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Interessante Fragen aus dem Eherecht. Von Dr. Gustav Chamrath. Hippolyt-Verlag, St. Pölten-Wien. 112 Seiten.

Für den Nichtfachmann bestimmte und trotzdem juristisch einwandfreie Darstellungen sind selten und das Heft verdient deshalb besonders hervorgehoben zu werden. Jedem, der sich über das österreichische Eherecht orientieren will, kann es bestens' empfohlen werden; wer allerdings glaubt, sich durch eine Broschüre einen Rechtsbeistand ersparen zu können, wird meistens Schaden erleiden,

Moderne österreichische Novellisten. Herausgegeben von Dr. Wilhelm Groß, österreichischer Bundesverlag. I. Band S 11.—, II. Band S 10.40, III. Band S 8.40.

Hier ist ein Lesestoff für die Oberklassen der Mittelschulen geboten, um den wir die heutigen Studierenden beneiden dürfen. Die Auswahl folgt literarischen und zum Teil wohl auch politisch-demokratischen Gesichtspunkten und umfaßt, bei sehr großzügiger Fassung des Begriffes „Novelle“, Proben der gesamten neueren österreichischen Erzählungskunst. Werfeis „Der Tod des Kleinbürgers“ und Lernet-Holenias „Der zwanzigste Juli“ mögen als Höhepunkte gelten. Die literarisch-biographischen Einleitungen sind von ruhiger Sicherheit. Eine begrüßenswerte Zugabe die Porträtzeichnungen.

Der Besuch in Fischern und andere Erzählungen. Von Ernst Wilhelm Eschmann. V Verlag Benno Schwabe & Co., Klosterberg, Basel 93 Seiten, sfr 3.50.

In der von Hans Urs von Balthasar herausgegebenen „Sammlung Klosterberg“ (Europäische Reihe) nehmen Eschmanns drei kultivierte Erzählungen nach Gehalt und Gestalt einen ehrenvollen Platz ein. Einef reizvollen Goethe-Novelle, „Der Besuch in Fischern“, folgt eine bewegte Episode aus dem Kriegsende 1945 und eine tiefsinnige chinesische Legende über Segen und Fluch der Forschung — eine eindringliche Mahnung an das Atomzeitalter.

Christian der Zweite (Eines Tyrannen Lieb und Haß). Von Max S t e b i c h. Mit 8 Bildtafeln. Baron-Verlag, Wien 1950. 416 Seiten.

König Christian II. von Dänemark ist eine der düsteren Gestalten an der Wende der Neuzeit, ohne die Glanzlichter, die der Süden den sogenannten Renaissancemenschen gibt. Zügellos schon in frühen Jahren, das Vorbild eines gewalttätigen Vaters vor Augen, sucht der junge Prinz Christian in kriegerischen Triumphen Befriedigung Als Sieger wird er zum Menschenschlächter. Welches Verdienst, dieses wuchtige Königsdrama aus den Tiefen der verschütteten Historie ans Licht gehoben zu haben! Unter den Händen des Autors formt sich die fast chaotische Fülle des Geschichtlichen zu den klaren Linien des Menschentums. Und dort, wo die Gestalt des brutalen Christian unserem Verständnis ganz zu entgleiten droht, kommt der Lyriker Stebidh dem Historiker zu Hilfe. '

Oberst Krastel. Von Ferdinand Grosser. Wilhelm-Frick-Verlag, Wien. 131 Seiten.

Ein ganz unwahrscheinlicher Spionagefall und eine andere, völlig pointelose Erzählung bilden den Inhalt dieses Bändchens, dessen Autor sich, bei aller Anhänglichkeit an die k. u. k. Armee, nicht mehr recht erinnert, wie es damals wirklich war, und dem, es nicht gelingt, einen allzu dünnen Stoff halbwegs interessant oder wenigstens lesbar zu geltalten.

Etwas treibt im Wasser. Von Lajos Zilahy. Paul-Zolnay-Verlag, Wien. 246 Seiten.

Ein Fischer am Strom, seine junge Frau und eine Unbekannte, die das eheliche Glück der beiden bedroht, bis sie so still, wie sie kam, wieder verschwindet — um diese drei lebenswahr gezeichneten Gestalten entwickelt sich die an dramatischer Spannung reiche Erzählung. Ein ausgezeichneter Roman, dessen Neuauflage zu begrüßen ist.

Die Gebete der Demut. Von Francis J a m-m e s. Ein Buch der Arche im Verlag Stia6ny, Graz. 32 Seiten.

Entzückende Gedichte in Form von Gebeten. Endlich wird Francis Jammes etwas in Österreich bekannt werden.

Was habt ihr denn mit mir gemacht? Von

Wilhelm Utermann. Wilhelm-Andermann-Verlag, München. 254 Seiten.

