Das Trogerblau und andere Spuren

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Das Waldviertler Benediktinerstift Altenburg engagiert sich im Dialog der Religionen und widmet dem Barockmaler Paul Troger eine Ausstellung.

Das Benediktinerstift Altenburg in der Nähe der Bezirksstadt Horn ist eine der geistlichen Perlen des Waldviertels. Die kleine Mönchsgemeinschaft rund um Abt Christian Haidinger bemüht sich schon seit einigen Jahren, den altehrwürdigen Ort neu bekannt zu machen und ihm auch mit neuem spirituellem Flair zu versehen. Eine Initiative ist die des "Gartens der Religionen“, der seit 1. Mai wie die anderen Stiftsgärten, die ebenfalls der Entdeckung harren, geöffnet ist. Der interrereligiöse Dialog, der in der katholischen Kirche durch das Dekret "Nostra Aetate“ des II. Vatikanums "kirchenoffiziell“ wurde, soll hier durch die originelle Gestaltung einer Gartenwelt präsent bleiben.

Stolz ist Abt Christian aber auch auf die nun ebenfalls zugänglichen Ausgrabungen des ersten Stiftes aus dem Mittelalter, das im 12. Jahrhundert errichtet und in der Barockzeit mit dem heutigen Stift "überbaut“ wurde. Die alten Gemäuer können somit heute wieder einen unnachahmlichen Eindruck in die Klosterwelt des Mittelalters bieten.

Mittelalter trifft Barock

Darüber befindet sich eben der Barockbau, für den Altenburg bis heute steht. Von den an der Gestaltung des Stiftes beteiligten Künstlern ist es vor allem ein Name, der das Ambiente wesentlich prägt: Paul Troger. Der Südtiroler Maler hat den Altenburger Benediktinern zehn Fresken "hinterlassen“, darunter das 700 Quadratmeter große Kuppelgemälde in der Stiftskirche. Daneben befinden sich zahlreiche Ölbilder im Stift, darunter auch das Hochaltarbild von der Aufnahme Mariens in den Himmel.

Altenburg gilt gemeinhin daher zu Recht als das "Troger-Stift“. Am 20. Juli 2012 jährt sich der Todestag des Künstlers zum 250. Mal. Dies nimmt das Stift zum Anlass, um in der Ausstellung "Troger: blau ist keine Kunst“ ein wenig hinter die Kulissen dieser Malereien zu blicken.

Die Schau ist in den Rundgang durch Kloster und die mittelalterlichen Ausgrabungen integriert. In der Gestaltung und den Exponaten - darunter fotografische Detailaufnahmen - wird Spuren des Werks und der Arbeitsweise Trogers nachgegangen, die im Zuge der üblichen Kunstbetrachtung ausgespart bleiben, meint Ausstellungsmacherin Sabine Laz im Gespräch mit der FURCHE. Wie malt man ein Kuppelfresko mit 700 Quadratmetern Ausdehnung, das man erst dann sehen kann, wenn das Gerüst dazu abgebaut wurde? So lautet eine der Fragen, welche andeutet, mit welcher Kunstfertigkeit und welch unverstellbarem Abstraktionsvermögen ein Maler wie Troger arbeiten musste. Denn nach dem Gerüstabbau konnte man am Fresko dann ja nichts mehr ändern.

Natürlich versucht die Schau - das deutet schon deren Titel an - auch dem Geheimnis des "Trogerblaus“ auf den Grund zu gehen. Die vielleicht überraschende Erkenntnis, welche auch aus der Ausstellung hervorgeht, ist, dass es "das“ Trogerblau so nicht gibt. Und obwohl der Barockmaler mit ebendiesem Blau in die Kunstgeschichte eingegangen ist, zeigt sich, so Sabine Laz, dass es verschiedene Blautöne waren, mittels derer Troger seinen Bildern den unnachahmlichen Stempel aufdrückte.

Rabbi, Bischof, Abt im Popkonzert

Ein weiteres Highlight von Altenburg ist die Stiftsbibliothek, die ob ihrer Akustik einen der herausragendsten Konzertsäle in Niederösterreich darstellt, der etwa für das Musikfestival "Allegro Vivo“ genutzt wird.

Am 21. Mai findet in diesen Räumlichkeiten zudem eine interreligiöse Begegnung der besonderern Art statt, auf die Abt Christian mehr als stolz ist: An diesem Tag werden unter dem Titel "Shalom - Music Between Friends“ Notker Wolf, der Abtprimas Benediktiner in Rom, als Querflötist, der lutherische Bischof Michael Bünker als Schlagzeuger, Sektionschef Gerhard Steger aus dem Finanzministerium als E-Gitarrist sowie Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg als Sänger gemeinsam musizieren. Geleitet wird das außergewöhnliche Konzert von Stiftsmusikus Markus Pfandler, der auch die Altenburger Sängerknaben leitet, die ebenfalls mitwirken. Der Dialog der Religionen als Anliegen der Benediktiner von Altenburg wird so auch musikalisch greifbar.

www.stift-altenburg.at

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