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„Nicht nur über die Probleme reden - auch etwas tun“

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Die in Wien lebenden Kärntner setzen neue Akzente für den Föderalismus: Junge Akademiker aus dem südlichsten Bundesland, die seit Jahren in der Bundeshauptstadt leben, wollen ihren Landsleuten von Wien aus unter die Arme greifen. Der „Verein Förderer Kärntens“, wie sich diese Gruppe aufstrebender Manager, Bankkaufleute, Universitätsassistenten, Untemehmensberater und Studenten selber nennt, will ein unkonventionelles „Kärntner Wien-Büro“ als Verbindungsstelle aufbauen, an das sich alle an Kontakten Interessierte wenden können. Ziel der „Förderer Kärntens“: Aktivierung des Informations- und Fähigkeitspotentials der „Wien-Kärntner“ und mit deren Know-how zur Lösung der ökonomischen, infrastrukturellen und sozialen Probleme Kärntens beitragen.

Das „Potential“, von dem die Vorstandsmitglieder des Vereins sprechen, sind die etwa 25.000 in Wien lebenden Kärntner (einschließlich der Studenten). 200 von diesen haben sich innerhalb kurzer Zeit den „Förderern Kärntens“ angeschlossen und bei jeder Versammlung werden es mehr.

Überraschend auch die Reaktionen in Kärnten selbst. Unabhängig von den „Förderern Kärntens“ hatte im Frühjahr dieses Jahres die FPÖ-Frak- tion im Kärntner Landtag die Errichtung eines Büros in Wien gefordert. Der Vorschlag der Freiheitlichen führte zu einem Parteienstreit und scheiterte an der sozialistischen Mehrheitsfraktion. Nichts konnte den sich in die Haare geratenen Parteien willkommener sein, als ein Vorstoß aus der Bundeshauptstadt noch dazu, wenn die Initiatoren von der „politischen Blutgruppe 0“ waren. Landeshauptmann Wagner war mit den „Förderern Kärntens“ schon längere Zeit in brieflichem Kontakt, hatte ihnen auch Unterstützung zugesichert, aber deutlich erklärt: „Diese Gruppe darf das Kärntner Büro nicht als politische. Spielwiese benützen.“

Mag. Robert Zankel und Dr. Karl Heinz Moser, Initiatoren des Vereins, sicherten zu: „Wir garantieren für Uberparteilichkeit. Jeder kann bei uns mitmachen, solange er keine Parteipolitik betreibt“. In Kärnten wurde das verstanden, das Echo war unerwartet groß. Alle drei Parteien und wichtigen Institutionen haben dem Verein Unterstützung zugesagt

Was wollen die „Förderer Kärntens“ überhaupt? Mag. Zankel: „Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist die wirtschaftliche Situation in Kärnten eher trist. Es fehlt ein wirtschaftlicher Ballungsraum, viele Kärntner - auch wir selbst - müssen außerhalb des Landes einer Arbeit nachgehen. Nicht nur die geographische Lage hat zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten beigetragen, es fehlt ganz einfach auch an Kontakten zur Zentralverwaltung.“ Hier sehen die Vereinsmitglieder ihre Chance. Sie wollen Informationen Zusammentragen, wollen engere Kontakte der „Wien-Kärntner“ untereinander und zu den Landsleuten in Kärnten knüpfen.

Zu diesem Zweck soll zuerst das Kämtner-Büro in Wien errichtet werden. Dieses Büro soll die Kontakt- und Koordinationsstelle sein, Betreuungsund Beratungsdienste werden von hier aus geleistet werden. Bis zum Sommer soll die Arbeit im Büro aufgenommen werden.

Der Verein will vor allem in ökonomischer Zielrichtung vorstoßen, denn hier können die „Wien-Kärntner“ ihr Know-how anbieten. Geplant sind auch Vortragszyklen über Kärnten und Veranstaltungen kultureller Natur. Ideen haben die „Förderer Kärntens“ also genug, Arbeitskreise sollen nun die Realisierungsmöglichkeiten prüfen. Schließlich will der Verein „nicht über die Probleme reden, sondern auch etwas tun“ (Moser). Mag. Zankel hofft jedenfalls, daß der Verein immer größer und effizienter wird. Denn: „Viele Leute springen erst auf fahrende Züge auf.“

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