„Mit diesem Roman setzt Wilhelm Utermann seine Linie fort: heiter, amüsant, pikant und garantiert ohne Politik“ — so wird der Roman auf der Innenklappe seines Umschlags gerühmt, und ungefähr stimmt es auch. Man müßte nur hinzufügen, daß er jene gewisse kunstgewerbliche Verlogenheit besitzt, die leichten, aber gut geschriebenen Romanen bisweilen anhaftet.

(Kurzbesprechungen von: Robert Dittridi, Roman Herle, Friedrich Wallisch, Kurt Strach-witz, Willy Lorenz, Jörg Mau(he)lehnt zu haben. Soweit das Demo-cratic Sudeten Comrnittee in Frage kommt, berichtet darüber Ernst Paul, heute Bundestagsabgeordneter in Bonn, in einer Broschüre, die in Schweden zum 50. Geburtstage von Wenzel Jakscb herausgebracht wurde, daß derartige .Lösungen“ eindeutige Ablehnung fanden. Gewaltexperimenten setzte Jaksch die einfache Formel entgegen: .Wir wollen nicht, daß die Nazis vertrieben werden, wir wollen, daß sie dort bestraft werden, wo sie ihre Untaten begangen haben.“ Jaksch lehnte überdies auch die Umsiedlung der sogenannten Subminoritäten ab. Paul schreibt darüber:

.Vor mir liegt ein Brief, den Jaksch im Jahre 1940 nach Stockholm schickte und in dem er uns über die Verhandlungen mit Dr. Benesch berichtete. Diese waren, damals so weit gediehen, daß eine Abgrenzung der Verwaltungsgebiete nach den Sprachgrenzen vorgesehen waren. Von tschechischer Seite war die Umsiedlung der tschechischen und deutschen Subminoritäten in den Enklaven und im gemischten Siedlungsgebiet vorgeschlagen worden. Jaksch schrieb uns, daß er sich nicht entschließen könne, dem zuzustimmen, da man nie wissen könne, wo diese Umsiedlung aufhöre.“

Besonders wichtig ist, daß die demokratische Minderheitenemigration durchr aus Kontakt zu den Kreisen der Alliierten hatte; Paul berichtet:

.Im Bereiche der westlichen Demokratien wäre es auch nicht gelungen, Jaksch und seine Partei auszumanöverieren, wenn die tschechische Politik sich nicht ganz dem Osten verschrieben hätte. Um den Preis der Eingliederung des eigenen Staates in den Maditblock der russischen Außenpolitik und unter Preisgabe Karpathorußlands erkaufte man sich die Zustimmung der Sowjetunion zur Austreibung der Sudetendeutschen, und erst als nicht die Tschechen v allein, sondern der mächtige östliche Verbündete den Bevölkerungstransfer forderte, fügte sich der demokratische Westen.“

Diese Darstellung ist für alle Fälle interessant; sie deckt sich allerdings nicht mit anderen Berichten über die Aussiedlung und über die diesbezüglichen Verhandlungen in Jalta und Potsdam. Selbst dann aber, wenn englische und amerikanische Archive geöffnet und ihre Materialien für die Forschung verwendet werden könnten, dürfte sich wenig an der praktischen Politik ändern, das heißt an der Tatsache der vollzogenen Aussiedlung. Ein neues politisches Element könnte nur die Sowjetunion bringen, wenn sie das Postulat der Aussiedlung negierte und die Aussiedlungsstaaten dazu brächte, die Deutschen zurückzurufen.

Etwas anderes ist es, ob die Deutschen unter den obwaltenden Umständen in ihre einstmalige Heimat zurückgingen. Vorzeitig Prognosen zu stellen, wäre kaum angebracht. Das ungarische Beispiel zeigt jedenfalls, daß eine Rückkehrparole stark verlockend wirkt.

Sieht man aber den Kampf um die Aus- und Umsiedlung in einer großen und verantwortungsvollen Perspektive, so muß — das ist der letzte Schluß — nur mit Bedauern festgestellt werden, daß ein derartig verhängnisvolles Prinzip jemals in der neueren politischen Entwicklung Europas eine Rolle spielen konnte. Es wurde zu einer Frage der Macht — vom Recht ganz zu schweigen — und damit zu einem Prinzip der Wechselhaftigkeit. Es kann bei einer anderen Machtkonstellation genau so gut gegenüber Tschechen, Polen und Südslawen angewendet werden. Die Aussiedlung ist mit dem Fluche der Heimatlosigkeit, Entrechtung und Unsicherheit beladen. Wer sich zu ihr bekennt, scheidet als Ordnungsfaktor aus.

Das Nationalitätenproblem, das es in Europa immer geben wird, muß anders gelöst werden, von einer Ebene aus, die Vernunft, Sicherheit und Freiheit ausstrahlt, ohne Haß, Begehrlichkeit und Verleumdung.

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