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SOS ruft...

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SOS-Bericht:

3026: „Mutter auf lange Zeit ausgefallen“: SOS konnte mit einer finanziellen Ueber- brückungshilfe beistehen.

3027: „Sorgenvolles Alter“: SOS konnte eine Geldaushilfe geben.

Allen Spendern sei herzlich gedankt!

SOS-Rufe:

GESCHWISTERPAAR LEIDET AN ERBSCHER KRANKHEIT. Zwei Geschwister, zehn und zwölf Jahre alt, leiden an progressivem Muskelschwund. Die Anschaffung je eines Fahrzeuges, mit dem sie geführt werden können, wäre unbedingt notwendig. Außerdem soll eine Kur versucht werden. Da die Krankheit bereits Jahre dauert, ist die Familie wirtschaftlich total ausgeblutet — der Vater ist Arbeiter. SOS bittet herzlich um Unterstützung. Ruf 3035.

SIE FÜRCHTET SICH VOR DEM WINTER. Frau R. war Weißnäherin und Büglerin. Seit ihrem 60. Lebensjahr ist sie in der Rente. Jetzt, 74 Jahre alt, ist sie fast blind und hat infolge eines schweren Nierenleidens Wasser in den Füßen. Sie war immer alleinstehend und hängt sehr an ihrer bescheidenen kleinen Wohnung. Doch fürchtet sie sich schon jetzt vor dem Winter und bittet herzlich um Brennmaterial oder Geld. SOS bittet für sie um Spenden. Ruf 3036.

Alle Hilfe und Zuschriften nicht an die Redaktion, sondern direkt an die SOS-Gemeinschaft, Wien I, Freyung 6, Telephon 63 17 98, Postscheckkonto SOS 94.206. Erlagscheine werden auf Wunsch zugesandt und sind in allen Postämtern erhältlich.

Die griechische Regierung sieht darin durchaus keine Utopie. Es ist müßig, zu fragen, ob Karamanlis und sein Kabinett sich ausschließlich von politischen oder auch. von religiösen Beweggründen leiten lassen — im Endeffekt führen sie die gleiche Kirchenpolitik wie der Oekumenische Patriarch. Die Uebereinstimmung ihrer Ansichten bestätigte sich, als Karamanlis am 11. Mai den, Patriarchen besuchte. Der griechische Ministerpräsident hatte sich bei'’ seinem Staats- besuch in der Türkei; dem ersten-seit der Regelung der Zypernfrage, von den Türken ausdrücklich einen „programmfreien“ Tag zu diesem Zweck erbeten. Nach Athen zurückgekehrt, machte der Regierungschef Griechenlands dem Erzbischof Theoklitos von Athen, dem Vorsitzenden der Synode der orthodoxen Kirche des Landes, klar, es sei höchste Zeit, seinem spirituellen Oberhaupt, dem Oekumenischen Patriarchen, seine Aufwartung zu machen.

So flog Theoklitos nach dem Phanar. Vorher aber zeigte die Kirche Griechenlands nochmals, daß sie ihren alten Standpunkt keineswegs aufgegeben hat. König Paul von Griechenland und Königin Friederike machten nach Abschluß ihres Staatsbesuches in Italien auch Papst Johannes XXIII. im Vatikan einen offiziellen Besuch. Die Kirche Griechenlands sah darin sogleich und wahrscheinlich mit Recht, die Einleitung zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen. So beeilten sich denn sowohl Erzbischof Theoklitos als auch die Professoren der Theologischen Fakultät der Universität Athen, bei der Regierung zu protestieren: man stehe nach wie vor auf dem 1956 von der Athener Synode formulierten Standpunkt, daß die Aufnahme diplomatischer Beziehungen Griechenlands zur Kurie und der Abschluß eines Konkordats unerwünscht seien.

