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Ein erstes Resultat?
Daß der Atheismus mit dem Marxismus zwar in der Geschichte faktisch verbunden gewesen sei, jedoch nicht wesensnotwendig zu ihm gehöre, hat Marcel Reding schon in seinem vor einem Jahrzehnt erschienenen Buch „Der politische Atheismus“ festgestellt. Auf die Auffassung dieses und anderer Theologen kann sich heute der kommunistische Marxist Franz Marek berufen, wen er in seinem Beitrag zur Umfrage der „Furche“ feststellt, eine Verknüpfung von Marxismus und Atheismus sei durchaus nicht notwendig. Kann sich Marek auf katholische Theologen Stützen, kann Heinrich Drimmel, der eine solche Verknüpfung als eindeutig gegeben feststellt, marxistische Theoretiker als Kronzeugen für die ivesensnot-wendige Verbindung des Marxismus mit dem Atheismus anführen: So erklärte der marxistische Philosoph Branco Bosnjak in dem vor kurzem erschienenen Buch „Marxistisches und christliches Weltverständnis“, „die Religion bleibt für den Marxismus ein Opium, ohne Rücksicht darauf, um welche Religion es sich handelt“.
Marxisten berufen sich auf katholische Theologen, Katholiken auf marxistische Philosophen — der Marxismus ist in Bewegung. Immer mehr Marxisten bedienen sich nunmehr auch bei der Untersuchung des Verhältnisses von Marxismus und Religion der Methode, die Marxisten am Marxismus rühmen, der permanenten Überprüfung überkommener Positionen an Hand einer immer wieder zu erkennenden, immer neu zu entdeckenden gesellschaftlichen Wirklichkeit. Dadurch entsteht das begrüßenswerte Phäno-men, daß der Marxismus endgültig als etwas nur schwer Abgrenzbares, kaum erschöpfend Erklärbares, niemals eindeutig Feststehendes erkannt wird. Günther Nenning und Norbert Leser, deren weltanschauliche Standpunkte sich voneinander ebensowenig grundsätzlich unterscheiden wie ihre konkreten politischen Standorte, kommen deshalb auch in ihren Beiträgen zu völlig verschiedenen, gegensätzlichen Ergebnissen; und das findet seine Ursache darin, daß ihre Vorstellungen von dem, was „Marxismus“ tatsächlich ist, einander entscheidend widersprechen. Wenn Erich Heintel daher feststellt, der Marxismus sei in einer Entwicklung begriffen, „deren Resultate man nicht absehen kann“, so liefert die Umfrage der „Furche“ vielleicht schon ein erstes Resultat: Der Marxismus ist tot, es leben die Marxismen.
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