Abi. Jänner 1981 sollte vertragsgemäß Erdgas in einer Liefermenge von dreizehn Milliarden Kubikmetern aus dem Iran im Tauschweg über die Sowjetunion nach Österreich und Westeuropa durchgesetzt werden. Durch die Lage im Iran haben sich diese Gaslieferungen in Luft aufgelöst. Wie kann diese Lücke geschlossen werden?
Wien beherbergt seit Wochenbeginn einen der profiliertesten Staatsmänner und Politiker Südosteuropas: Der 52jährige Nicolae Ceausescu erwidert den vorjährigen Besuch des österreichischen Bundespräsidenten Franz Jonas. Es ist eine Begegnung ohne belastende Probleme, man kann es das Treffen einer problemlosen Freundschaft zwischen der Sozialistischen Republik Rumänien und dem neutralen Österreich nennen. Neben bilateralen Fragen stehen Probleme der europäischen Sicherheitskonferenz, Themen der Ost-West-Entspannung auf der Traktandenliste. Gerade in der heutigen internationalen Situation
Die knapp dreieinhalb Millionen Einwohner der Moldauischen Unionsrepublik der UdSSR (bis 1941 Bessarabien genannt, früher Ostprovinz Rumäniens) weisen gegenwärtig einen steigenden Anteil von Industriearbeitern in den Reihen der KP auf. 1966 erreichte der Arbeiteranteil der neu als Kandidaten und Vollmitglieder aufgenommenen Genossen 26,6 Prozent, 1967 = 32,4 Prozent, 1968 = 34,2 Prozent, 1969 = 37,1 Prozent. Eindeutig zeichnet sich hier das zunehmende spezifische Gewicht der Industrie im Republikrahmen ab. Die Industrieerzeugung erreichte im Jahre 1969 am Gesamtsozialprodukt einen spezifischen Anteil von 55,2 Prozent.. Fügt man hinzu, daß das noch immer agrarwirtschaftlich bestimmte Land rund ein Fünftel der Traubenernte, der Weine, der Maisaufbringung der gesamten UdSSR produziert, so präsentiert sich diese westlichste Unionsrepublik der Sowjetunion als ein ernstzunehmender wirtschaftlicher Faktor.
Es gab noch vor wenigen Jahren in der Volksrepublik China Porträts von Josef Stalin, die chinesische Gesichtszüge trugen. Aber nicht bloß der vieljährige „Woshd“ gewann solcher Art einen europäisch-asiatischen Januskopf. Auch nach Stalin war der Kreml bestrebt, im Urteil der Welt als asiatische Macht zu bestehen. Man entsinnt sich dabei der ersten Bandungkonferenz der afro-asiatischen Länder im April 1955, wo die Russen als Beobachter zugelassen waren. Man denkt an die friedenswillige Vermittlung des Kreml zwischen Indien und Pakistan zu Taschkent im Januar 1967. Damals allerdings gab es schon eine Konfrontation asiatischer KP-Hierarchien gegen die „europäischen“ Sowjets. Auch heute macht Peking der Umwelt klar, daß nicht Moskauer Territorialgewinne auf asiatischem Boden (seit vier Jahrhunderten) und die russische Expansion bis zu der japanischen Inselgruppe der Kurilen den Charakter Sowjetrußlands als asiatische Macht bestimmen könnten. Vielmehr seien es in Moskau einfach die „modernen Zaren“, die überlieferungsmäßig auch in unserer Gegenwart „imperialistische Aktionen setzten“.
Der Gegenbesuch des rumänischen Staats- und Parteichefs Nicolae Ceausescu ab 15. Juni 1970 in Paris bedeutet gerade jetzt mehr als eine höfliche Geste gegenüber der lateinischen Schwesternation. Ebenso war der plötzliche Besuch des meisterlichen Unterhändlers der Rumänen, Ion Gheorghe Maurer, in Moskau nicht bloß routinemäßig durch Freundschaftsbeteuerungen bestimmt. Der langjährige Vertrauensmann des Kreml in Rumänien, Emil Bodnäras, Schöpfer der rumänischen Volksarmee, führte eine Son-derdelegatdon nach Peking und nach Pjöngjang. Vom 22. bis 26. Juni dieses Jahres findet auch
Rumäniens Partei- und Staatschef Nicolae Ceausescu hat am 19. Mai 1970 in Moskau eintägige Verhandlungen „in offener und kameradschaftlicher Atmosphäre“ geführt. Wer seit den Jahren des rumänischen „Alleingangs“ der westlichen Sensationsmache um die ruhige Selbstbehauptung der vorbildlich kommunistischen Bukarester Parteihierarchie gefolgt ist, müßte gegenwärtig einen Vulkanausbruch nach dem sowjetisch-rumänischen „Gipfel“ erwarten — oder die vollständige, wertlose Einordnung der Rumänen in das militärische, wirtschaftliche und außenpolitische Führungskonzept des Kremls. Sehen wir von der säkularen Hochwasserkatastrophe ab, durch die Rumänien gegenwärtig geprüft wird, so sind alle Balkenlettern und Schlagzeilen über Sieg oder Untergang der rumänischen KP-Führung unzutreffend. Bereits vor einem halben Jahrzehnt steckte ein führender Bukarester Funktionär die Möglichkeiten des rumänischen Alleingangs ab: „Wir tun was wir können, aber wir können nicht alles tun, was wir wollen!“ Diese Parole gilt auch im Frühsommer des Jahres 1970.
