Unterzeichner des Katakombenpaktes

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Es gibt nur mehr ganz wenige Konzilsväter, die noch am Leben sind. Einer davon ist Luigi Bettazzi, der 1963 vom neuen Papst Paul VI. zum Weihbischof von Bologna ernannt worden war. Der knapp 40-Jährige nahm somit ab der zweiten Sitzungsperiode am Konzil teil. Am Ende der Konzilsberatungen gehörte Bettazzi zu den 40 Bischöfen, die den sogenannten "Katakombenpakt“ unterzeichneten. Dieses unter anderem vom brasilianischen Befreiungstheologen und Erzbischof Hélder Câmara inspirierte Dokument, das nach dem Unterzeichnungsort, den Domitilla-Katakomben, benannt wurde, stellt eine Selbstverpflichtung der Bischöfe dar, auf Besitz, Titel und teure Kleidung zu verzichten sowie sich für die Armen und für soziale Gerechtigkeit im Sinn des Evangeliums einzusetzen.

Das persönliche Zeugnis der 40 Konzilsväter, dem sich später etwa 500 andere Bischöfe anschlossen, war kein wirklich sichtbarer dauerhafter "Erfolg“ beschieden - die dem Katakombenpakt zugrunde liegende Konzeption einer "Kirche der Armen“ ist heute nicht nachhaltig sichtbar, nicht einmal der Vorschlag, barocke bischöfliche Titel wie "Exzellenz“ oder "Eminenz“ abzuschaffen, setzte sich durch.

1966 wurde Bettazzi zum Bischof der norditalienischen Diözese Ivrea ernannt. Dort wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1999.

Zeugnis um der Zukunft der Kirche willen

2011 veröffentlichte der bald 90-jährige Bischof in Erinnerung ans II. Vatikanum sein auf Italienisch erschienenes Buch "Das Konzil, die Jugendlichen und das Volk Gottes“, das nun unter dem Titel "Das Zweite Vatikanum. Neustart der Kirche aus den Wurzeln des Glaubens“ auf Deutsch vorliegt. Ein berührendes Zeugnis in schlichter Klarheit ist dieses Büchlein geworden, in dem der alte Bischof weitsichtig die aktuellen (Welt-)Probleme (etwa der Wirtschafts- und Finanzkrise) aus dem Blickwinkel eben des Konzils, das sein Leben so geprägt hat, beleuchtet. Bettazzi möchte "besonders jungen Menschen zeigen, wie bei der Auslegung der Konzilstexte Weichen gestellt wurden und werden“. Und über die Jugendlichen hinaus will der Bischof auch das "gesamte Volk Gottes erreichen“.

Es ist die Absicht Bettazzis, die vier Konstitutionen des Konzils - über die Liturgie, die Kirche, die Offenbarung und die Welt von heute - auch 50 Jahre nach deren Formulierung aktuell zu halten. Keine große "theologische“ Sprache ist für die Ausführungen dieses Konzilsvaters nötig, aber vielleicht wird eben deswegen dieses Zeugnis eines der Letzten, der noch "dabei“ war, so wertvoll. Eine Stimme wie die von Luigi Bettazzi bringt das Konzil zum Klingen. Klingt pathetisch. Ist aber wahr. (ofri)

Das Zweite Vatikanum

Neustart der Kirche aus den Wurzeln des Glaubens. Von Luigi Bettazzi.

Echter 2012. 127 Seiten, kt. e 13,20

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