Ende Juni weilte dann Erzbischof Theoklitos eine Woche lang beim Oekumenischen Patriarchen. Es war ihm bezeichnenderweise der Regierungsvertreter in der Synode als Reisebegleiter mitgegeben ,worden, was ihn freilich nicht der Pflicht enthob, sogleich nach der Rückkehr dem Ministerpräsidenten Karamanlis über seine Unterredungen mit Athenagoras mündlich zu berichten. Ueber die Ergebnisse dieses Besuches beim Patriarchen ist nichts bekannt. Soviel kann gewiß angenommen werden, daß Theoklitos, seit Jahrzehnten ein Exponent der ablehnenden Haltung gegen Rom, so rasch nicht umgestimmt werden kann. Athenagoras und Karamanlis werden aber ihre Bemühungen fortsetzen — den nächsten Anlaß dazu bietet der noch vor Jahresende erwartete Gegenbesuch des Patriarchen in Athen.

Eine Frage, die in erster Linie den Vakitan und nur indirekt den Oekumenischen Patriarchen betrifft, ist die Möglichkeit der Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen

TEURES BUDGET! Wie alljährlich, kämpfen auch in diesen September- und Oktoberwochen die Minister um die bessere Dotierung ihres Ressorts. Eine allgemeine Ausweitung des Budgetrahmens selbst könnte, das wissen selbst die Gegner des Finanzministers, gefährliche Folgen haben. Gewiß, eine reichlich dotierte Investitionstätigkeit würde noch mehr Arbeitsplätze schäften und die Vollbeschäftigung sichern — auf dem Papier zumindest. Letztlich würde sich jede übertriebene Großzügigkeit des Staates im Ausgabensekfor bitter rächen — meinen die Fachleute. Aber die Erfahrung lehrt, daß auch noch andere Gesichtspunkte mit im Spiel sind. Es werden jahraus, jahrein Gesetze verabschiedet, die das Budget belasten und somit den eigentlichen Spielraum, in dem nicht Gesetze über die Budgetmittel zwingend verfügen, immer mehr einengen. Hierin liegt die Tragödie etwa des Unterrichtssekfors. Denn die neue Schule, das sie radikal sind oder nicht, versprechen und fordern, was ihnen und den Zielen ihrer Propaganda gutdünkf. Die beiden Oppositionsparteien in Oesterreich sind aber angesichts ihrer Stärke keine politische Realität. Sich ihre Gunst sichern heifjf die Unterstützung von Gruppen gewinnen, die aus eigener Kraft nichts erreichen können. Von der OeVP wurde neuerlich eine nachhaltige Vertretung der Interessen des „Kleinen Mannes" zugesicherf. Es wäre ein leichtes für die Volkspartei, geradezu ein Testfall, würde sie ihre neue Politik dadurch unter Beweis stellen, daß sie sich wirksam der Interessen der Geschädigten annimmt und sie nicht durch die Verwaltungsorgane schikanieren und provozieren läßt, ganz abgesehen von den unzureichenden gesetzlichen Grundlagen, die jedem Bürokratismus Tor und Tür öffnen und den amtlichen Verzögerungssporf begünstigen,