Sehen wir ab von der Sowjetunion, von der DDR und der CSSR, so handelt es sich bei den Staatswirtschaftsländern des Sowjetblocks, den sogenannten COMECON-Mitgliedstaaten, zum Teil um Entwicklungsländer. Läßt man wieder die weitreichenden Unterschiede der politischen Systeme und der Wirtschaftsordnungen in Ost und West beiseite — so klafft damit noch immer ein sehr nachhaltiger Unterschied zwischen dem zivilisatorischen Westen, den westeuropäischen Marktwirtschaften und der UdSSR sowie den Volksdemokratien, die sich in einer industriellen Aufbauphase befinden, die der industrialisierte Westen längst hinter sich gelassen hat.
Die „kurzschlüssige“ Invasion der Tschechoslowakei durch die Warschauer-Pakt-Mächte hatte für die dritte Budapester Vorkonferenz der kommunistischen Bruderparteien vom 17. bis 22. November 1968 ebenso kurzschlüssige Erwartungen ausgelöst: Die Parteiführer des Kreml hatten nach dem 21. August 1968 so viele Besuche, Konferenzen, Einzelgespräche, Versprechungen absolviert, daß die Abhaltung der geplanten Moskauer Gipfelkonferenz nurmehr eine Frage des einvernehmlichen Zeitpunktes sein sollte.Die dritte Budapester Vorkonferenz spielte also auf dem Hintergrund vorausgegangener
Unbeirrt von der USA-Präsidentenwahl und von der neuesten „Schlußphase” des Vietnamkrieges, beginnt Moskau zwischen Helsinki und Alexandrien ein geduldiges Schachspiel um den Nahen Osten. Simultan gilt es gegenwärtig, einen diplomatischen, militärischen und wirtschaftlichen Aufmarsch gegen fünf bis sechs mögliche „Feindpositionen” zu bewerkstelligen: In Stockholm versicherten Sowjetdiplomaten, der Kreml denke nicht an militärische Interventionen gegen weitere Länder — es sei anderseits nicht gut möglich, daß die Sowjetdiplomatie buchstäblich jeder Regierung des Erdenrunds
Wie wird das künftige blockpolitische Konzept des Kreml aussehen? Die dritte Budapester Vorkonferenz des weltkommunistischen Gipfeltreffens, das eigentlich am 25. November 1968 in Moskau beginnen sollte, hat für den 17. November 1968 eine vierte Vorkonferenz angesetzt. Damit wurde für jeden Außenstehenden klar, daß dieses seit acht Jahren wichtigste Projekt des Kreml zur Wiederherstellung der weltkommunistischen Einheit auf unbestimmte Dauer im Wartezimmer Budapest oder anderwärts deponiert worden ist. Die Absicht, durch eine solche Konferenz aller Bruderparteien die Abgrenzung
Unter den höheren Parteiführern und Offizieren der Volksarmee zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr (einschließlich des Ersten Parteisekretärs Nicolae Ceausescu) gibt es kaum einen maßgeblichen Funktionär, der nicht mehrjährige Kurse der Moskauer Parteihochschule oder der Frunze-Militärakademie absolvierte. Mit beispiellosem Eifer hatte noch die frühe Ära des 1965 verstorbenen Partei- und Staatschefs Gheorge Gheorghiu-Dej alles darauf angelegt, in die Herzen der Erwachsenen und der Jugend eine glutvolle Begeisterung, ein ehrfürchtiges Aufblicken zum „bleibenden Modell“, der
Zu den Manövern, Blitzaktionen, Bereitstellungen der Truppen des Warschauer Paktes fehlt anscheinend nur noch diplomatische und parteipolitische Finissage, um die Erfolge des Kreml-Konzepts abzurunden: Der Stellvertretende Außenminister der UdSSR, Kusnetzow, erschien am 6. September 1968 in Prag, um eine reibungslosere Durchführung des Moskauer Vertragswerkes vom 26. August anzubahnen. Am gleichen trüben Herbsttage begannen in Bukarest Besprechungen, deren Thema Übungsräume, Zeitpunkt, Einheiten neuer Staatsmanöver des Warschauer Paktes unter Beteiligung rumänischer Kontingente betraf.
