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Sozialistische Internationale kommandiert: „Links um!“

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Entwicklungshilfe-Staatssekretär Eugen Veselsky hat die Vielfalt der heimischen Entwicklungshilfe-Organisationen satt. Um mit dem „Kantönligeist“ in der Entwicklungshilfe einmal aufräumen zu können, plant Veselsky, alle Entwicklungshilfe-Organisationen (es gibt in Österreich etwa ein Dutzend) unter dem Primat des „Wiener Institutes“ zu einer zentralen Einheit zusammenzuspannen.

Respekt nötigt dieser Schachzug insbesondere jenem ab, der weiß, worum es sich beim „Wiener Institut“ handelt: Als Präsident des Institutes fungiert Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender Bruno Kreisky, für den Posten des Vizepräsidenten hat SPD-Chef Willy Brandt seinen klingenden Namen hergegeben. Das „Wiener Institut“ ist nämlich ein Ableger der „Sozialistischen Internationale“.

„Stein des Anstoßes“ und auslösendes Moment für die Diskussion zur Konzentration der Entwicklungshilfe, die, wie es den Anschein hat, auch über die Köpfe der in der Entwicklungshilfe dominierenden kirchlichen Institutionen hinweg betrieben werden soll, war in Veselskys Augen die angeblich ungerechtfertigte „Medien-Vielfalt“. Mittlerweile hat sich jedoch herausgestellt, daß Veselsky durch seine Mitarbeiter mit falschen Zahlen versorgt worden war oder daß er zumindest die ihm ausgehändigten Zahlen über die finanzielle Situation der einzelnen Entwicklungshilfe-Publikationen falsch interpretiert haben dürfte.

So schreibt „profil“, daß die „Zeitschrift für Lateinamerika“ von 266.000 Schilling lebe, was den Eindruck erweckt, diese Publikation . bekäme 266.000 Schilling an staatlicher Förderung. Tatsächlich aber bekommt die „Zeitschrift für Lateinamerika“, wie von den zuständigen Stellen zu erfahren ist, nur 70.000 Schilling jährlich vom Veselsky-Ressort. Die „restlichen“ 196.000 Schilling, von denen die Publikation lebt, stammen von Inserenten, Abonnenten und Druckkostenzuschüssen.

Die von Veselsky breitgewalzte Frage der Entwicklungshilfe-Publikationen scheint aber ein Nebenkriegsschauplatz zu sein, der vom eigentlichen Sprengstoff der Veselsky-Pläne ablenken soll: Die Zentralisierung der einzelnen Institutionen unter der Oberhoheit der Sozialistischen Internationale wird als „rote Verstaatlichung“ interpretiert.

Zusätzliche Unsicherheit entsteht dadurch, daß die Kirche bisher in dieser politisch so brisanten Auseinandersetzung schweigt. Vier der zwölf Institutionen sind kirchliche Gründungen oder stehen zumindest kirchlichen Instituten sehr nahe: Das „Afro-Asiatische Institut“, der „österreichischeEntwicklungshelferdienst“, das „Institut für Internationale Zusammenarbeit“ und die „österreichische Forschungsstiftung für Entwicklungshilfe“. Veselskys Pläne, die ja offenbar die kirchlichen Institutionen miteinschlossen, müßten eigentlich kirchlicherseits auf entrüstete Ablehnung stoßen.

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