Truppenübungen wesentlich. Es wäre doch sicher wünschenswert, wenn die Reservisten möglichst lückenlos an diesen Übungen teilnehmen würden?

MAERKER: Bei unseren Übungen ist der Ausfall sehr gering. Jeder Ver-schiebungs- öder Befreiungsantrag eines Angehörigen des Reservekaders wird mir persönlich zur Entscheidung vorgelegt. Es wird sehr rigoros vorgegangen. Bisher war es so, daß vom Kader zwischen 60 und 70 Prozent zur Übung gekommen sind, von den Wehrmännern aber über 90 Prozent.

FURCHE: Heute kann man feststellen, daß im Bereich der Landwehr und des Raumverteidigungs-Konzep-tes von allen Offizieren praktisch einheitliche Meinungen vertreten werden. Noch vor ein, zwei Jahren war das jedenfalls nicht so.

MAERKER: Das Milizsystem ist heute vom Offizierskorps akzeptiert. Das wurde vom Bundesministerium für Landesverteidigung geschickt gesteuert: Man hat die Kadersoldaten mit dem neuen System vorrangig vertraut gemacht. Die sechs Monate waren ja politisch vorgegeben, da ha ben wir natürüch keinen Einfluß gehabt. Das Entscheidende war dann die Beschlußfassung des Kaderübungsgesetzes im letzten Jahr {Jenes Gesetz, durch das Kadersoldaten für vermehrte Übungen verpflichtet werden können, Anm. d. Red.). Die Anregung dafür kam ja von uns aktiven Soldaten: Jetzt geht's.

Es gibt übrigens auch gar keine Schwierigkeiten mit den Kaderverpflichtungen. Die meisten, die dafür in Frage kommen, übernehmen freiwillig eine Funktion im Reservekader. Der gesetzliche Zwang hat der Freiwilligkeit eine Gasse gebahnt. Seit es dieses Kaderübungsgesetz gibt, gibt es keine Kritik mehr am Landwehrsystem: Aus Uberzeugung ist es gewissermaßen sacrosanct!

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