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Am päpstlichen Mittagstisch

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Algerich ist kein Gotenkönig, sondern Journalist, und Justinus kein oströmischer Kaiser, sondern Beamter im Staatsarchiv. Dafür ist Augustinus wirklich Augustinus. Im Buch „Der wandernde Fels. Die römisch-katholische Kirche Österreichs, der Papst und sein Gottesstaat” des unmittelbar nach Vollendung des Manuskriptes verstorbenen Autors Hans Pasch treten reale und fiktive Figuren auf. Sie erzählen und sprechen über die wichtigsten Episoden in der jüngeren Geschichte der katholischen Kirche Österreichs mit dem Va-tikan.

Hans Pasch wußte, wovon er schrieb. Er war ab 1984 längere Zeit österreichischer Botschafter beim Heiligen Stuhl. In diese Zeit fielen die umstrittenen Bischofsernennungen von Groer, Krenn und Eder, und das macht die Lektüre interessant. In der Person des Journalisten Algerich ruft der Autor noch einmal die wichtigsten Ereignisse dieser Periode in Erinnerung: Katholikentag 1983, Rücktrittsangebot von Kardinal König, banges Warten auf die Nachfolge, Überraschung aus Maria Roggendorf, Resuch der österreichischen Rischöfe im Vatikan bis hin zur Bischofsernennung in Salzburg und last not least die „Affäre Groer”. Wirklich Neues oder Überraschendes kommt zwar nicht zutage, aber manches kann gar nicht oft genug wiederholt werden, etwa, daß sämtliche Entscheidungen über Bischofsernennungen auf Johannes Paul II. persönlich zurückgehen oder daß Kurienkardinal Alfons Stickler über die Papstentscheidungen bestens informiert war und Kurt Krenn sich am römischen Mittagstisch rechtzeitig breit gemacht hat.

Das Buch,, ein „kaleidoskopischer Roman”, ist streckenweise verwirrend. Denn weder gibt es einen durchgehenden Stil - Reschreibungen von Begegnungen zwischen verschiedenen Personen wechseln mit journalistischen Rerichten und Analysen -, noch gibt es eine bestimmte Sichtweise der Dinge. Neben der Hauptperson Algerich treten Journalisten-kollegen oder der deutsche Botschafter beim Vatikan auf, die sich in Hintergrundgesprächen über die Person und die Politik Johannes Pauls IL, aber auch über Befreiungstheologie, Kardinal Ratzinger oder Nuntius Cecchini äußern. Die Decknamen (Algerich, Justinus, Markowitsch ...) der handelnden Personen verführen zur detektivischen Spurensuche. Die verschiedenen Blickrichtungen auf die Kirche schließlich fordern den Leser zur kritischen Reflexion heraus: Wie sieht mein Rild von der Kirche aus und von wem wird es beeinflußt?

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