Bettazzi - © Wikimedia / Francesco Pierantoni

Bischof Luigi Bettazzi: "Die Kirche muss Stimme der Armen sein"

19451960198020002020

Kurz vor Ende des II. Vatikanums verpflichteten sich zunächst 57 Bischöfe im "Katakombenpakt" zu bescheidenem Lebesstil und zum Einsatz für die Armen. Die FURCHE traf Luigi Bettazzi, einen der Erstunterzeichner, anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Paktes in Rom.

19451960198020002020

Kurz vor Ende des II. Vatikanums verpflichteten sich zunächst 57 Bischöfe im "Katakombenpakt" zu bescheidenem Lebesstil und zum Einsatz für die Armen. Die FURCHE traf Luigi Bettazzi, einen der Erstunterzeichner, anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Paktes in Rom.

Werbung
Werbung
Werbung

Es leben nur noch drei der Erstunterzeichner des vor 50 Jahren in Rom geschlossenen "Katakombenpakt", mit dem sie sich für ein Leben für die Armen und den Verzicht auf bischöfliche "Ehren" verpflichtet haben (vgl. FURCHE 46/2015). Ein Gespräch mit dem "Jüngsten" der drei, Luigi Bettazzi, Altbischof von Ivrea in Italien.

DIE FURCHE: Der Katakombenpakt scheint lange Zeit in Vergessenheit geraten zu sein. Jetzt wird das 50-jährige Jubiläum gefeiert. Was sind Ihre Erinnerungen an den Pakt?

Luigi Bettazzi: Es war eine Überraschung. Ich hab dort teilgenommen bei der Gruppe von Bischöfen mit der Spiritualität der Priestergemeinschaft "Jesus Caritas". Wie gesagt, das ganze war eine große Überraschung, und mir gefiel der Pakt sehr. Ich habe ihn unterschrieben. Dann hab ich die Idee noch weiter verbreitet und ein paar italienische Bischöfe animiert, auch zu unterschreiben. Die waren dann bei den 500 Unterzeichnern dabei, die nachher noch unterschrieben haben.

DIE FURCHE: Wie ist es nach der Unterzeichnung des Pakts weitergegangen?

Bettazzi: Ich habe dann versucht, die Inhalte des Pakts auch zu leben, auch weil wir in unserer Gruppe mit der Spiritualität des Charles de Foucauld schon auf dieser Linie waren. Wir haben es zu unserer Aufgabe gemacht, jeden Tag zu beten, und haben uns außerdem einmal wöchentlich zum Reden getroffen. Der Pakt passte wirklich sehr gut zu unserer Spiritualität. Er war für die ganze Kirche nützlich.

DIE FURCHE: Warum haben zuerst nur 57 Bischöfe den Katakombenpakt unterzeichnet?

Bettazzi: Die ganze Sache wurde über Freunde kommuniziert. Es stimmt schon, danach haben noch ungefähr 500 unterschrieben. An den Nachmittagen, wo wir uns trafen, waren viele Bischöfe dabei, die in der Kommission waren, die die Begegnung der Bischöfe in den Katakomben vorbereitet hat. So waren die Nachmittage voll von verschiedenen Begegnungen. Wer es wusste und Zeit hatte, ist gekommen: Mehrere Belgier, diverse Franzosen und einige Brasilianer waren dabei.

DIE FURCHE: Wie kann man sich das Verbreiten der Ideen des Pakts vorstellen?

Bettazzi: Man muss wissen: Die, die bei diesen Treffen waren, hatten davon eher zufällig erfahren. Wir waren jedenfalls dann sehr engagiert, viele Unterschriften zu sammeln, damit das Bestreben der vielen Bischöfe auch den Papst erreicht. Wir haben uns gefühlt, als würden wir im Endeffekt alle Bischöfe vertreten.

DIE FURCHE: War der Pakt auch ein Thema für die europäischen Bischöfe?

Bettazzi: Nein. Es gab zwar schon auch europäische Bischöfe, auch einen deutschen, aber grundsätzlich ist die Sache von einem persönlichen Bedürfnis der Bischöfe ausgegangen. Unser Gewissen hat uns angetrieben. Es war nicht so, als hätte der Papst eine große Ankündigung gemacht. Wir haben als fortschrittliches Volk Gottes mit der Sache begonnen. Wie gesagt, es war wirklich ein zutiefst persönliches Engagement.

DIE FURCHE: Welche Bedeutung hat der Katakombenpakt heute?

Bettazzi: Ich denke, der Katakombenpakt ist heute sehr wichtig. Denn in dieser Welt, wo die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer, muss die Kirche - alle Kirchen -die Stimme der Armen sein. Und das soll nicht nur ein Engagement des Papstes sein. Jeder Bischof, jeder Priester, jeder Christ hat diese Aufgabe. Wir alle haben die Aufgabe, diese Ideen voranzutreiben.

DIE FURCHE: Was kann Papst Franziskus machen, um die Ideen des Katakombenpakts voranzutreiben?

Bettazzi: Ich glaube, er macht schon sehr viel, auch ohne Pakt. Es ist mehr der Katakombenpakt und dessen Inhalte, die uns näher zum Papst bringen können.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung