Stimmen zur Presseratsdiskussion in Österreich

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"VÖZ will nicht"

Die Furche: Warum sind die Verhandlungen der Journalistengewerkschaft mit dem VÖZ gescheitert?

Astrid Zimmermann: Letztlich scheiterten sie an einer sehr winzigen Frage, nämlich wer im Zweifelsfall die Entsendung der journalistischen Vertreter bestimmt. Wir wollten einen Verein, in den alle ihre Vertreter entsenden. Doch das wollten die Chefredakteure nicht.

Die Furche: Wie stehen sie zum so genannten "Chefredakteursmodell"?

Zimmermann: Chefredakteure haben alle Disziplinierungsinstrumente und Kontrollmöglichkeiten bereits in ihrer Redaktion. Sie wissen ja schließlich, welche Texte erscheinen. Ich bin dagegen, dass alleine die Chefredakteure über die Qualitätskriterien entscheiden. Solche Kriterien sollen in den Köpfen der schreibenden Journalistinnen und Journalisten fest verankert sein. Das geht aber nur, wenn die Journalisten mittun, das geht nicht von oben nach unten.

Die Furche: Sollte es in einem "Presserat neu" Sanktionsmöglichkeiten geben?

Zimmermann: Strafen sind nicht das Prinzip der Selbstkontrolle. So wie früher sollten die Sprüche des Presserats publiziert werden. Renommierte Personen könnten einem solchen Presserat Gewicht verleihen, Gericht soll er aber keines sein.

Die Furche: An welchem Modell arbeitet die Gewerkschaft?

Zimmermann: Die Belegschaftsvertreter überlegen derzeit, in welcher Form sie Selbstkontrolle organisieren können. Das kann nun ein reiner "Journalisten-Presserat" oder ein sozialpartnerschaftlicher Ansatz sein.

Die Furche: Ist ihr Ziel trotzdem noch, eine gemeinsame Lösung zu finden?

Zimmermann: Das wird immer unser Ziel bleiben, da es am besten funktioniert. Letztlich arbeiten alle gemeinsam an einem Printprodukt. Man kann allerdings niemanden zwingen.

Die Furche: Österreich ist jetzt bereits zwei Jahre ohne Presserat. Ist er abgegangen?

Zimmermann: Österreich braucht eine Stimme, die sagt, dass der Ehrenkodex verletzt wird, dem wir uns 40 Jahre verpflichtet fühlten. Mein Interesse wäre gewesen, den Presserat zu stärken, ihn durchschlagskräftiger zu machen, und nicht, ihn zu schwächen, wie es der VÖZ gemacht hat.

Astrid Zimmermann, ist Vorsitzende der Journalistengewerkschaft sowie des Betriebsrates beim "Standard" .

Die Gespräche (Seite 22, 23)

führte Roland Gratzer.

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