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Et-Teils Rückkehr

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Als Auftakt zum „Endkampf“ gegen die Palästinaguerilleros wertet man in politischen Kreisen die kürzlich erfolgte Ernennung des 50jährigen Berufsdiplomaten Wasfi Et-Tell zum neuen Ministerpräsidenten Jordaniens. Sowohl Kairo als auch die „Palästinensische Befreiungs-Organisation“ (PLO) reagierten außerordentlich besorgt auf diesen schon vor einiger Zeit gerüchteweise angekündigten Schritt König Husseins.

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Als Auftakt zum „Endkampf“ gegen die Palästinaguerilleros wertet man in politischen Kreisen die kürzlich erfolgte Ernennung des 50jährigen Berufsdiplomaten Wasfi Et-Tell zum neuen Ministerpräsidenten Jordaniens. Sowohl Kairo als auch die „Palästinensische Befreiungs-Organisation“ (PLO) reagierten außerordentlich besorgt auf diesen schon vor einiger Zeit gerüchteweise angekündigten Schritt König Husseins.

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In einem Kommentar des regierungsamtlichen ägyptischen Blattes „El-Achram“ des früheren Informationsministers Mohammed Hassanein Heikai hieß es, die Vereidigung Et-Tells zerstöre die Vertrauensbasis des noch von Präsident Abdel Nasser vermittelten Waffenstillstandsabkommens zwischen der Ammaner Regierung und den Freischärlern Jassir Arafats von Ende September und schaffe zwischen Ägypten und Jordanien eine akute Spannung. Et-Tell sei erzreaktionär und ein bekannter Gegner des palästinensischen Widerstandes.

Der neue Premierminister ist der dritte innerhalb von sechs Wochen. Der zu Beginn des zehntägigen-Bür-gerkrieges im vorigen Monat ernannte Brigadier Mohammed Daud trat während seiner Besprechungen mit den in Kairo versammelten arabischen Staatsoberhäuptern schon nach einwöchiger Amtszeit unter dem Druck seiner Gesprächspartner überraschend zurück und erbat (und erhielt) politisches Asyl in Libyen. Seitdem verstummten nicht die Gerüchte, der Tripolitaner Diktator El-Gaddafi habe ihn bestochen.

Daud war ebenso Palästinenser wie sein zwei Tage nach den undurchsichtigen Vorgängen am Nil ernannter Nachfolger Achmed Tukan. Letzterer sollte eine „Politik der nationalen Versöhnung“ einleiten, konnte jedoch nicht verhindern, daß es während seiner kurzen Amtszeit laufend zu Verletzungen des Waffenstillstandes kam. Er deckte das Vorgehen regulärer Armeeeinheiten gegen die

Guerilleros in Amman und Nord-jordanien und ermöglichte die Wiederaufrüstung der Streitkräfte durch umfangreiche amerikanische Waffen-und Munitionslieferungen. Nach dem Abschluß der hinter dem Rauchschleier des Kairoer Waffenstillstandsvertrages insgeheim eingeleiteten Wiederaufrüstung der königlichen Streitkräfte war die Aufgabe Tukans offensichtlich erfüllt. Er wurde jetzt mit dem Ehrenposten eines Hofministers abgefunden.

Wasfi Et-Tell ist gebürtiger Transjordanier. Er studierte an der ,,Ame-rican University“ in Beirut und war ursprünglich Lehrer. Bis 1949 tat er als Offizier Dienst in der britischen Nahostarmee. Danach erhielt er mehrere Verwaltungsposten im Inland und einige wichtige diplomatische Posten im befreundeten Ausland, darunter von 1955 bis 1957 an der jordanischen Botschaft in Bonn. Ministerpräsident wurde er zum erstenmal 1962, dann wieder 1965 und 1966. Seitdem gilt er als einer der maßgeblichen Berater Husseins. Er ist eher konservativ eingestellt und überzeugter Anhänger der haschemitischen Monarchie und der Einheit Jordaniens.

Die in der PLO zusammengeschlossenen Guerillagruippen machen sich, wie aus ihnen nahestehenden Kreisen verlautet, jetzt auf ein Wiederaufleben der innerpolitischen Auseinandersetzungen gefaßt. Sie sind davon überzeugt, daß Et-Tell alles tun wird, um den Guerillakrieg auf jordanischem Boden endgültig zu unterdrücken.

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