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Wechsel am Futtertrog

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„Daher ist die ÖSU für den Zentralausschuß unwählbar,“ Spät, aber doch flatterte eine Presseaussendung der Jungen Volkspartei Wien anläßlich der diese Woche stattfindenden Wahlen in die Gremien der österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) mit diesem markigen Satz in die österreichischen Redaktionen.

Die Rede ist freilich nur vom Zentralausschuß, denn an einzelnen Universitäten wird ja die österreichische Studentenunion (ÖSU) noch von Landesorganisationen der ÖVP, so auch von Erhard Buseks Wiener VP, finanziell unterstützt. Aber was den seit Jahren auf konsequentem Linkskurs befindlichen ÖSU-Leuten bisher immer gelungen war, in Wahljahren noch die Kurve zu den Geldhähnen der Bundes- ÖVP zu bekommen, ging heuer schief, die Bundes-ÖVP schenkt ihre pekuniäre Gunst diesmal anderen Gruppen: dem Studentenforum und der Jungen Europäischen Studenteninitiative (JES).

Auch dem ÖSU-Koalitionspartner VSStö (Verband Sozialistischer Studenten Österreichs) bleiben diesmal die Futtertröge der Zentrale der Mutterpartei SPÖ verschlossen. Man hält sich mit Zuschüssen von Landesparteiorganisationen über Wasser.

Der Schritt der ÖVP ist nur logisch, wenn man eine jüngst von Karl Robert Hiebl aus Salzburg vorgelegte Studie „Politisches Interesse der österreichischen Studenten'.' betrachtet. Demzu folge ist unter den JES-Sympathisan- ten der Anteil der ÖVP-Wähler mit 68,4 % deutlich höher als unter den ÖSU-Leuten, die nur mit 51,9 % der ÖVP zuneigen. Mehr ÖVP-Nähe weisen da noch das Forum Innsbruck (68,0 %) und das Studentenforum Wien (66,7 %) auf, etwas weniger das Studentenforum Graz (46,6 %).

Vom VSStö ziehen 64,9 % die SPÖ anderen Parteien vor. Wähler aus dem „gegnerischen“ Lager ziehen am ehesten die ÖSU (8,3 % SPÖ-Wähler-Anteil), das Forum Graz (12,3 % SPÖ- Wähler-Anteil) und der Ring Freiheitlicher Studenten/R FS (13,1 % ÖVP- Wähler-Anteil) an.

Befragt nach der politischen Präferenz fiir eine Partei, zeigten 41,4 % keinerlei Präferenz, weitere 6,2 % machten keine Angabe. Mit 27,6 % (52,7 % der Deklarierten) schnitt die ÖVP am besten ab, gefolgt von der SPÖ mit 17,2% (32,8% der Deklarierten).

Die Entscheidung wird also von den ÖVP-Wählern abhängen. Diese tendierten im Herbst 1980 noch zu 44,7 % zur ÖSU und mit 19,8 % zur JES. Zu diesem Zeitpunkt hätten von den Deklarierten 35,4 % ÖSU (ÖH-Wahl 1979:38,3 %), 22,8 % VSStö (18,5) und 12,0 % JES (14,0) gewählt, wenn man dieser Umfrage vertrauen kann.

Denn eine andere, vom Jänner 1981 stammende, Untersuchung an der Universität Wien ortete zumindest dort ein Kopf-an-Kopf-Rennen von ÖSU (26 %) und JES (25 %), gefolgt vom VSStö (18 %) und dem derzeit die Hauptausschußvorsitzende, Susanne Ehgartner, stellenden Studentenforum (11 %). Die ÖSU dürfte es also sehr schwer haben, an ihr Ergebnis von 1979 heranzukommen.

Die Hiebl-Studie zeigt jedenfalls auf, daß das allgemeinpolitische Interesse der Studenten wesentlich ausgeprägter ist als das hochschulpolitische. Vor allem Techniker und Mediziner, das stärkste Wählerpotential des bürgerlichen Lagers, zeigen kaum hochschulpolitisches Interesse-zum Unterschied zu den Sympathisanten der linken Gruppierungen.

Wenn sich diese Lethargie nicht ändert, wird das früher oder später ins Auge gehen. Vielleicht schon diese Woche. Donnerstag abend wird man wissen, ob die ÖH noch Kredit hat oder schon bankrott ist.

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