"Moralische Hilfe ist zuwenig!"

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Carlos Eddé, Parteichef des Nationalen Blocks im Libanon, beklagt die geringe Unterstützung des Westens.

Die Furche: Herr Eddé, Vertreter der pro-syrischen Parteien im libanesischen Parlament sagen, die Parlamentarier würden sich nur im Beiruter Phoenicia-Hotel verschanzen, damit ihnen die Aufmerksamkeit und Solidarität der Weltpresse sicher ist.

Carlos Eddé: Das ist doch absurd: Da werden die Opfer zu Tätern gemacht. Nennen Sie mir jemanden, der sich freiwillig wochenlang in ein Hotel einsperren lässt - ohne Familie, ohne Kinder, ohne soziale Kontakte, immer in Angst. Faktum ist, dass ausschließlich Politiker der anti-syrischen und pro-westlichen Gruppe "14. März" bei den bisherigen Attentaten getötet wurden. Das ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass das Ermorden von Menschen zum politischen Instrument gemacht wird, um aus der Parlamentsmehrheit eine Minderheit zu machen und so die eigenen Ziele umsetzen zu können.

Die Furche: Welche Ziele?

Eddé: Das wichtigste Ziel für Syrien ist es, zuerst einen Präsidenten und in Folge eine Regierung im Libanon zu installieren, die ihnen hilft, ein Internationales Tribunal zur Aufklärung der Ermordung von Premier Hariri und der anderen Politikermorde zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Dazu kommen starke wirtschaftliche Interessen Syriens im Libanon. Und der Libanon ist für Syrien auch eine wichtige Trumpfkarte in der internationalen Politik und Diplomatie.

Die Furche: Sie reden nur von Syrien, welche Rolle spielt die Hisbollah in der aktuellen Situation?

Eddé: Die Hisbollah ist der verlängerte Arm des Iran im Libanon. Sie verfolgen das Ziel, den Libanon in eine iranische Basis und eine islamische Republik zu verwandeln. Der Libanon ist nur wenige Kilometer von Zypern, von Europa entfernt - mir kommt vor, dass wird in den europäischen Hauptstädten zuwenig bedacht.

Die Furche: UNO- und EU-Gesandte geben sich derzeit doch im Libanon die Türklinken in die Hand.

Eddé: Die Hilfe der freien Welt beschränkt sich letztlich aber nur auf moralische Unterstützung, danach dreht man sich um und fährt wieder nach Hause - das ist zu wenig. Wenn der "14. März" im Libanon verliert, hat auch Europa den Libanon verloren.

Das Gespräch führte Wolfgang Machreich.

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