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Kein Privatvergnügen

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Der Anstieg der Schadenszahlungen der privaten Krankenversicherer lag 1980 mit zwölf Prozent deutlich überder Inflationsrate. Die Gründe dafür sind mannigfach:

Erstens hielt der Prozeß der Verlagerung der Behandlung ins Krankenhaus an - mit dem Ergebnis, daß die Krankenhausaufenthalte 1980 um 2,6 Prozent zunahmen.

Zweitens stieg aber auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. In Tirol z.B. um einen vollen Tag. Da weder von einer Grippewelle noch einer Epidemie im Westen Österreichs etwas bekannt wurde, wird man dies wohl auf

das Bestreben der Krankenhauserhalter zurückführen können, die Auslastung ihrer Betten zu heben. Ein Unterschied in der Dauer des durchschnittlichen Krankenhausaufenthaltes von sechs (!) Tagen zwischen Vorarlberg und Wien unterstreicht dies drastisch.

Drittens spielt der Kostendruck von der Honorarseite her eine immer größere Rolle. Die Mediziner wollen sich beim Privatpatienten holen, was ihnen - ihrer Meinung nach - die Krankenkasse vorenthält.

Viertens schlägt zu Buch, daß sich die von der Sozialversicherung gezahlten Tagsätze perverserweise nach den Einnahmen eines Krankenhauses richten. Nach diesem System versucht jeder Krankenhauserhalter verständlicherweise durch hohe Einnahmen bei Privatpatienten auch zu höheren Einnahmen bei Kassenpatienten zu kommen.

Fünftens schließlich ist Leo- dolters 100 Millionen-Ding bislang ohne Wirkung in der Sache selbst geblieben: Obwohl für 1979 versprochen, ist bis heute kein einziges Ergebnis der Kostenrechnung publiziert worden. Die Konsequenz: Beginnend mit Februar haben die privaten Krankenversicherer ihre Tarife um durchschnittlich zehn Prozent erhöht.

„Na und? Das ist das Problem jener privilegierten Kreise, die sich eine Privatversicherung leisten können ..hör’ ich schon die wack’ren linken Sozialromantiker sagen.

Ist es mitnichten!

Es ist erstens das Problem von 2,8 Millionen - denn soviele Österreicher haben eine private Kranken(zusatz)versicherung. Und es ist zweitens auch das Problem der „bloß“ gesetzlich Krankenversicherten. Nicht nur, weil die Kostensteigerungen, die den privaten Krankenversicherern zu schaffen machen, natürlich auch bei der Sozialversicherung direkt durchschlagen, sondern auch, weil die Privatpatienten in einem erheblichen Ausmaß die Kassenpatienten subventionieren.

Weniger Privatversicherte heißt somit auch weniger Einnahmen der Krankenhäuser aus diesem Titel und damit auf Sicht Überwälzung der dadurch nicht gedeckten Fixkosten auf die Sozialversicherungsbeiträge.

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