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OSU-Mann Lennkh - ein ,roter Baron'?

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Nur in einem sind sich die Fraktionen bei den Wahlen zur österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) am 16. und 17. Mai einig: Die Wählbeteiligung - schon 1977 nur 38,7 Prozent - wird sinken. Die österreichische Studentenunion (ÖSU), der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) und die Junge Europäische Studenteninitiative (JES) wollen das möglichst verhindern, dem Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStö) ist es egal: „Das ist nicht unser Problem.“ Ein Trost: „Der ÖH-Wahlkampf ist der billigste in Österreich...“ (Fritz Lennkh, ÖSU).

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Nur in einem sind sich die Fraktionen bei den Wahlen zur österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) am 16. und 17. Mai einig: Die Wählbeteiligung - schon 1977 nur 38,7 Prozent - wird sinken. Die österreichische Studentenunion (ÖSU), der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) und die Junge Europäische Studenteninitiative (JES) wollen das möglichst verhindern, dem Verband Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStö) ist es egal: „Das ist nicht unser Problem.“ Ein Trost: „Der ÖH-Wahlkampf ist der billigste in Österreich...“ (Fritz Lennkh, ÖSU).

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Der ÖH-Wahlkampf im Schatten der Nationalratswahl nimmt vor allem die Spitzenkandidaten sehr mit: Fritz Lennkh (ÖSU) und Christiane

Schöller (RFS) stammen aus Salzburg und pendeln zwischen Salzach und Donau. VSStö-Boß Walter Schwarzenbrunner stammt aus Linz. Nur die JES, „die einzige nichtsozialistische Alternative“ (Plakatslogan), nominierte einen Wiener: Rainer Stepan.

Wahlzuckerln haben alle gestreut. Die ÖSU möchte ihr „bewährtes Studentenservice“ fortsetzen, die JES -ganz auf „europäisch“ getrimmt - einen besseren Zugang zu ausländischen Universitäten ermöglichen. Stepan: „Wir sind gegen nationale Bildungsautarkie.“

Hervorstechend die Forderung des RFS nach einem Institut für Umwelt und Ökologie. Der VSStö verlangt, sich mehr um die Wohnungsvermitt-hing für Studenten zu kümmern und will mehr Politik in den Universitätsräumen sowie die Förderung von Arbeiterkindern. Schließlich sagt Schwarzenbrunner den Serviceleistungen der ÖH den Kampf an. Für ihn ist Service ohne Politik nicht der richtige Weg.

Schwierigkeiten haben kurz- oder langfristig alle: Die ÖSU (33 Mandate) nominierte den „linken Kompromißkandidaten“ Fritz Lennkh, um ihrem Linksdrall ein vorläufiges Ende zu setzen. Trotzdem bleiben Spannungen zwischen den „braven“, ÖVP-treuen Wiener ÖSUlern und den,Linken“ in den Bundesländern, die „Eigentum als Machtmittel zur Durchsetzung eigener Interessen“ betrachten, die Gesamtschule begrüßen und das extrem linke Russell-Tribunal unterstützen.

Der VSStö (11 Mandate) hat von den vier großen Fraktionen am meisten mit den Finanzen zu kämpfen. Trotz besserer Beziehungen zur Partei wird das Geldbörsel in der SPÖ-Zentrale nur ungern gelockert. Gemeinsame Veranstaltungen mit den Kommunisten, wie noch 1977, sind diesmal nicht geplant.

Die JES (7 Mandate) trat mit einem Brief an sämtliche Hochschulprofessoren ins Fettnäpfchen, in dem um eine Spende gebeten wurde. Kernsatz: „Wir würden Ihre Spende einfach als Anerkennung unserer Bestrebungen für eine leistungsbewußte und vernünftige Hochschülerschaft dankbar akzeptieren.“ Was andere Fraktionen entweder genüßlich der Presse mitteilten (VSStö), als Hohn gegenüber Studenteninteressen bezeichneten (RFS) oder nur ätzend kommentieren: „Ich würde der

JES empfehlen, für die Wahlen des Professorenverbandes zu kandidieren“ (Lennkh).

Der RFS (5 Mandate), Hauptverlierer der Wahl 1977, versucht durch die Aufstellung einer attraktiven Kandidatin einen Einbruch in die weibliche Wählerschaft Vorwürfe der anderen Fraktionen, der RFS lehne die neofaschistische Aktion Neue Rechte (ANR) nicht konsequent und unmißverständlich genug ab, weist Christiane Schöller in einem FURCHE-Gespräch zurück: „Ich persönlich betrachte mich zwar als national, aber die von der ANR, die sind ja irrsinnig!“

Die JES greift auch die ÖSU und deren Linkslastigkeit mit einer Sammlung von Pressezitaten (Dokumentation „Rotbuch“) an. Betrachtet sich die ÖSU als „links“? Lennkh zeigt mit einer ausweichenden Antwort politisches Geschick: „Es ist die Frage, wo die JES steht.“ Diese wird regelmäßig ins Aristokrateneck gedrängt. Der vorgeworfene Monarchismus wird von Stepan mit einem Gegenangriff vom Tisch gefegt: „Der Lennkh ist ja selber Baron.“ Lennkh kontert: „Es kommt nicht darauf an, was man ist, sondern als was man sich fühlt“

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