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Triumph der „Karteileichen“?

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Die lennkhsten Gesichter gab es am Abend des 17. Mai bei der Osterrei-chischen Studenten-Union (OSU). Die unter dem Vorsitzenden der OH (OsterreichischeHochschiilerschaft), Fritz Pesendorfer, und seinem vor-aussichtlichen Nachfolger Fritz Lennkh auf gemafiigtem Linkskurs befindliche OSU verlor klar ihre absolute Mehrheit im Zentralausschufi der OH (und in etlichen kleineren OH-Gremien) und wird sich nun bei anderen Fraktionen um Unterstiit-zung bemiihen miissen.

Zweiter grofier Verlierer der OH-Wahlen war die Glaubwiirdigkeit der Studentenpolitik iiberhaupt. Wenn sich nicht einmal mehr ein Drittel der Immatrikulierten zum Urnengang fiir die Standesvertretung aufrafft, kann der teils berechtigte Hinweis auf die vielen „Karteileichen“ dies-mal nur als schwacher Beschoni-gungsversuch gelten.

Als Wahlsieger konnen sich jene drei Fraktionen fuhlen, die je vier Mandate dazugewannen: der Ver-band sozialistischer Studenten Osterreichs (VSStO), die Junge Eu-ropaische Studenteninitiative (JES) und das Studentenforum Graz. Wo-bei prozentuell der JES der grofite Sprung gelang: das Team um Rainer Stepan, Michael Ikrath und Carina Rys verfolgt seit Jahren eine konse-quent christdemokratisch-konservative Linie, was auf Hochschulboden sicher ein gewisses Rysiko ist, aber von den Wahlern zunehmend hono-riert wird.

Nur auf den ersten Blick scheint die Position der vier linken im Zentralausschufi vertretenen Fraktionen - VSStO, Gruppe revolutionarer Marxisten (GRM), Kommunistischer Studentenverband (KSV) und Liste kommunistischer Hochschiiler (LKH) - geschwacht. Sie haben zwar von den zehn zusatzlichen Sitzen nur drei erobert und halten jetzt bei 20 von 75 gegeniiber bisher 17 von 65, haben aber prozentuell leicht ge-wonnen (1979: 26,83%, 1977: 26,51%).

Anders ging es den Listen von rechts bis zur „progressiven Mitte“ (OSU-Selbstdefinition): OSU, JES, Ring freiheitlicher Studenten (RFS), Fraktion Theologie, Forum Graz und die Grazer Abspaltung des RFS unter Andrea Gotz, der Tochter des FPO-Obmannes (r. f. s.). Sie haben zwar nun 55 statt bisher 48 Mandate, also sieben zusatzliche gewonnen, aber in Prozenten abgebaut (von 72,27 auf 69,59%); diese Prozente entfielen auf die mandatlos gebliebenen Splitter-gruppen.

Die im weitesten Sinn „bvirgerli-chen“ Listen werden daher in Zu-kunft nocl> mehr um eine hohere Wahlbeteiligung ringen miissen.

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