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Maturantenschwemme in Tirol

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Tirol wird in den kommenden zehn Jahren an die 3000 Maturanten zu viel und um rund 10.000 Lehrlinge zu wenig haben, wenn der bisherige Ausbildungstrend anhält. Das geht aus einer Prognose der Kammer der gewerblichen Wirtschaft hervor, die für den Zeitraum von 1975 bis 1985 erstellt wurde. In der Prognose sind der gegenwärtige Beschäftigungsstand, Ersatzbedarf und Zusatzbedarf der Wirtschaft und das sogenannte Nettoangebot aus der Wohnbevölkerung berücksichtigt.

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Tirol wird in den kommenden zehn Jahren an die 3000 Maturanten zu viel und um rund 10.000 Lehrlinge zu wenig haben, wenn der bisherige Ausbildungstrend anhält. Das geht aus einer Prognose der Kammer der gewerblichen Wirtschaft hervor, die für den Zeitraum von 1975 bis 1985 erstellt wurde. In der Prognose sind der gegenwärtige Beschäftigungsstand, Ersatzbedarf und Zusatzbedarf der Wirtschaft und das sogenannte Nettoangebot aus der Wohnbevölkerung berücksichtigt.

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Der Tabelle über Bildungsstand und Bildungsnachfrage läßt sich zum Beispiel entnehmen, daß Angebot und Nachfrage bei den Akademikern zwar ausgeglichen sind, jedoch erhebliche Diskrepanzen in einzelnen Studienrichtungen bestehen. So zeigt sich ein Überangebot an Wirtschaftswissenschaftern und Philosophen und ein Mangel an Theologen, Medizinern und Experten der Montani-stik und Bodenkultur. Bei den Mittelschülern ist nach dieser Statistik lediglich unter den Handelsakademikern ein ausgeglichenes Verhältnis zu erwarten. Sowohl bei den allgemeinbildenden höheren Schulen als auch bei den höheren technischen Lehranstalten sowie bei den Anstalten zur Heranbildung von Lehrern und den Frauenoberschulen werden beträchtliche Albsolventenüber-schüsse vorausgesagt.

Bei den Fachschulen hingegen ergibt die Gesamtbilanz einen Mangel an Absolventen, der vor allem in der mittleren Erzieherlauffoahn und den Frauenfachschulen, aber auch in den Handelsschulen auffällt. Schließlich wird die Wirtschaft rund 10.000 zusätzliche Lehrlinge benötigen als aus dem trendmäßigen Angebot aus der Wohnbevölkerung errechnet wurden.

In diesem Zusammenhang ist auch die Lehrliinigsstatistik für den Zeitraum 1964 bis 1974 interessant. Es ist daraus u. a. eine Zunahme an ausgebildeten Lehrlingen in den Berufen Kraftfahrzeuigmechaniker um 45,9 Prozent, Elektroinstallateur um 83,2 Prozent, Radiomechaniker um 115,5 Prozent, Betriebselektriker um 113,2 Prozent au entnehmen. Abnahmen verzeichnen die Berufe Da-menikleidermacher (36,5 Prozent), Bäcker (40,7 Prozent), Maler (45,3 Prozent), Fleischer (35,8 Prozent) und Herrenkleidermacher (44,4 Prozent).

Die auf Erfahrungswerte der vergangenen Jahre fußende Vorschau der Tiroler Handelskammer lenkt die Aufmerksamkeit auf ein Problem, das von Fachleuten als das „Kernproblem “ der Bildungspolitik der Zukunft“ bezeichnet wird: die Bildiungsinformation. Der zuständige Referent der Landesregierung, Landeshauptmannstellvertreter Prior, meint hiezu: „In einer freien Gesellschaft wird man natürlich jedem Bürger einen freien Ausbildungsweg offenhalten, aber der Bürger hat auch ein Recht darauf, über die Zukunftschancen, die eine Ausbildung bietet, zeitgerecht informiert zu werden.“ Die Frage der beruflichen Ausnützbarkeit der SchuLausbildunig sollte also von Eltern und Schülern gemeinsam mit Lehrern und Berufsberatern rechtzeitig geklärt werden.

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