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Weltbund der Osterreicher im Ausland

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Eine halbe Million Auslandsösterreicher bietet der Heimat Hilfe und bittet um gleiche Rechte

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Eine halbe Million Auslandsösterreicher bietet der Heimat Hilfe und bittet um gleiche Rechte

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Vor drei Jahren wurde in der Schweiz als Dachorganisation kleinerer landsmannschaftlicher Gemeinschaften die „Vereinigung der Oesterreicher in der Schweiz und Liechtenstein“ gegründet. Von 8000 bis 10.0C0 Mitgliedern unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg war die österreichische Kolonie in der Schweiz in den letzten Jahren infolge starken Zustromes österreichischer Arbeitskräfte auf etwa 40.000 Mitglieder angewachsen, bei denen es sich vorwiegend um wirtschaftlich schwache Elemente handelt, denen der Gedanke landsmannschaftlicher Organisation und Selbsthilfe nahelag. Daß von dieser Gruppe die Initiative zur Gründung des Weltbundes der Oesterreicher im Ausland ergriffen wurde, kommt auch daher, daß diese in ihrem schweizerischen Gastland die musterhafte Organisation des Auslandsschweizertums mit dessen vorteilhafter Auswirkung sowohl für die im

Ausland Lebenden als auch für das Mutterland vor Augen hatten.

Der im September des vorigen Jahres gegründete „Zentralverband der österreichischen Vereine im Ausland“, dem heute 19 Sektionen aus zwölf Staaten angehören, hat sich folgende Aufgaben gestellt: Festigung des Gemeinschaftsgefühles unter allen im Ausland lebenden Oesterreichern, Erhaltung der Anhänglichkeit an die Heimat und des Zusammenhanges mit ihr, Wahrnehmung der Bedürfnisse der im Ausland lebenden Oesterreicher in bezug auf die Gestaltung ihrer Rechtslage im Verhältnis zur Heimat und zum Gastland, Förderung des kulturellen Ansehens und der wirtschaftlichen Interessen Oesterreichs im Ausland, Unterstützung seiner Mitglieder durch die Gewährung von Rat und Hilfe, insbesondere für schuldlos in Not geratene Landsleute, schließlich die dauernde

Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden in der Heimat und im Ausland sowie mit einer in “Wien zu schaffenden überparteilichen Zentralstelle für die Belange der Auslandsösterreicher.

Was die im Ausland lebenden Oesterreicher auf dem Gebiet des kulturellen Ansehens, wirtschaftlicher Förderung und der Fremdenverkehrswerbung für ihr Mutterland leisten, braucht wohl nicht dargelegt werden. Die tiefe Verbundenheit der ausgewanderten Oesterreicher mit der alten Heimat zeigt zum Beispiel die Tatsache, daß allein in den Vereinigten Staaten ungefähr 110 Vereine bestehen, die sich „Oesterreichervereine“ nennen, obwohl viele von ihren Mitgliedern schon seit Jahrzehnten amerikanische Staatsbürger sind. Es ist auch bekannt, daß zahlreiche Veranstaltungen österreichischer Künstler und Kulturinstitute nur mit Hilfe der aktiven Teilnahme und Förderung der im Ausland lebenden Oesterreicher durchgeführt werden konnten. Es geht daher vor allem darum, diese in selbstloser Weise geübte Hilfe und Werbetätigkeit zu ermuntern und zu unterstützen.

Das wichtigste Anliegen der Oesterreicher im Ausland bezieht sich auf die Beibehaltung der österreichisdien Staatsbürgerschaft und auf die Ausübung des aktiven Wahlrechtes. Dieser Sorge geben auch die beiden ersten Resolutionen Ausdruck, die nadi der Konstituierung des „Weltbundes der Oesterreicher im Ausland“ in Dornbirn (September 1952) angenommen wurden:

„Die Auslandsösterreichertagung in Dornbirn wendet sich an die Bundesregierung mit der höflichen Bitte, auf eine Abänderung der Bestimmungen des Gesetzes betreffend der österreichischen Staatsbürgerschaft hinzuwirken, wonach die österreichische Staatsbürgerschaft in der Regel bei Erlangung der Staatsangehörigkeit eines andern Landes automatisch verlorengeht. — Dieser Antrag an die Bundesregierung bezweckt die Abänderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes in dem Sinne, daß die Oesterreicher ihre österreichische Staatsbürgerschaft auch nicht verlieren sollen, wenn sie unter dem Zwang der Verhältnisse die Staatsangehörigkeit eines andern Landes erwerben.

Die Auslandsösterreichertagung in Dornbirn bittet die österreichische Bundesregierung ferner, ihr Augenmerk der Frage der Wahlberechtigung der Auslandsösterreicher zuzuwenden. Es ist von größter Bedeutung, daß das Zugehörigkeitsgefühl der im Ausland lebenden Oesterreicher zur Heimat durch das Bewußtsein des Rechtes zur Beteiligung an der Ausübung der demokratischen Grundrechte in ihrem Vaterland belebt würde.“

In dem Mitteilungsorgan des „Zentralverbandes der österreichisdien Vereine im Ausland“ wird immer wieder betont, daß der Weltbund nicht dazu da ist, um der Heimat gegenüber Forderungen aufzustellen, doch wird die Bundesregierung gebeten, mit den wichtigsten Ländern, wo viele Oesterreicher leben, Abkommen zwecks gegenseitiger Regelung der Niederlassung und des Arbeitsrechtes sowie Sozialabkommens abzuschließen.

Die Dringlichkeit baldiger Gründungen von neuen Sektionen wird audi mit dem Hinweis auf die Tatsache unterstrichen, daß dort, wo keine lokalen österreichischen Auslandsvereinigungen existieren, sich die Oesterreicher bereits bestehenden deutschen Auslandsvereinen (wie zum Beispiel in Südamerika) anschließen, während anderseits beobachtet werden kann, daß zahlreidie deutsche Staatsbürger, wie zum Beispiel iri der Schweiz, gern die kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen der Oesterreichervereine besuchen.

Wenn das Auslandsösterreichertum die Grundlagen seiner Organisation gewissermaßen aus sich heraus zu schaffen beabsichtigt, so will es sich damit keineswegs von der Heimat emanzipieren, sondern es will — in genauer Kenntnis seiner Bedürfnisse — allen Bürokratismus und alle Vereinsmeierei ausschalten, die immer einen Gefahrenherd solcher Organisationen bilden und die zwischen den beiden Weltkriegen, nach Meinung der Auslandsösterreicher, das Zustandekommen einer Weltorganisation, wie sie nunmehr gesdiaffen wurde und ausgebaut werden soll, verhindert haben.

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