7010257-1988_05_11.jpg
Digital In Arbeit

Stoppt Mammutprojekte!

Werbung
Werbung
Werbung

Für die UNO waren die sechziger Jahre die „erste Entwicklungsdekade“. In der öffentlichen Meinung galt der Beistand für die Länder der Dritten Welt als Problem, das die ganze Menschheit zu lösen hatte.

Die Erfahrung ergab jedoch, daß der Glaube an die schnelle Wirksamkeit der Entwicklungshilfe verfrüht war. Die hohen Investitionen der Industrieländer in der Dritten Welt hatten kaum zur erwarteten Steigerung der Produktion geführt.

Die Gründe dafür waren vielfältig: mangelnde Koordination zwischen den Geberländern; Machbarkeitsstudien, bei denen naiverweise angenommen wurde, die eigenen Voraussetzungen müßten auch für die Entwicklungsländer stimmen; Projekte aus politischer Gefälligkeit (etwa um ein wackeliges, aber freundschaftlich verbundenes Regime zu stützen), schließlich beiderseitige Korruption.

Auch die österreichische verstaatlichte Industrie hat aufgrund solcher Machenschaften, die vorerst Riesengewinne versprachen, über Urteile internationaler Gerichte Müliardensummen an Entschädigung zahlen müssen.

Heute geben alle diese Mißerfolge über nun schon Jahrzehnte hinweg Anlaß zu grundsätzlichen Überlegungen und Debatten. Wie ist zu helfen, damit die Länder des Südens die Verantwortung über ihr Wirtschaftswachstum selbst in die Hand nehmen können? Wie ist „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten?

In Österreich versuchte das Wiener Institut für Entwicklungsfragen und Zusammenarbeit (VIDC) eine landesweite Diskussion über die österreichische Entwicklungspolitik auszulösen (siehe Seite 9). Das Echo darauf war nicht groß.

Dem Ausländer bietet sich das Büd, wonach Österreich mit der

Eingliederung in die EG sein etwas lädiertes Image verbessern will. Doch kann Österreich — wie jedes Land—sein Image nur durch Taten verbessern. Und Entwicklungshilfe ist ein weitläufiges Gebiet für Taten. Entwicklungshilfe ist auch vorteilhaft für den Geber: sie bringt vorteilhafte Aufträge und politisches Ansehen.

Weltweit hat sich ein Bewußtsein von der Notwendigkeit einer Intensivierung der Nord-Süd-Zusammenarbeit durchgesetzt. Auch Österreich diskutiert eine Neuordnung seiner Entwicklungshilfe (Seite 10 und Kasten rechts).

Das Vertrauen in Methoden des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank ist im Schwinden. Und in der Tat: die Methoden der Entwicklungshüfe gehörten geändert.

Staatliche Entwicklungshilfe muß erhöht und vor allem qualitativ verbessert werden: weg von den Mammutprojekten und hin zu Klein- und Mittelprojekten auf regionaler Ebene. Weniger spektakuläre, dafür mehr in der Bevölkerungsstruktur verwurzelte Unternehmungen.

Die neuen Entwicklungshilfestrategien werden aber nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn das internationale wirtschaftliche Umfeld dies zuläßt. Es hegt an den Industrieländern, ein derartiges Umfeld zu schaffen, das die Entwicklung des Südens erleichtert.

Was die eigentliche Entwicklungshilfe betrifft, darf man nicht alles negativ sehen. Viele Projekte haben bisher schon zu Erfolgen geführt. Aber insgesamt hat sich die Situation verschlechtert; aus verschiedenen Gründen: Extreme Ausbeutung natürlicher Ressourcen, galoppierender Bevölkerungszuwachs, Landflucht, Fehlinvestitionen und Korruption haben zu Hunger, Krankheiten und Arbeitslosigkeit geführt.

Auf der anderen Seite gibt es mehr und mehr private, aber auch öffentliche Organisationen, die neue Wege beschreiten mit erhöhten Erfolgsaussichten (siehe Beitrag unten). Einer Perspektive von Großinvestitionen und Technologietransfer folgt eine solche des Austausches, der Gegenseitigkeit zwischen den Menschen des Nordens und des Südens.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung