Entwicklungshilfe …

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… rettende Solidarität.

… tödliche Dummheit.

Koos Richelle, EZA-Generaldirektor in der EU-Kommission, bescheinigt der Entwicklungshilfe, aus Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und effektiver denn je zu sein.

Koos Richelle liebt in seinen Reden Bilder und Vergleiche; um die Erfolgsgeschwindigkeit von Entwicklungszusammenarbeit zu beschreiben, greift der für die EZA zuständige Generaldirektor in der EU-Kommission zu einer sehr anschaulichen Darstellung: EZA ist unterwegs, sagt er bei einem Vortrag in Wien, „wie eine Schnecke mit angezogenen Bremsen in einer ansteigenden Kurve“. Das sagt der Herr über die Vergabe von knapp 13 Milliarden Euro Entwicklungshilfegeldern – und ist trotzdem vom langfristigen Erfolg der EZA überzeugt.

Die EU-Kommission ist der drittgrößte Geber von Entwicklungshilfe weltweit; hinter den USA und Deutschland. Rechnet man alle aus EU-Ländern stammenden EZA-Gelder zusammen, dann ist die Union mit 60 Prozent der weitaus größte Geber auf dem Globus. Diese Entwicklungsmacht besser zu bündeln und damit effektiver zu machen, ist Ziel von Richelles Arbeit: „Wir können nicht länger isoliert voneinander arbeiten. Wir brauchen eine andere Kultur der Zusammenarbeit.“ In der Vergangenheit war jeder Geber stolz auf seine Projekte, schaute nicht links oder rechts auf das, was andere tun oder was von den betroffenen Ländern gebraucht werde, kritisiert Richelle: „Geberland war Disneyland, man hatte seine Fantasien und versuchte diese in einem armen Land zu verwirklichen.“

71 Prozent der EU-Projekte laufen gut

Dieser Zugang musste scheitern, weil er an den wirklichen Bedürfnissen vorbeigezielt hat, ist Richelle überzeugt. Doch mittlerweile habe sich vieles in die richtige Richtung verändert: „Es läuft heute um vieles besser als noch vor zehn Jahren“, sagt Richelle, der als früherer Außenminister der Niederlande den EZA-Bereich schon seit geraumer Zeit mitgestaltet. Seine Meinung stützt Richelle auf die Überprüfung von 99 Prozent aller EU-Projekte im vergangenen Jahr: 71 Prozent davon laufen gut, bei sechs Prozent gibt es ernste Probleme, der Rest teilt sich zwischen sehr gut und mittelmäßig auf. Generell plädiert Richelle dafür, EZA-Projekte, die schlecht anlaufen, sofort zu stoppen. Und als Erfolgsrezept für eine effektive EZA nennt der Generaldirektor folgende Kriterien: Ziele definieren, parallele Strukturen vermeiden, Hilfeleistungen harmonisieren und nur dort zum Einsatz schreiten, wo um diese Hilfe von den Empfängerländern angefragt wurde.

Mit dem Terroranschlag von 9/11 habe sich der Status von EZA völlig verändert, sagt Richelle: „EZA ist seither Chefsache!“ Aber die Chefs wollen auch Resultate vorzeigen können und die Steuerzahler wollen Resultate sehen. EZA-Kritiker wie Dambisa Moyo mit ihrem Buch „Dead Aid“ oder Länder wie China mit ihrem völlig anderen EZA-Zugang sind dabei für Richelle willkommene Gesprächspartner: „Das ist eine völlig andere Philosophie, aber wir sollten nicht abblocken, sondern uns fragen, was wir daraus lernen können.“

Zu denken gibt Richelle auch der Umstand, dass die Geldüberweisungen von in Europa lebenden Migranten heim in ihre unterentwickelten Herkunftsländer drei Mal effektiver sind als die offiziellen EZA-Überweisungen. Auch daraus gelte es zu lernen, um neue Wege für eine effektivere EZA zu finden. Und dass neue Zugänge dringend nötig seien, steht für Koos Richelle außer Zweifel. Denn „spätestens 2015, wenn klar ist, dass wir mit den Millennium-Entwicklungszielen gescheitert sind, werden wir uns in einer beschämenden und international sehr ungemütlichen Situation befinden.“

EU-EZA

Die Europäische Union ist mit einem Anteil von 60 Prozent der mit Abstand größte Geber von Entwicklungshilfegeldern. Die EU-Kommission allein ist der drittgrößte Geber hinter den USA (22 Prozent) und Deutschland (11 Prozent) und unterstützt die EZA in rund 150 Ländern.

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