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Wenzel Jaksch

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Die wenigen sudetendeutschen Politiker, die sich als Gegner Hitlers bekannten, konnten sich keinen nennenswerten politischen Einfluß sichern, weder der hochkonservative Graf Stolberg, noch der Christlichsoziale Mayr-Harting, noch auch der liberalbürgerliche Spina, deutscher Minister in zahlreichen tschechoslowakischen Kabinetten. Allein die Opposition eines sudetendeutschen Politikers machte hie-von eine Ausnahme. Die Politik des deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten Wenzel Jaksch war jene, die dem Nationalsozialismus gefährlich war Selbst aus der Masse stammend, besaß Jaksch eine Ahnung von der Dynamik der Massen und wußte die richtigen Worte für sie zu finden. Seine Reden über Sozialismus und Gleichberechtigung der Völker fanden starken Widerhall. Begreiflich, daß die Henlein-Bewegung mit allen Mitteln versuchte, den in ihren eigenen Reihen populären Jaksch zu sich herüberzuziehen. Oft wurde das Gerücht ausgesprengt, daß er vor dem Übertritt stehe und auch er sich der „mächtigen Einheitsbewegung“ anschließen werde. Alle diese Gerüchte erwiesen sich indessen als falsch.

Im schicksalschweren September 1938, als die deutschen Truppen vor den tschechischen Grenzen standen, Frankreich und England der Republik ein.Ultimatum wegen Abtretung des Sudetenlandes überreichten, als Henlein über die Grenze ging und die Sudetendeutschen zum Eintritt in die sudetendeutsche Legion aufforderte, als die Regierung der Republik die Henlein-Partei wegen Hochverrates auflöste und gleichzeitig die Gleichberechtigung aller sechs Sprachen der Republik verkündete und einen 700-Mil-lionen-Kredit an die sudetendeutsche Industrie zu geben versprach, begann Wenzel Jaksch einen einsamen Kampf. Er erließ

damals einen Aufruf, der die Sudetendeutschen ermahnte, die einmalige Gelegenheit zum Frieden unter den beiden Völkern Böhmens nicht vorübergehen zu lassen. Sein Appell verhallte ungehört.

Doch Jaksch gab den Kampf nicht auf. Er ging in die Emigration nach England, das während des Krieges so vielen Gegnern des Nationalsozialismus Gastfreundschaft gewährte. In London schloß er sich Dr. Benesch an, da er sich nach wie vor als tschechoslowakischer Abgeordneter fühlte. Die englische Rundfunkpropaganda holte auch Jaksch vor die Mikrophone der British Broadcasting Company. Beschwörend klang seine Stimme zu seinen Landsleuten durch den Äther, deutsch zu den Sudetendeutschen, tschechisch zu den Tschechen. Immer wieder forderte er die deutschen Landsleute auf, von dem Weg des Verderbens abzulassen und den Weg der Demokratie zu gehen, die die einzige menschliche Regierungsform sei. Immer wieder betonte er auch den

Tschechen gegenüber, daß er loyaler tschechoslowakischer Staatsbürger sei und an der Seite von Dr. Benesch für die Freiheit der Republik kämpfe. Auch dieser Kampf, den er kämpfte, war ein einsamer. Den Deutschen galt er als Verräter und die Tschechen lehnten ihn ab, da er trotz aller schönen Reden doch ein Deutscher sei.

Als die tschechische Politik der Emigration die große Schwenkung vollzog, die Ministerpräsident-Schaft von dem Volksparteiler Schramek auf den Sozialisten Fierlinger überging, wurde es still um Jaksch. Sein Name wurde nicht genannt, als die tschechische Regierung wieder den Boden der Republik betrat, er wurde nicht genannt bei der Verkündigung des sogenannten Kaschauer Programms, in der sich alle Parteien zu einer gemeinsamen Arbeitsfront zusammenschlössen, er wurde nicht einmal genannt als Vertreter jener sudetendeutschen Gegner des Nationalsozia-lisnrus, in deren Namen zu sprechen er mehr

als ein Recht hätte. Sein Kampf für die Befreiung der Republik wurde nie erwähnt. Er blieb verschollen. Bis jetzt auf einmal aus London die Nachricht kommt, daß er sich dem tschechoslowakischen Nationalkomitee in London, das sich unter Führung des Generals Prchala gebildet hat und die Legalität der Präsidentschaft Dr. Benesch' und der Prager Regierung bestreitet, anschloß. Mit dem Beitritt von Wenzel Jaksch hat das Londoner Komitee einen ungeheuren Erfolg errungen. Bis jetzt wies die tschechische Propaganda immer darauf hin, daß es sich bei den Londoner Emigranten um Reaktionäre, Faschisten und Kapitalisten handle. Nun kann das Londoner Komitee den Vorwurf, es bestehe nur aus Faschisten, mit dem Hinweis auf Wenzel Jaksch, der durch seine Haltung während des Krieges bewiesen hat, daß er ein aufrichtiger Demo* krat ist, entkräften.

Wenzel Jaksch aber kämpft einen neuen einsamen Kampf.

Singe ein Lied der Freude-du brautüetye Kjxefyt) denn von denTrten etftanbcn ifr dein Geliebter; und in fieb lajtt er aueb ölet) erftefcen du Nicbaxicltctcnc ün$taui der Erde!

Nicht metr erreien doWnifctje Altäre den 5und deiner Kinder/ neinmütterlich umarmt Gjrifü Kirche die Erleuchteten der Taufe

Nidp metjr teheada rie Tyrannen die Idole der Geben/ neui/al kenig rcfrnurderapreCbrtud

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um Kult der cuMdenen Bilder,

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Aftetiu pon Artiafea , Kleinafiert/ übertragen, von Uucjo Rafner-

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