Was einer guten Behandlung entgegenstehen kann

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Das Thema Schmerz ist mit Vorurteilen überladen, eines davon betrifft zunächst das Erdulden. Auch Susanne Fiala von der Selbsthilfegruppe #Schmerz# stimmt zu, dass diese Mentalität unter Betroffenen und Ärzten immer noch verbreitet sei. Das beginnt damit, dass Menschen zunächst oftmals selbst versuchen, mit Schmerzen fertig zu werden. Nicht zuletzt aufgrund des Druckes, in der Arbeit oder im sozialen Leben mitzuhalten. Schmerzmittel, die in Apotheken rezeptfrei erhältlich sind, werden für so manchen zum ständigen Begleiter.

Dabei warnen Mediziner wie Wilfried Ilias, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft: #Es ist eine Notwendigkeit, dass Menschen erkennen: Eine Schmerztherapie und die Einnahme von Schmerztherapeutika bedarf einer ärztlichen und pharmazeutischen Expertise. Wenn Schmerzen auftreten, für die keine rationale Erklärung gefunden werden kann und die länger anhalten, dann soll ein Arzt aufgesucht werden#, rät Ilias. Hier wird auch die fundamentale Bedeutung des Schmerzes deutlich: Schmerz ist zunächst etwas Positives, da es den Menschen vor einer Bedrohung im und auf den Körper warnt. Dieses Alarmsystem solle ernst genommen werden, so Schmerzmediziner. Zudem könne sich der Schmerz, wenn er andauert, #verselbstständigen#, erklärt der Anästhesist und Intensivmediziner im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Wilfried Ilias. #Die für die Schmerzvermittlung eingeschalteten Nerven, Synapsen und Rezeptoren gleichen sich an den Schmerz an und reagieren empfindlicher. Die Schmerzwahrnehmung wird verstärkt.#

Niemand muss Schmerzen erdulden

Erdulden ist also genauso falsch wie der oft gehörte Seufzer alter Menschen: Schmerzen würden eben zum Altern gehören. #Von dieser Argumentation sollten wir uns lösen#, betont Ilias. Auch der Wiener Allgemeinmediziner Hans-Joachim Fuchs unterstreicht, dass niemand Schmerz aushalten müsse. #Schmerzen sind nach relativ kurzer Zeit eine eigene Krankheit.# Zusätzlich zu diesem Vorurteil kommen zwei weitere Herausforderungen, wie der Vorstand des Hauses der Geriatrie am Klinikum Klagenfurt, Georg Pinter, betont: Schmerzen überhaupt zu erkennen und sie unter Minimierung der Nebenwirkungen zu behandeln. Demenzkranke Menschen könnten oftmals ihre Schmerzen nicht mehr artikulieren und ihre Leiden werden als psychiatrische Symptome missgedeutet, sagt Pinter. 49 bis 83 Prozent der über 60-Jährigen leiden je nach Studie unter chronischen Schmerzen, rund 30 Prozent der über 80-Jährigen leiden an einer Form der Demenz.

Dass Schmerzen Älterer nicht ernst genug genommen werden, kann hingegen Fuchs aus seiner Erfahrung nicht bestätigen: Er meint, dass noch mehr die Jüngeren mit Vorurteilen konfrontiert seien. Diese seien mit der unreflektierten Haltung konfrontiert, dass sie mehr aushalten müssten, weil sie noch jung seien.

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