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Polnische Filmfestwoche in Wien

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Polen als Filmland kennen wir hier nicht oder kaum. Alle Jubeljahre verirrt sich einmal ein polnischer Film in unsere .Kinos, und wir müssen dann erstaunt feststellen, wie gut, ja ausgezeichnet immer diese Produktionen sind, und fragen, warum bekommen wir nicht mehr und nicht öfter einen Film aus Polen zu sehen? Die Antwort ist ganz einfach: Polen ist eine sozialistische Volksdemokratie, und da werden die Filme nicht nach kommerziell-erfolgreichen, sondern nach anderen Gesichtspunkten (darunter auch vorwiegend künstlerischen) gemacht. Wir sind glücklicherweise eine kapitalistische Demokratie, in der aber leider auch die Kunst dem Gelderwerb, dem Verdienst unterworfen ist; und so kommt es eben, daß künstlerische Filme, die keine finanzielle Erwerbschance haben, bei uns benachteiligt sind... Überall gibt es Vor- und Nachteile — die Frage ist nur: wie ist die Relation?

Jedenfalls — um dem Mangel an Kenntnis polnischer Filmwerke (die ja ansonsten nur einige wenige Filmleute und Kritiker bei ausländischen Festivals zu sehen bekommen) wird diese Woche in Wien in den Kammerlichtspielen eine Polnische Filmfestwoche veranstaltet; gezeigt werden sieben Filme, und zwar (nach einer geschlossenen Premiere am 19. Jänner) am 20. Andrzej Waj-das „Das Gelobte Land“, das Leben in Lodz zu Ende des 19. Jahrhunderts im Aufbruch der industriellen Revolution, am 21. „Major Hubal“ von B. Poreba, die Geschichte eines polnischen Majors, der weiterkämpfte, als Polen bereits von Hitlers Truppen erobert war; am 22. Jänner hierauf „Tötet das schwarze Schaf“ von Jerzy Passendorfer, ein. Film über die Anpassungsprobleme eines schwierigen jungen Mannes im Polen von heute (Katholischer Filmpreis beim Festival von San Sebastian 1973), am Freitag, dem 23. Jänner, W. Borowczyks „Geschichte einer Sünde“, der Lebensweg eines gefallenenen Mädchens um die Jahrhundertwende, am 24. Jänner Andrzej Wajdas hinreißendes Traumspiel „Hochzeit“, am 25. „Illumination“ von Kristof Zanussi und zum Abschluß am Montag, dem 26. Jänner, J. Batorys „Der See der Kuriositäten“, die Geschichte eines jungen Mädchens, das die Welt um sich herum nicht mehr versteht. Alle diese Filme werden in Originalfassung mit deutschen Untertiteln, oder auch deutsch synchronisiert vorgeführt, die Vorführung in den Kaimimer-liohtspielen beginnt jeweils um 19 Uhr. Es ist zu hoffen, daß die Wiener — zumindest die echt Film-interessierten — diese so seltene Gelegenheit nicht versäumen werden, sich mit der Filmkunst eines Nachbarlandes und einstigen Weggefährten vertraut zu machen.

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