Kenner von Kunst und Künstlern

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Die umfangreiche Sammlung des Galeristen und Kunstsammlers Helmut Klewan speist die Ausstellung "Porträt(s) der Moderne" in der Orangerie des Unteren Belvedere.

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Die umfangreiche Sammlung des Galeristen und Kunstsammlers Helmut Klewan speist die Ausstellung "Porträt(s) der Moderne" in der Orangerie des Unteren Belvedere.

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Maria Lassnig musste man "jedes Bild abschwatzen", Meret Oppenheim war "immer sehr, sehr lieb", Attersee sah aus wie "ein femininer Rockstar", Bertrand Laviers Arbeiten waren "für mich wie Cremeschnitten." Der Galerist und Kunstsammler Helmut Klewan ist ein wahrer Kenner von Kunst und Künstlern des 20. Jahrhunderts. Mit zahlreichen war er befreundet, vielen verhalf er durch seine Tätigkeit in der Wiener Galerie in der Dorotheergasse und dem Münchner Gegenstück in der Maximilianstraße zu internationalem Ruhm. Seine Leidenschaft ließ seine Sammlung über die Jahre auf stolze 6000 Kunstwerke anwachsen, darunter solche von Picasso, Bacon, Rodin, Giacometti, Gauguin, Nolde, Rainer und Attersee. Wenn man in der Orangerie des Unteren Belvedere noch bis 11. Juni einen Ausschnitt der Sammlung zeigt, wird dies zur "Entdeckungsreise durch die Kunst des 20. Jahrhunderts", wie Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere, beschreibt. Harald Krejci stand als Kurator vor der Aufgabe, die rund 190 Werke so zu hängen, dass sie die Sammlung in vielen Facetten präsentieren, aber eben auch Bezüge hergestellt werden - darunter solche, die man nicht erwarten würde. Keine einfache Aufgabe, denn Klewan sammelte ohne roten Faden. Er habe, so Krejci, "seine eigene Sicht auf die Kunst, Mainstream und allgemeiner Kunstgeschmack beeindrucken ihn wenig." Klewan sammelte Klassische Moderne, Surrealismus, Art brut, zentrale Positionen der Nachkriegskunst und vieles mehr - vor allem Porträts.

Ein Porträtkabinett

Diese nahm man nicht nur im doppeldeutigen Titel der Ausstellung -"Porträt(s) der Moderne" - als Anhaltspunkt, sondern auch bei der Gestaltung der Schau, die in enger Kooperation mit Helmut Klewan entstand. Konzentrationspunkt ist ein Kabinett, das in St. Petersburger Hängung - also bis an die Decke ein Bild neben und über dem anderen - zahlreiche Porträts zeigt. Hier werden Rainer mit Picasso, Lassnig mit Bacon und Picasso sowie Gauguin, Kubin, Nolde und Robin Page miteinander konfrontiert. Eben wie bei Klewan daheim.

Von diesem Porträtkabinett aus wurden die übrigen Räume der Schau konzipiert. Eingangs beispielsweise einer mit surrealistischen Positionen von Masson, Chaissac, Dubuffet, zum Schluss einer zu Giacometti, von dem Klewan eines der größten Konvolute im deutschsprachigen Raum besitzt und den er erstmals in Deutschland in einer Ausstellung präsentierte.

Es entstehen Bezüge, die anderswo undenkbar wären, wenn beispielsweise Hans Zatzkas Beschäftigung mit Kitsch Werken von Christian Ludwig Attersee gegenüber gehängt wurde. Armand Henrions Pierrot-Darstellungen begegnen Arnuf Rainers Übermalungen. Maxim Fomenkos Picasso-Porträt darf sogar Picassos Arbeiten als Nachbar haben. Dialoge waren es stets, die Klewan anstrebte. So beschreibt Klewan-Kennerin Karin Koschkar im Katalog, er sei "ein Liebhaber, der Meisterwerke gänzlich unabhängig von Ort und Zeit als solche aufspürt, um sie in einen Dialog mit anderen Werken zu stellen. Diese Gegenüberstellungen und Zwiesprachen definieren seine Sammlung."

Die Moderne in ihrer Vielfalt

Auch die Ausstellung hat nicht zum Ziel, einzelne Kunstströmungen zu zeigen, sondern einen wichtigen Botschafter heimischer Kunst, der mit mehr als 400 Ausstellungen selbst Kunstgeschichte schrieb, zu präsentieren. Einen, der, so Belvedere-Generaldirektorin Stella Rolling, "sich stets die neuen Wege, aber auch die Nebenwege der Kunstgeschichte aussuchte und diese dann mit viel Durchsetzungswillen ergründete."

Bereits mehrfach hat Klewan Versuche unternommen, seine Sammlung einem heimischen Museum zu überlassen. Nun kann Rollig zumindest sagen: "Die Ausstellung bringt nicht nur eine bedeutende Privatsammlung an das Licht der Öffentlichkeit, sondern sie ermöglicht es auch, der Moderne in ihrer Vielfalt ein Gesicht zu geben."

Sammlung Klewan, Porträt(s) der Moderne

bis 11. Juni, Belvedere Wien

tägl. 10 bis 18 Uhr, Mi bis 21 Uhr www.belvedere.at

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