Abkehr von Gratismentalität

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Österreichs Verleger verlangen gesetzliche Grenzen für das Online-Engagement des ORF – Die Chance für Journalismus und Medien liegt in der Qualität.

Der Konflikt zwischen dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und dem ORF spitzt sich im Vorfeld des Beschlusses über das neue ORF-Gesetz weiter zu. Bei der Klausur des VÖZ in Oberlech kam es zu einem teils harten Austausch von Positionen zwischen den Verlegern einerseits sowie Bundeskanzler Werner Faymann und dem kaufmännischen Direktor des ORF, Richard Grasl, andererseits.

Zum Auftakt der Klausur hatte Faymann vor den Verlegern und Managern erklärt, er sei mit der Gebarung des ORF „nicht zufrieden“, er erwarte sich daher „verstärkte Reformanstrengungen“, die Grasl kurz darauf versprach: „Es besteht kein Zweifel daran, dass weiterer Reformbedarf an Strukturen und Kosten besteht“, sagte Grasl. Bezüglich der Online-Werbung lud er die Verleger zur Kooperation ein. Diese begrüßten das, fordern aber klare Grenzen für die ORF-Onlineangebote.

Der VÖZ unterstützt nämlich, wie der Vorstand erklärte, „die langfristige politische Zielsetzung, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk werbefrei zu gestalten“. Damit könne dieser vom Quotendruck befreit werden und den Spielraum erhalten, seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag ohne Zugeständnisse nachkommen zu können.

Bei den gegenwärtigen parlamentarischen Beratungen über das neue ORF-Gesetz seien daher zwei Aspekte entscheidend:

Das neue Gesetz müsse das Onlineangebot des ORF definieren und kommerzielle Betätigung verbieten, wobei für die inhaltliche Begrenzung die mit der EU abgestimmte, bereits für ZDF und ARD geltende Negativliste heranzuziehen sei. Das Zweite sei ein Verbot von Werbung und Sponsoring für die Online-Aktivitäten des ORF, ähnlich jenem in Deutschland und in Großbritannien.

Vor diesem Hintergrund bekräftigten die Verleger zugleich ihr „kategorisches Nein“ zu regionaler TV-Werbung, denn die Lockerung des derzeitigen Verbotes würde die wirtschaftliche Basis regionaler und privater Medien „gravierend bedrohen“.

Internet-Dienste nur gegen Entgelt

Gegen die Gratis-Kultur im Internet empfahl der Schweizer Medienwissenschafter Stephan Russ-Mohl – auch Kolumnist der FURCHE – ein Umdenken: Die Medien müssten das „Fairness-Empfinden“ des Publikums mobilisieren und „erklären, warum Inhalte im Internet etwas kosten müssen“. Ein faires Online-Preismodell, das im Gegensatz zur gedruckten Zeitung den Wegfall von Druck- und Vertriebskosten berücksichtige, könnte am besten funktionieren. Wesentlich sei, wie Christoph Fasl (Institut für Medienzukunft, Cawl) empfahl, in Qualität und die Kompetenz des Medienangebotes zu investieren und Inhalte im Internet wieder kostenpflichtig zu machen. Gute Zeitungen sollten ihre Preise erhöhen. (cr)

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