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Keine Hilie aus Athen

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Nachdem sich nun auch der Ehrenprimas aller orthodoxen Christen, der Istanbuler Patriarch Demetrios, für Erzbischof Makarios und gegen die zypriotische Bischofskonferenz ausgesprochen hat, die den Präsidenten von Zypern im März seines kirchlichen Amtes für verlustig erklärte, kann der eben erst im Februar in seiner politischen Führerrolle für eine neue vierjährige Amtszeit bestätigte Erzbischof-Prä-sident der ostmediterranen Inselrepublik wieder ruhig in die Zukunft blicken. Ein weiterer Grund zur Beruhigung in der Präsidentenresidenz auf einem Aussichtshügel südlich von Nikosia ist der negative Ausgang der Vorsprache von zwei der aufrührerischen zypriotischen Bischöfe bei der Kirche und Regierung von Griechenland.

Während sie ihren altersschwachen Amtsbruder Gennadios von ^nphos als „Kirchenverweser“ auf Zypern zurückließen, waren der streitbare nordzypriotische Metropolit Kyprianos — auf der Insel neue-stens „Koprianos“, das heißt „Schmutzling“, genannt — sowie sein herzleidender Mitstreiter Anthimos von Larnaka nach Athen geeilt, um sich dort der Unterstützung nationalistisch gesinnter Kirchen- und Regierungskreise zu versichern. Unter anderen Umständen wäre ihre Mission vielleicht erfolgreich gewesen. Erzbischof Hieronymos von Athen, der früher einmal mit dem Gedanken einer Vereinigung der orthodoxen Kirchen von Griechenland und Zypern unter seiner Führung geliebäugelt hatte, muß zur Zeit schwer gegen die wachsende innerkirchliche Opposition im eigenen Land kämpfen. Er muß froh sein, wenn er weiter Erzbischof von Athen bleibt, und hat daher das Angebot der beiden Metropoliten, ihn zum neuen Erzbischof von Zypern zu wählen, abgelehnt. Eine ebensolche Absage erhielten die Abgesandten der gegen ihren Erzbischof revoltierenden zypriotischen Bischofskonferenz bei Metropolit Georgios Pavlidis von Nikaia. Dieser profilierte griechische Arbeiterbischof, dessen Metropolitan-sprengel das berüchtigte Athener Kommunistenviertel „Kokkinia“ (die

Kontakte zu Arabern und Israelis: Rote) umfaßt, war von 1961 bis 1967 Vikarbischof auf Zypern gewesen und hatte sich dort großer Beliebtheit erfreut.

Nach dieser Abfuhr bei den kirchlichen Stellen versuchten die beiden Metropoliten in der griechischen Hauptstadt politisch gegen Makarios zu intrigieren. Der Präsident Zyperns war dem von Minister Ladas geführten radikalen Flügel der autoritären Athener Regierung schon lange ein Dorn im Auge. Davon hofften „Koprianos“ und Anthimos jetzt zu profitieren. Die gleichzeitige Studentenrevolte an vielen griechischen Hochschulen machte aber ihre Absicht zunichte. Papadopoulos, der viel besser zu Makarios steht als manche seiner extremistischen Mitarbeiter, wollte nichts gegen jenen zu einem Zeitpunkt unternehmen, an dem der Erzbischof-Präsident von Zypern in Griechenland zu einem Heros der für die Demokratisierung streitenden Intellektuellen geworden ist. '

Diese Haltung des Athener Regimes war nicht nur für die beiden Metropoliten, sondern auch für General Grivas ein schwerer Schlag, der seit 1971 in den Bergen Zyperns ebenso für dessen Anschluß an Griechenland gegen Makarios kämpft, wie er 1955 bis 1960 mit Makarios gegen die Engländer für die Freiheit der Insel gestritten hat. Die Grivas-Partisanen haben bisher bei der zypriotischen Bevölkerung den Anschein zu wecken versucht, daß ihre Aktionen vom „Großgriechischen Führer“ Papadopoulos gedeckt und gebilligt seien. Davon kann jetzt — zumindest offiziell — keine Rede mehr sein. Grivas sieht sich daher nach neuen Verbündeten um, wobei er die enge Verflechtung von Zypernfrage und Nahostkonflikt zu nützen sucht. In Nikosia werden dem 74jäh-rigen General sowohl Kontakte zu den Palästinensern als auch zu israelischen Kreisen nachgesagt. Das letztere hat größere Wahrscheinlichkeit, da Grivas-Terroristen mit ziemlicher Sicherheit für die Ermordung eines Al-Fatah-Funktionärs in einem Nikosier Hotel verantwortlich waren.

Wie dem auch sei — die Hineinziehung Zyperns, das ohnedies schon mit seiner türkischen Minderheit und der politischen Spaltung unter den Zyperngriechen gestraft genug ist, in die israelisch-arabische Kontroverse muß für die Inselrepublik katastrophale Folgen haben. Hingegen hat sich das Regime Makarios, bei allen Sympathien für Ägypten und engen Kontakten der zypriotischen Linken zur syrischen KP, bisher auch um ein korrektes Verhältnis zu Israel bemüht und so nicht unwesentlich für eine nahöstliche Entspannung gewirkt.

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