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Neuland im Wiener Ringturm: Der Architektur-Aufbruch im Bukarest der Zwischenkriegszeit.

Auf den Spuren der europäischen Moderne zeigt die Reihe "Architektur im Ringturm" Länder abseits der allgemeinen Aufmerksamkeit. Derzeit ist "Architektur in Bukarest 1920 - 1940" zu entdecken. Texte und Pläne von 50 Bauten zeigen vor allem das Werk der Pioniere Marcel Iancu, Horia Creanga und Duiliu Marcu, aktuelle Schwarzweißfotos von Pierre Levy den großteils sanierungsbedürftigen Zustand der Gebäude. Die Schau, zeigt eine sehr spezifische, von anonymer romanischer und orientalischer Architektur beeinflusste "sanfte" Moderne, die auf breite Akzeptanz stieß; spezielle Örtlichkeiten führten zu unkonventionellen Lösungen, rechte Winkel und gerade Linien sind oft von runden Formen, Erkern, Balkonen locker durchbrochen. Weitere Architekten komplettieren das Bild, sehr delikat mit rundem Glasbausteinerker ist die Villa Valcovici von Henriette Delavrancea-Gibory.

Modernisierungsschub

Seit jeher orientierte sich das "Paris des Ostens" an Frankreich. Das Ende des 1.Weltkriegs brachte politisch, wirtschaftlich und technologisch Aufschwung, Bukarest explodierte von 380.000 auf 870.000 Einwohner, ein städtebaulicher Modernisierungsschub folgte. Der prächtige Gheorghe Magheru-Nicolae Balcescu-Boulevard entstand, seine Büro-, Wohn- und Kulturbauten spiegeln Aufbruchsgeist und eine weltoffene Gesellschaft. Hier steht das ARO-Gebäude (1926) als Symbol der Moderne. Ein vertikal gegliederter Turm markiert das Eck, horizontale Fensterbänder geben den Seitenflügeln Eleganz. Horia Creanga, Absolvent der Pariser École des Beaux-Arts, entwarf den multifunktionalen Komplex mit Wohnungen und Büros. Im Industriebau ist er Peter Behrens vergleichbar, für die "Malaxa Werke" plante er die modernste Rohrfabrik ihrer Art in Europa. Steuerbegünstigungen für Hausbau führten zu vielen Villen, sehr modern und exklusiv mit Pool am Dach ist Creangas Villa Ing. A. Bunescu.

Rumäniens Avantgarde

Die schillerndste Figur war Marcel Iancu. Mit Tristan Tzara, Hugo Ball, Hans Arp und Richard Huelsenbeck hatte er im Zürcher "Club Voltaire" die erste Dada-Bewegung ausgerufen, nach dem Krieg setzte er als Architekt mit hohem Kunstanspruch in Rumänien neue Maßstäbe. 1926 plante er mit dem Haus für seinen Vater den ersten modernen Bau des Landes, der mit geschwungenem Erker und schräger Wand auf das spitze Grundstück reagiert, ganz oben war sein Malatelier. An seine avantgardistischen Plastiken erinnert die Villa Juster (1931), dem kubistischen Gestaltungsprinzip folgte die luxuriöse Villa Florica Reich (1936), Innenwände und Ausstattung einem speziellen Farbkonzept.

Diliu Marcus Spitzenwerk ist das durch Betonrippen vertikal und horizontale Balkonbrüstungen plastisch gegliederte, multifunktionale Magistratilor Haus (1935-37). Mit dem Giurgea Wohnhaus gelang ihm ein weiterer schöner Bau, später ist im Sog europaweit aufkeimender nationaler Strömungen ein Rückgriff zu neoklassizistischer Symmetrie zu erkennen.

"Architektur in Bukarest 1920-1940"

Ausstellungszentrum im Ringturm, Schottenring 30, 1010 Wien

Bis 12. 11., Mo-Fr 9-18, Do bis 19.30 Uhr

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