Das Kreuz mit Den symbolen

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Soll in Klassenzimmern des öffentlichen Schulwesens ein Kreuz hängen? Diese Debatte, die im Schulalltag kaum eine Rolle spielt, aber umso mehr Kulturkampfpotenzial in sich birgt, ist wieder einmal über Österreich geschwappt. Diesmal war es Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ), die Sonntag vor einer Woche in der Pressestunde die künftig autonomeren Schulen auch diese heikle Frage selbst regeln lassen wollte -und dafür Prügel bezog. "Das Kreuz gehört ins Klassenzimmer", konterte ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka -und tatsächlich lenkte Hammerschmid ein: Die momentane gesetzliche Regelung, wonach bei einer Mehrzahl christlicher Schüler in allen Klassenräumen Kreuze hängen müssen, sei "okay" für sie; von einer neuen Kreuz-Debatte an den Schulen halte sie nichts.

Ein Schwenk, der laut einer aktuellen IMAS-Umfrage auf großes Wohlwollen in der Bevölkerung stoßen dürfte: Sieben von zehn Befragten sprechen sich demnach gegen das Abhängen von christlichen Symbolen in Kindergärten und Schulen aus; und gar 76 Prozent bejahten den Satz: "Österreich ist ein christliches Land und sollte es auch bleiben. Deshalb sollten christliche Werte im Kindergarten und in der Schule vermittelt werden." In interessantem Kontrast zu diesem Bekenntniseifer steht freilich die Glaubenspraxis: Nur acht Prozent der Österreicherinnen und Österreicher gehen regelmäßig in die Kirche.

Diese Diskrepanz zwischen dem (Wunsch-)Bild eines christlichen Österreich und einer religiös zunehmend pluralen und säkularen Realität zeigt sich auch in den Schulen: Laut Erzbischöflichem Schulamt ist etwa an Wiens Pflichtschulen nur noch ein Drittel aller Schüler katholisch. Mit einem "dialogisch-konfessionellen Unterricht", der an 17 Standorten erprobt wird, will man dieser zunehmenden Vielfalt Rechnung tragen. Künftig wird aber vor allem die interreligiöse Perspektive zunehmend von Bedeutung sein -ebenso wie die Umsetzung des ewig verschleppten Ersatz-Ethikunterrichts. In Zeiten wie diesen, in denen im Namen Gottes gehetzt oder gar getötet wird, wäre (inter)religiöse Bildung wichtiger denn je -jedenfalls nötiger als das bloße Kreuz oben neben der Tafel.

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