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Wolfgang Hollegha

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Hollegha — Jahrgang 1929 — ist nicht der erste junge österreichische Maler, dem das „Museum des 20. Jahrhunderts“ eine Kollektivausstellung widmet, die die fatale Aura besitzt, mehr Gedächtnisausstellung zu sein als Einblick in ein schöpferische Entwicklung. Denn so wie sich heute Holleghas Arbeiten seit 1949 präsentieren, sind sie du Dokumentation des fortschreitenden Verfalls einer nicht unbeträchtlicher Begabung, die der Verzicht auf ein innere — geistige — Disziplin, zu frühe Anerkennung und rein sinnliches Temperament in eine selbstzerstörerische Sackgasse geführl haben. Denn die frühen noch an dei Akademie — also in der Lernzeit — entstandenen Bilder und weniger Zeichnungen verraten ein Talent das sowohl mit beträchtlicher Leichtigkeit wie mit empfindsamen Geschmack imstande war, dekorative farbige Ordnung zu schaffen odei lineare Musikalität zu beweisen Aber schon damals zeigt sich das Verhängnis, daß im Eigentlicher nichts Gezeichnetes oder Gemaltes wirklich konkret wird, daß außer ästhetischem Arrangement und Engagement nicht mehr aus der „Verwandlung“ entsteht als sinnliche Gefälligkeit, die schon damals jenen Zug ins Megalomane und Giganto-mane trug, der die letzten Arbeiten kennzeichnet.

Holleghas Arbeiten werden gerne mit der 1922 entstandenen Skizze Herbert Boeckls „Eichelhäher“ und mit Boeckls Aquarellen zusammengebracht und aus einem schon rein faktisch vorbildmäßig nicht vorhandenen Verhältnis und der leichtfertigen Berufung auf das österreichische Barock ein Zusammenhang mit der Tradition konstruiert. Nichts kann falscher sein. Kennzeichnet Boeckls Aquarelle der Drang nach dem Essentiellen, nach dem komprimierten farbigen Substrat der Wirklichkeit, so fahren Holleghas Bilder formlos ins Willkürliche aus. An der Stelle innerer Strenge und formalen Zusammenhanges steht Spannungslosdgkeit und Antikomposition — Ölfarbe wird in Aquarell- und Freskotechnik angewendet, und die Aquarelle sind restlos mißglückt —, das Gegenteil künstlerischer Beziehung. Die maßlos aufgeblasenen und im Spätexpressionismus des paralysierten Corinth gelandeten Skizzen, die Holleghas letzte Arbeiten darstellen, sind Wege in eine Sackgasse, in die die Flucht vor einer immer brennender werdenden konkreteren Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, einer konkret werdenden Malerei, schließlich führen mußte. Sie sind der Beweis, daß moderne Malerei weder mit dem Temperament noch mit der Sinnlichkeit allein mehr gemacht werden kann, und daß die auf ihrem Felde fallenden Entscheidungen schwerwiegend und — wie der Fall Hollegha beweist — unwiderruflich sind. Schade um sine wirklich einst nicht unbeträchtliche Begabung.

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