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Klerikale Verlierer

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Die zyprischen Parlamentswahlen vom 5. Juli haben die. seit der Selbständigkeit der Inselrepublik 1960 fest geprägte politische Landschaft Zyperns entscheidend verändert. War die gesamte griechische Volksgruppe beim letzten Wahlgang vor zehn Jahren einmütig um Präsident Makarios geschart gewesen, dessen „Einheitspartei“ nur die Kommunisten neun der 35 griechischen Parlamentssitze streitig machen konnten, so errang die Makarios-Partei bei diesen Wahlen nicht einmal die Mehrheit.

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Die zyprischen Parlamentswahlen vom 5. Juli haben die. seit der Selbständigkeit der Inselrepublik 1960 fest geprägte politische Landschaft Zyperns entscheidend verändert. War die gesamte griechische Volksgruppe beim letzten Wahlgang vor zehn Jahren einmütig um Präsident Makarios geschart gewesen, dessen „Einheitspartei“ nur die Kommunisten neun der 35 griechischen Parlamentssitze streitig machen konnten, so errang die Makarios-Partei bei diesen Wahlen nicht einmal die Mehrheit.

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Am katastrophalsten hat die von Makarios' Vertrauensmann Kliri-d i s geführte Einheitspartei in Paphos, dem Heimatdistrikt des Erz-bischofs, abgeschnitten. Konnte dieser noch bei den Präsidentschaftswahlen von 1968 fast 99 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, so sank seine Partei jetzt auf 25 Prozent,während auf die Kommunisten 48 Prozent entfielen. Nicht überall mußte die Makarios-Partei so große Verluste hinnehmen, und vor allem in Nikosia konnte sie 9 der 12 au vergebenden Mandate behaupten. Wenn man ihre Rückschläge aber mit den KP-Gewinnen vergleicht, die gegen die scharfe Konkuxrenz der linksliberalen EDEK nicht nur ihre neun Sitze behaupten, sondern sogar Stimmen gewinnen konnten, so ist der Endeffekt dieser Stimmenverschiebung eine bedrohliche Aufwertung der kommunistischen AKEL als innenpolitische Kraft.

Muß damit die von Athen gesteuerte „Nationale Front“ als die indirekte Ursache für die gefestigte Position des Kommunismus auf der Mittelmeerinsel bezeichnet werden, so sind dieselben Kreise auch für die starke Wahlenthaltunig verantwortlich, die weniger auf politisches Desinteresse als auf die Einschüchterung der Landbevölkerung zurückgeführt werden muß.

Im Hinblick auf die konstituierende Parlamentssitzung hat der Führer der „Progressiven“, I o a n n i d i s, der Einheitspartei bereits ein Koalitionsangebot gemacht. Seine Annahme würde Kliridis zwar innenpolitisch am leichtesten fallen, doch muß es zu Komplikationen mit der türkischen Minderheit wie mit Ankara kommen, wenn sich diese nach wie vor zur Enosis Zyperns mit Griechenland stehende Gruppe an einer Regierung in Nikosia beteiligt. Das zweite Koalitionsschema, das gegenwärtig auf Zypern zwischen Kliridis, dem linksliberalen Parteichef Dr. Lyssaridis und dem KP-Generalsekretär Papaioonnou diskutiert wird, ist daher eine „Volksfront“ aller neutralistischen und auf Zyperns Unabhängigkeit eingeschworenen Parteien einschließlich der Kommunisten. Als Führer einer solchen Koalition wäre Dr. Lyssaridis als Mann der Mitte und persönlicher Vertrauter des Präsidenten, dessen Leibarzt er ist, am besten prädestiniert.

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