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Das Drängeln um die Mitte

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Nicht weniger als vier wahlwer- men (was nur teilweise gelang: Die bende Gruppen durften sich bei den letzten Hochschülerschaftswahlen im heurigen Mai der finanziellen Unterstützung durch die steirische ÖVP erfreuen: Neben den bekanntermaßen mehr oder weniger ÖVP-nahen Gruppen „österreichische Studentenunion“ (ÖSU), „Junge Europäische Studenteninitiative“ (JES) und Forum Graz naschte angeblich auch der Grazer „r. f. s.“ (eine lokale Absplitterung des „Ringes freiheitlicher Studenten“) an „schwarzen“ Geldtöpfen. Vor einer ähnlichen Situation steht nun auch die Bundespartei: ÖSU, JES und Forum reklamieren die „politische Mitte“ (und damit die Parteigelder) jeweils für sich.

Nach der für die ÖSU eher erfolglosen ÖH-Wahl (die Mannen um Fritz Lennkh verloren ihre absolute Mehrheit) endeten die schon seit zwei Jahren schwelenden Konflikte zwischen rechtem und linkem Flügel der Fraktion, zwischen CVern und Nicht- CVern, zwischen Uni Wien und dem „Rest der Welt“ mit dem schon lange erwarteten Eklat: Zuerst traten die Wiener Medizinstudenten geschlossen aus der ÖSU aus und in die „Medizinerunion“ ein. Ihnen folgten die Naturwissenschaftler, die das „Team Engagierter Naturwissenschaftsstudenten“ - TEN - gründeten.

Und schließlich verließ auch der Rest der ÖSU-Mandatare an der Wiener Universität die Fraktion und trat in das - vorsorglich schon im Juni 1978 vom jetzigen ÖH-Uni-Wien- Vorsitzenden Emst Wurz gegründete - „österreichische Studentenforum“ (ÖSF) ein.

Der Anlaß dieses spektakulären Schrittes war die Wahl des Salzburger Jus- und Theologiestudenten Fritz Lennkh zum Vorsitzenden des Zentralausschusses, die mit den Stimmen der Rest-ÖSU, des Verbandes Sozialistischer Studenten und des Kommunistischen Studentenverbandes erfolgte. Der Wiener Zach, auf den sich die „bürgerlichen“ Gruppen geeinigt hatten, war knapp unterlegen (die Absprachen dürften so geheim gewesen sein, daß nicht einmal alle Beteiligten Bescheid wußten, jedenfalls fehlten drei Stimmen, deren Verbleib bis jetzt noch nicht voll geklärt ist).

Die nun folgenden Sommerpause nützten die Wiener Forum-Leute, um einerseits mit den widerspenstigen Naturwissenschafts- und Medizinstudenten wieder ins reine zu kom-

Medizinerunion ließ sich zwar zu einer engen Zusammenarbeit, nicht aber zur Aufgabe der eigenen Fraktion bewegen und bleibt ein unsicherer Koalitionspartner), anderseits, um mit den schon länger bestehenden Forum-Gruppen in Graz, Leoben, Klagenfurt und Linz Gespräche aufzunehmen, die Ende Oktober zur Fusion mit diesen Gruppen führten. Ein gesamtö sterreichischer V orstand (Obmann: Wolfgang Routil aus Graz, Stellvertreter: Christian Zach, Generalsekretär: Emst Wurz, beide von der Wiener Universität) war bereits im Sommer gewählt worden.

Womit das Gerangel um die „politische Mitte“ perfekt ist. Denn während die Forum-Leute Routil und Wurz unisono behaupten, „das Forum ist die Studentenfraktion der politischen Mitte“, beharrt Fritz Lennkh „die ÖSU war immer die Fraktion der Mitte und ist es heute noch“, und JES-Fraktionsführer Rainer Stepan stellt fest: „Die einzige Gruppierung, die’s in der Mitte gibt, die einigermaßen stark und geschlossen ist, ist die JES.“

Wobei die „Mitte“ aus zwei Gründen so begehrenswert erscheint: Zum einen finden sich dort jene Wählermassen, die - wenn man sie dazu bewegen kann, zur Wahl zu gehen - die Mehrheit garantieren, zum anderen geht über die Mitte jener Geldregen seitens der ÖVP nieder, der seit der ÖH-Wahl versiegt ist. Ist die Partei doch in der beneidenswerten Lage, sich ihre hochschulpolitischen Freunde jetzt aus suchen zu können, wobei sie sich offensichtlich Zeit zu lassen gewillt ist.

Und so beruft sich Lennkh auf das „historisch entwickelte Nahverhältnis“ der ÖSU zur ÖVP, das auch jetzt „noch aufrecht“ ist, kündigt Wurz die baldige Entstehung eines Grundsatzprogrammes an, das „auf der Basis des Salzburger Programmes“ entstehen soll, und verweist Stepan auf die Übereinstimmung des JES mit der ÖVP sowohl in den Grundsätzen als auch in den zur Lösung anstehender Sachfragen.

Wobei sich die Aussagen der drei Gruppen gerade in diesen Sachfragen teilweise zum Verwechseln ähneln. ’

Mit den Schwerpunkten der ÖH- Politik in der kommenden Amtsperiode wird sich ein Beitrag der nächsten FURCHE-Jugendseite beschäftigen.

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