SEPTEMBERSORGEN. Der Schulbeginn stellt für die Eltern eine außerordentliche finanzielle Belastung dar, Diesmal gab es freilich eine doppelte Kinderbeihilfe, was in der Oeffentlichkeit viel zuwenig gewürdigt wurde. Trotzdem, trotzdem: Manche Lehrkräfte lieben es, die Anschaffung von Büchern zu verlangen, die sie dann während des Schuljahres überhaupt nicht oder in einem unzureichenden Umfang benützen. Dafür aber wird so guf wie der ganze Stoff fein säuberlich in ein Heft eingetragen. Warum genehmigt man nicht den Lehrern etwa an Obermittelschulen das Anlegen von Skripten, die einerseits das Anschaffen von als ungeeignet empfundenen Büchern ersparen und anderseits das mechanische Mitschreiben von Merksätzen durch eine intensive Anteilnahme am Unterricht ersetzen? Eine nicht minder wichtige Frage ist die der Preise der Lehrbücher. Zum Unterschied von anderen Büchern haben Lehrbücher so etwas wie eine weithin garantierte Auflage. Das gilt für die meisten Lehrbücher. Wäre diese Abnahmegarantie nicht ein Grund, die Preise der Bücher herabzusetzen? Eine arge und das ganze Schuljahr über anhaltende Misere sind für die Eltern die Schulhefte und andere Schulgebrauchsgegensfände. Nicht nur, daß die Preise von Geschäft zu Geschäft verschieden sind, sind sie auch von einem Jahr zum anderen höher, was zwar stets mit der Papierpreiserhöhung begründet wird, aber angesichts der Höhe der Preissteigerung kc m allein eine Sache der Papierpreise sein kann. Daß von manchen Lehrkräften noch dazu pompöse, vornehm eingebundene Hefte und sonstige Schulutensilien in „prima" Ausfertigung verlangt werden, rundet das Bild. Die Paritätische Kommission hätte im Bereich der „Schulsachen" die Möglichkeit, ihr nicht bekanntgewordene und daher von ihr auch nicht genehmigte Preiserhöhungen zu registrieren. Wäre es nicht möglich, gemeinsam mit Herren der Unter- richtsverwalfung, Lehrern und Beamten des Schul- aufsichfsdienstes eine umfassende Analyse des gesamten Schulreqiuisifen-nPreisgebäudes" vorzunehmen?' * †

BUON APPETITO1 Die Schweizer Presse befaßt sich derzeit mit einigen italienischen Pressepro- dukfen, die direkt und indirekt auch uns in Oesterreich sehr „angehen". In der Zeitschrift „Documenti", herausgegeben von der Dokumentationsstelle des italienischen Ministerpräsidiums, in der dem Außenministerium nahestehenden „Rinascitä Nazionale" (hier in einem Leitartikel gegen Oesterreich in der Südtirol-Frage) und in der amtlichen italienischen Zeitschrift für Außenpolitik, „Italian Affairs, Documents and Notes" wird die Forderung nach einer „natürlichen Grenze" Italiens längs des Alpenwalles erhoben. Dazu rechnen diese offiziösen italienischen Stimmen nicht nur Südtirol, sondern „selbstverständlich die Schweizer Kantone Tessin, Wallis, sowie einen Teil des Kantons Graubünden”. Nebenbei werden dabei noch Nizza, Korsika, kleinere Grenzstreifen Frankreichs und Jugoslawiens, die Inselgruppe von Malta usw. usw. gefordert. Die Schweizer Presse bemerkt dazu: diese Ansprüche könnten als ein verfrühter Fasčhingsscherz angesehen werden, würden sie nicht mit so viel Methode vorgetragen werden. Außerdem bestehe die Gefahr, daß in Italien gegebenenfalls „nach dem alten Rezept der Flucht nach außen innenpolitische Schwierigkeiten durch Gebiefsforderungen narkotisiert würden ..." Und eine Zürcher Wochenzeitung schließt: „Während dieser Artikel in Druck geht, finden im Bündner Land ausgedehnte Gebirgsmanöver des 3. Armeekorps statt. Die Verteidigung basiert auf der Annahme, daß ein von Osten und vom Süden her eindringender Feind abgewehrt werden müsse. Diese Uebungsan- nahme ist ganz unbewußt die deutlichste Antwort, die das Schweizer Volk den Schreibfischstrafegen Italiens und ihren unvergorenen nationalistischen Pubertäfsfräumen erteilen kann: Wir sind da. Wir sind immer da. Wir nehmen eure Großraumideen nicht ernster als sie genommen werden dürfen, aber wir haben nicht vergessen, daß in jüngst vergangenen Jahrzehnten Staatsmänner mit psychopathischem Einschlag Großraumfräume blutig zu verwirklichen verstanden.” Ein Schweizer Keil auf einen italienischen Klotz. Wir haben dem nichts hinzuzufügen.

