Zum fünften Mal ziehen heuer am 28. und 29. Mai die Architekturtage ins Land. Wieder gibt es ein dichtes Programm, das unter dem Motto „Ansichtsexemplar – Architektur 1:1 erleben“ den Entdeckerinstinkt weckt. Auf vielfältige Weise lässt sich da „Architektur“ erkunden.
Architektur kann Wunder wirken. Ein geglückter Zubau lässt in engem Bestand plötzlich Licht, Raum und Weite walten. Skulpturale Formen bergen ungeahnte Raumerlebnisse, auch zeitlose Schlichtheit ist eine große Qualität. Jeder Ort und jede Bauaufgabe bedarf einer besonderen Lösung. Jeder Bauherr tickt anders, jeder Architekturschaffende hat eine andere Strategie. Treffen die richtigen aufeinander, werden Wunder möglich. Österreich ist voll davon. Nicht jeder sieht sie. Deshalb haben die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten und die Architekturstiftung Österreich die Architekturtage erfunden: als eine bundesweite, grenzüberschreitende Initiative zum besseren Verständnis von Baukultur.
Unter dem Motto „Ansichtsexemplar – Architektur 1:1 erleben“ gehen sie heuer am 28. und 29. Mai zum fünften Mal über unzählige Bühnen. Viele Wege führen zur Architektur – an die 28.000 Menschen folgten ihnen 2008 zu Fuß, per Rad oder Bus. Etwa 1000 Veranstaltungen stehen diesmal auf dem Programm, auch für Kinder ist was dabei.
Exkursion nach Budapest
Dominik Scheuch (Yesdesign Landscapes) führt den Architekturlinienbus des ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich auf eine Zweitagestour nach Budapest. Abfahrt ist Freitag früh am Busbahnhof Liesing (OSTERTAG Architekten). Nach dem Arnulf-Rainer-Museum in Baden (lottersberger-messner-dumpelnik-architekten) und dem feinen, kleinen Seehaus in Bad Fischau (Katja Nagy) wartet Budapest mit Architektur-Highlights auf, Übernachtung inklusive.
Unter dem Motto „Raue Sachen im Doppelpack“ geht man in Wien am Freitag dem Aggregatzustand namens Baustelle auf den Grund. Die Tour führt von der Zentralfeuerwehrwache am Hof, die von Andreas Treusch saniert wird, zur „bahnorama“-Infobox mit dem 66,72 Meter hohen Aussichtsturm (RAHM ARCHITEKTEN), von dem man die Mega-Baustelle des künftigen Zentralbahnhofs überblickt, bis zum 20er-Haus im Schweizer Garten. Um einen Turm erweitert, erweckt dort Adolf Krischanitz den Weltausstellungspavillon von Karl Schwanzer zu neuem Leben.
In Vorarlberg ist zeitgenössische Architektur mit Klasse seit jeher besonders dicht gesät. Das Logistikzentrum Tschabrun in Rankweil von Christian Lenz zählt zu den 36 ausgewählten Bauten, die an den Architekturtagen auch innen zu besichtigen sind. Damit man sie leicht findet, wurden sie mit dem signalgelben „Ansichtsexemplar“-Button gekennzeichnet. Als Stadtnomaden treten die holzbox Tirol und das Studio MMASA mit Cipriano Chas in Aktion.
In Salzburg beginnt die Architektur im Kopf. Die Schau „Architektur wie sie im Buche steht“ im Künstlerhaus widmet sich Gebautem bei Adalbert Stifter, Umberto Eco, Thomas Bernhard und anderen Literaten. Am Samstag ist – sittlich gekleidet, mit Kopfbedeckung und Rad – die sakrale Vielfalt Salzburgs zu erleben: Josef Mautner und Ursula Liebing führen zum Tempel der Sikhs, in die Synagoge, einen muslimischen Gebetsraum, zur evangelischen Gemeinde, ins Franziskanerkloster und die Domkrypta.
Schwitzen in Bad Kleinkirchheim
In Oberösterreich sind Baustellen – u. a. am Areal der VOEST alpine – und in der „Langen Nacht der Kirchen“ im Linzer Mariendom aktuelle Projekte der Diözese zu bestaunen. Unter dem Motto „Bauer sucht Architektin“ startet am Samstag ein Bus vom architekturforum oberösterreich querfeldein zu Landwirtschaftsbauten, „Architektur auf Rezept“ hat sich Praxen, Ordinationen und Ambulatorien verschrieben.
Kärnten lädt am Freitag zum „schwitzenden Symposium“ ins Römerbad in Bad Kleinkirchheim. Sein Architekt Stefan Behnisch ist einer der Vortragenden. Am Samstag sind in Moosburg der Kaiser Arnulf Erlebnisspielplatz und andere „Bauten für Kinder von innen“ zu entdecken.
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