Das Illusionäre der politischen Macht wird erst beim totalen Einsatz unveiihüllter Gewalt deutlich. Zu dieser Einsicht bedurfte es nicht erst der Sowjetpanzer, Maschinengewehre, Migs, einer generalstabsmäßig einwandfrei durchgeführten Besetzung der Tschechoslowakei seit dem 20. August 1968.Herzen und Hirne, die einmalige Disziplin des Widerstandes der Tschechen und Slowaken erreichten gegenüber der besetzenden Übermacht innerhalb Wochenfrist sogar ein Patt: Ein geschichtlich bedeutsamer Vorgang im Zeitalter der Kernenergie und Raumfahrt, das scheinbar nur wenigen Überstaaten die
Weshalb hört man bis jetzt nicht auch aus Budapest und den übrigen Hochschulstudien Ungarns Berichte über Studentendemonstrationen, über Unrast, Aulmärsche der Jugend? Die westliche Sensationspresse hatte 1956 ein solches Bild der jungen Intellektuellen, der Studenten und Jungarbeiter entworfen — daß man jetzt eigentlich darauf gefaßt seien sollte, nicht bloß aus Warschau oder Belgrad und meinies Erachtens Bukarest von Protest und Forderung der jungen akademischen Auislese zu hören.Wir sind keine Propheten. Mab wird auf jeden Fall in Rechnung stellen müssen, daß der ungarische
Der Besuch des Patriarchen Justinian Marina (21. bis 29. Juni 1968) fiel nicht nur in eine Periode lebendiger ökumenischer Bestrebungen. Er markierte ebenso für die rumänische Orthodoxie, ja für sämtliche Kirchentümer der Sozialistischen Republik Rumänien eine bemerkenswerte Kundgebung im Zeichen toleranter und loyaler Beziehungen zwischen Staat und Kirche Rumäniens. Drei Monate vor dem zwanzigsten Jubiläum des Patriarchats Sr. Seligkeit Justinian hat der Parteichef und Vorsitzende des Staatsrates, Nicolae Ceausescu, im Bukarester Palais des Staatsrates die führenden Kirchenvertreter
Stoßen diese Studenten Europas ein dunkles Tor auf in eine unbekannte Zukunft? Wohin führt dieser Toreingang? Wer drängit nach hinter diesen verlorenen Haufen unserer Überzivilisation? Worin liegt der Unterschied zwischen Demonstrationen, Gewaltanwendung, Teach ins, Si-ins, Happenings in West und Ost, in Peking, San Franzisko, Warschau, Paris, Belgrad und West- Berlin?Noch niemals war die Generation der Erwachsenen mit dem stets lauten Aufbegehren der jungen Generation einverstanden. In unserer Gegenwart haben wir durch den Aufbruch der Berufsrevolutionäre neuer Art zur Genüge erfahren,
Ist Bukarest ein Moskau wert? Der Staatsbesuch de Gaulles 1967 in Warschau hatte gezeigt, daß de Gaulle Polen zuliebe seine Beziehungen zum Kreml nicht gefährden will. Mitte Mai 1968 rief der General während seines Staatsbesuches in der Sozialistischen Republik Rumänien den Menschen zu: Bekennt Euch zur Selbständigkeit! Frankreich und Rumänien werden ein Europa ohne Eisernen Vorhang errichten helfen! Einige wertvolle wirtschaftspolitische Abmachungen und Industriehilfen aus Frankreich — im übrigeti aber war nie deutlicher geworden, wie sehr sich der Gaullismus Frankreichs von jenem
An der Wegkehre steht Einsam in Blüte der Baum; Hart auch an Sterbens Saum, Bis die Raühzeit vergeht.Schattenwinkel am Rain — Achtet ihn keiner für wert. Welche Sehnsuch begehrt Dennoch, im Lichte zu sein?Ist kein Frühling um ihn; Angst nur, vor kälterem Wind. Warum der eine beginnt, Während die andern verziehn?Fällt der Frost in der Nacht, Taumeln die Blüten zu Tod. Rot ist die Sonne und rot Schimmert und gleißt seine Pracht.Fruchtlos mag er vergehn, Oder — der Frühling beginnt Hier, wo die Seele gesinnt, Tapfer den Tod zu bestehn.Unverstanden und treu ' Kündet er lichtere
Er ist ein ehemaliger Hochschulprofessor und tritt vermutlich immer noch in einem DP-Lager der Steiermark auf. Vor einiger Zeit ernährte er sich durch Privatstunden in seinem früheren Fach, der Mathematik. Er ist ein sehr geduldiger Lehrer, der begriffen hat, daß eine mathematische Formel für manche Leute ebenso spannend ist wie ein Kriminalroman; für andere dagegen ein Urwalddickicht, in dem es keine Wege und Fährten gibt. So kommen Lehrer und Schüler miteinander auf übliche Weise aus.Auffallend wird der Hochschulprofessor erst vor und nach seinem Unterricht: ganz gleich, ob Winter,