Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Anachronistisches Bleigewicht
1. Das Wesen des Marxismus ist die empirische Untersuchung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, geschichtlicher Zusammenhänge, unter ständiger Revision an Hand der Wirklichkeit und Verlängerung der so gewonnenen Entwicklungslinien aus der gegenwärtigen Realität in die Zukunft, das heißt Bildung einer realen Utopie. Bis auf weiteres deuten die Entwicklungslinien auf die reale Möglichkeit einer Gesellschaft, In der alle Menschen menschenwürdig leben könhen.
Dieses Wesen des Marxismus ist methodologisch atheistisch, das heißt es Wird nach dem Menschen gefragt, nicht nach Gott. Es wird daher auch keine Antwort gegeben auf die Frage, eh 8ett sei oder nicht.
Eine solehe Antwort gehört nicht zum Weien des Marxismus, Sie wird aber von wichtigen geschichtlichen Erscheinungsformen des Marxismus dennoch gegeben. Marx, Engels, Lenin waren Atheisten; ihr Atheismus war mit der eben skizzierten innerweltlichen Empirie und Utopie nicht wesensnotwendig, wohl aber ideologisch, politisch, biographisch verknüpft. Der Stalinismus igt die überlebende Dogmatiglerung dieser Verknüpfung.
Die gegen den Stalinismus rebellierenden, revisionistischen MrxHfm im Osten und Westen haben diese Verknüpfung mehr oder minder preisgegeben. Ausdrücklich erfolgte diese Preisgabe bereits durch den Austromarxlsmug vor mehr als 50 Jahren.
1 Die politische Durchschlagskraft des Marxismus ergab sieh in der Vergangenheit aus dem Einleuchten seiner empirischen Methoden und Resultate, vor allem aber aus der Größe seiner innerweltlichen Utopie, jedoch auch aus seiner Verknüpfung mit dem Atheismus. In einer Zeit, da die Kirche zu wesentlichen Teilen auf selten der politischen Gegner des Proletariats stand und ihre Verkündigung daher nicht zu diesem Poletariat gelangen konnte, boten der atheistische Humanismus und Materialismus Ersatzbefriedigung für die metaphysischen Bedürfnisse des Proletariats.
Trug in der Vergangenheit die Verknüpfung mit dem Atheismus zur Durchschlagskraft des Atheismus bei, so ist es heute umgekehrt.Heute, da sich die Kirche weit mt Welt öffnet, insbesondere audi zur industriellen Arbeitsweit, igt der Atheigmug ein anaehronistigehei Bleigewicht auf dem Weg mm Ge-gpräeh zwlgehen Sozialigten und Chrigten. DDr, Günther Nenning (Wird fortgesetzt.)
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!