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Eingekreister Makarios

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Der Besuch des Stellvertretenden griechischen Ministerpräsidenten Stylianos Pattakos in Syrien und dem Libanon war nicht nur eine Fortsetzung der diplomatischen Offensive Athens am anderen Ufer des Mittelmeers und bei den afrikanischen Staaten, sondern muß in direktem Zusammenhang mit den parallelen Bemühungen der Regierung Papadopoulos um eine möglichst rasche Beilegung des Zypernproblems gesehen werden- Während der Generalsekretär der Vereinten ^Nationen, Waldheim, durch seine Vorsprache in Nikosia den innerzypriotischen Dialog der griechischen und türkischen Volksgruppe ermutigt und anschließend in Ankara und Athen jedem Eingreifen in die Souveränität der neutralen Inselrepublik vorzubeugen versucht hat, arbeitet Griechenland mit Windeseile auf eine „NATO-Lösung“ der Zypernfrage hin.

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Der Besuch des Stellvertretenden griechischen Ministerpräsidenten Stylianos Pattakos in Syrien und dem Libanon war nicht nur eine Fortsetzung der diplomatischen Offensive Athens am anderen Ufer des Mittelmeers und bei den afrikanischen Staaten, sondern muß in direktem Zusammenhang mit den parallelen Bemühungen der Regierung Papadopoulos um eine möglichst rasche Beilegung des Zypernproblems gesehen werden- Während der Generalsekretär der Vereinten ^Nationen, Waldheim, durch seine Vorsprache in Nikosia den innerzypriotischen Dialog der griechischen und türkischen Volksgruppe ermutigt und anschließend in Ankara und Athen jedem Eingreifen in die Souveränität der neutralen Inselrepublik vorzubeugen versucht hat, arbeitet Griechenland mit Windeseile auf eine „NATO-Lösung“ der Zypernfrage hin.

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Die Insel soll zwischen Hellas und der Türkei geteilt werden, die Regimes in Athen und Ankara wollen es als jeweils ihren Erfolg verbuchen und gleichzeitig die Gunst der von Nixon letztlich am östlichen Mittelmeer so energisch geführten USA gewinnen. Mit dem Führungswechsel bei der griechischen Militärpolizei ASDEN, wo die letzten Widersacher von Papadopoulos' Zypernpolitik saßen, und dem erneuten Auftreten der zypriotischen Bischöfe gegen ihren Primas Makarios ist der Erz-bischof^Präsidenit in Nikosia so gut wie eingekreist, wenn man von seiner massiven Rückendeckung durch die Sowetunion absieht.

Erfolg in Damaskus

Bei den syrischen Kommunisten hatte die zypriotische Linke, die sich als einzige der verschiedenen Gruppierungen im Parlament von Nikosia dem Anschluß Zyperns an Griechenland hundertprozentig widersetzt, eine ihrer wichtigsten Stützen besessen. Die Funktionäre der kommunistisch geführten Arbeiterpartei Zyperns, AKEL, waren regelmäßig in Damaskus zu Gast, und ihr Parteiorgan „Charavghi“ (Morgenröte) verband seine permanente Forderung nach der Räumung der letzten britischen Stützpunkte auf der Insel konsequent mit dem Hinweis auf die Interessen der arabischen Nachbarschaft. Inzwischen sind Syriens Kommunisten von dem neuen Regime Assad jedoch zur Einschränkung ihrer Aktivitäten innerhalb der Ein-par teienorgani sation „Nation ale Front“ genötigt worden, in der sozialdemokratische Gruppen den Ton angeben. Sie dürfen vor allem außenpolitisch keinen eigenen Kurs mehr steuern und kommen für ihre zypriotischen Genossen nicht länger als Rückendeckung in Betracht. Außerdem scheint es Pattakos in Damaskus gelungen zu sein, das Vertrauen Syriens für Griechenlands Zypempläne zu sichern. Die Athener Regierung hatte bereits bei der Gewährung von Erleichterungen für die 6. US-Flotte darauf hingewiesen, daß sie niemals antiarabische, also proisraelische Aktionen der Amerikaner unterstützen würde. Dasselbe würde jetzt auch für ein mit Hellas vereintes und damit in die NATO einbezogenes Zypern gelten.

Die parallele Vorsprache des Zweiten Mannes des griechischen Militärregimes vim Libanon galt denselben

Zielsetzungen, aber anderen Problemen. In Beirut ist man in Zusammenhang mit Zypern weniger wegen der Veränderung in dessen politischem und militärischem Status, als hinsichtlich der Auswirkungen für die libanesische und auch die armenische Minderheit der Insel besorgt, die größtenteils mit Pässen des Libanon versehen ist. Gerade die libanesischen Dörfer Nordzyperns drohen bei der sich abzeichnenden Teilung der Inselrepublik zwischen Griechenland und der Türkei in den türkischen Sektor zu fallen. Angesichts der bereits erwiesenen unfreundlichen Haltung Ankaras den islamischen und christlichen Arabern der Hatay-Provinz gegenüber, die den Türken 1939 von den französischen Mandatsherrn Syriens überantwortet wunde, ist man im Libanon über die Aussichten für die libanesische Minorität Zyperns absolut nicht erfreut und strebt entweder das Verbleiben im griechischen Sektor oder eine Sonderregelung an.

Der radikale griechische Regimeflügel, der 1968 bis 1971 seine eigene Zypernpolitik zu machen suchte und über die Offiziere der griechischen Streitkräfte auf der Insel, der ELDYK, eine auf den Anschluß ganz Zyperns hinarbeitende Untergrundbewegung aufgezogen hatte, hat inzwischen mit den Komimandoposten der Militärpolizei, des Athener Festungskommandos und der Militärjustiz seine letzten wichtigen Stützen in der griechischen Hauptstadt verloren. Die von Papadopoulos mit diesen wichtigen Funktionen betrauten neuen Männer kommen ausnahmslos vom II. Griechischen Armeekorps. Dieses ist in Nordgriechenland stationiert, und seine Offiziere sind einerseits für ihre Königstreue, aber auch für ihre flexiblere Haltung in der Zypemfrage bekannt. Papadopoulos, der sich seit seiner Machtergreifung 1967 für ein besseres Verhältnis zum griechischen Erbfeind Türkei eingesetzt hat, muß daher auf keine Opponenten seiner Zypernpolitik in den eigenen Reihen mehr Rücksicht nehmen. Was den demokratischen Widerstand betrifft, so wäre ein Zypernerfolg der Miltärregierung das beste Mittel, selbst dort Unterstützung für das autoritäre Regiment zu sichern.

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