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Makarios kämpft wieder

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Nachdem sich der jugoslawische Präsident Josip Broz Tito bei seinen Staatsbesuchen in Athen und Ankara als Zypernvermittler betätigt hatte, schienen die fast ein Jahr lang erstarrten Fronten zwischen Griechen und Türken um die vielgeprüfte Inselrepublik wieder in Bewegung zu geraten. Inzwischen hat sich aber im freien Süden der Insel die politische und auch wirtschaftliche Position der Begierung des Präsidenten Makarios schon so weit von der türkischen Invasion des Jahres 1974 und dem ihr folgenden Flüchtlingselend (mit einer Viertelmillion orthodoxer, armenischer und maronitischer Christen aus dem von den Truppen der Türkei besetzten Norden) erholt, daß der politische Erzbischof wieder seine eigenen Wege gehen kann. Er will sich keine Lösung „seines“ Problems von Athen und Ankara aufzwingen lassen.

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Nachdem sich der jugoslawische Präsident Josip Broz Tito bei seinen Staatsbesuchen in Athen und Ankara als Zypernvermittler betätigt hatte, schienen die fast ein Jahr lang erstarrten Fronten zwischen Griechen und Türken um die vielgeprüfte Inselrepublik wieder in Bewegung zu geraten. Inzwischen hat sich aber im freien Süden der Insel die politische und auch wirtschaftliche Position der Begierung des Präsidenten Makarios schon so weit von der türkischen Invasion des Jahres 1974 und dem ihr folgenden Flüchtlingselend (mit einer Viertelmillion orthodoxer, armenischer und maronitischer Christen aus dem von den Truppen der Türkei besetzten Norden) erholt, daß der politische Erzbischof wieder seine eigenen Wege gehen kann. Er will sich keine Lösung „seines“ Problems von Athen und Ankara aufzwingen lassen.

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Die verschiedenen in Nikosia verbreiteten Dementi von Meinungsverschiedenheiten mit dem griechischen Premier Konstantinos Kara-manlis sprechen gerade für das erneute Auftreten solcher Differenzen.

Makarios droht sich damit erneut auf jenen gefährlichen Alleingang zu begeben, der ihn schon vor zwei Jahren in einen Gegensatz zu der starken pro-griechischen Partei Zyperns und in das für ihn beinahe tödliche Abenteuer des Umsturzversuches von Gegenpräsident Sampson geführt hat. Die Gegner der neutralistischen Eigenbrötelei des bärtigen Oberhirten verfügen noch dazu heute in dem aus Opposition gegen Makarios zurückgetretenen Parlamentspräsidenten Klerides über einen viel angeseheneren und klügeren Führer als es vorher zunächst General Grivas und dann Sampson gewesen sind. In Nikosia rechnet man sicher damit, daß Klerides bei den in diesem Jahr anstehenden Präsidentenwahlen als Gegenkandidat auftreten und vielleicht sogar als Sieger hervorgehen wird. Bei den früheren Wahlen (von 1960 und 1968) waren gegen Makarios nur Außenseiter der Kommunisten und der Anhänger des damaligen Militärregimes in Griechenland aufgetreten. Diesmal wird Klerides jedoch eine echte Alternative darstellen.

Mit der Abwahl des cäsaropapisti-schen Staats- und Kirchenchefs wäre auch das größte Hindernis für die Wiedervereinigung der freien mit der türkisch besetzten Zone der Insel aus der Welt geschafft. Nach allen schlechten Erfahrungen der Jahre 1960 bis 1974 wollen sich die Zyperntürken mit der griechischen Majorität erst dann wieder zu einem Bundesstaat zusammenschließen, wenn an dessen Spitze ein ziviles Oberhaupt steht. Makarios hat diese türkische Forderung energisch zurückgewiesen, weiß aber genau, daß das Wahlergebnis auf diese Entwicklung hinauslaufen kann. Er will die ihm bis zu den voraussichtlich im Herbst anstehenden Wahlen gesetzte Galgenfrist zu einer Zypemlösung um jeden Preis benützen und sich so die Dankbarkeit einer Mehrheit von Wählern sichern. Mit der gegenwärtigen Koalitionsregierung, der auch die überwiegend zu Klerides tendierende „Einheitspartei“ und die eindeutig pro-griechischen „Progressiven“ angehören, kann der Erzbischof dieses Spiel jedoch nicht betreiben. So plante er einen Regierungswechsel, um so dem von ihm befürchteten Führungswechsel zuvorzukommen.

Starker Mann im neuen Kabinett wird der Neutralismusstratege von einst, Ex-Außenminister Kyprianos Kyprianou sein, der zu Beginn der siebziger Jahre von Makarios unter gemeinsamem Druck aus Athen, Ankara und Washington gegen den pro-westlichen Christophides ausgetauscht werden mußte.

Da Makarios und Kyprianou weder mit Griechenland und der Türkei auf gleich kommen, noch mit der jetzt in der Nordzone konzentrierten zyperntürkischen Minderheit unter Raouf Denktasch verhandeln wollen, bleibt ihnen nur die Flucht in eine weitere Internationalisierung des Konfliktes offen. Die im arabischen Raum zurückgedrängte Sowjetunion wird dabei nur zu gerne bereit sein, sich als Schutzmacht Zyperns vor das schwankende Gefährt der waghalsigen Makarios-Politik spannen zu lassen.

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