Stuhl und der Türkei. Man sprach davon schon vor vier Jahren, als Ministerpräsident Menderes Papst Pius XII. besuchte, man rechnet verstärkt mit dieser Möglichkeit seit der ebenfalls aufsehenerregenden Audienz, die der Präsident der Türkei, der Moslem Celal Bayar, am

11. Juni beim Papst hatte. Bis zu einem Erfolg der vatikanischen Bemühungen wird man noch manche Vorfragen klären müssen, und die Bemühungen des Vatikans sind auch aus rein katholischen Interessen gerechtfertigt, ohne Berücksichtigung der Orthodoxie. Gleicjiwohl kann man die Frage zumindest aufwerfen, ob in diesen Bemühungen des Vatikans ein Anzeichen dafür zu erkennen ist, daß der Papst den Wunsch des Patriarchen nach einer persönlichen Aussprache erfüllen will. Denn für einen Gegenbesuch des Papstes am Sitze des Oekumenischen Patriarchen wären natürlich diplomatische Beziehungen zur Türkei eine unerläßliche Voraussetzung.

Der Oekumenische Patriarch von Konstantinopel muß und will aber für seine Absicht einer Annäherung an Rom nicht nur die Kirche Griechenlands gewinnen, sondern auch die übrigen orthodoxen Kirchen, sowohl die anderen Patriarchate des Ostens als auch die spirituell ihm unterstehenden autokephalen Landeskirchen, die heute alle im Herrschaftsbereich des Ostblocks sind: die orthodoxen Kirchen Rußlands, Rumäniens und Bulgariens vor allem. Wenn man die unendlichen staats- und kirchenppliti- schen Schwierigkeiten kennt und berücksichtigt, verdient es Bewunderung, mit welchem diplomatischen Geschick hierbei vorgegangen wird. Als Vermittler erkürte' sich Athenagoras den Patriarchen der . serbischen orthodoxen Kirche, Germanos, von dem er weiß, daß er seine Ideen weitgehend teilt. Germanos erklärte also eines Tages, er nehme nur eine alte, leider seit langem unterbrochene Tradition seiner Kirche auf, wenn er zu den orthodoxen Ostern (die in diesem Jahr auf den 3. Mai fielen) nach Jerusalem pilgere. Er machte sich aber schon Anfang April von Belgrad auf den Weg, besuchte erst Erzbischof Theoklitos von Athen und weilte dann ziemlich lange in der Vereinigten Arabischen Republik, wo angesichts der guten Beziehungen zu Tito das Nasser-Regime seinen Besuch offiziell zur Kenntnis nahm. Nach einem Besuch beim Patriarchen von Alexandrien, Christo- pnorus, und einem Abstecher nach Kairo weilte Germanos längere Zeit bei Theodosios VI., dem in Damaskus residierenden „Patriarchen von Antiochia und dem ganzen Osten“, der unter den heutigen drei östlichen Patriarchen — - es kam noch jener von Jerusalem hinzu, den Germanos zu Ostern besuchte — die bedeutendste Persönlichkeit ist. Zum Abschluß seiner Reise erstattete Germanos dem Patriarchen von Konstantinopel Bericht über seine Mission — denn um eine solche hat es sich zweifellos gehandelt. Es kann angenommen werden, daß die Ergebe nisse weitgehend positiv waren.

Nun gilt es für Athenagoras I. noch festzustellen, inwieweit die zu seinem Patriarchat gehörenden autokephalen Landeskirchen im Bereich des Ostblocks willens und fähig sind, seinen Ideen zu folgen. Es genügt dazu ein Besuch in Moskau, denn bei der heutigen Lage der Dinge im Ostbereich ist das Beispiel des Moskauer Patriarchen für seine Kollegen in Bukarest und Sofia verbindlich. Germanos von Belgrad war für diese zweite Mission, nicht geeignet; seine Beziehungen zu Alexej von Moskau sind schlecht, und seine Herkunft aus dem Lande Titos mag seine Aufgabe in der Sowjetunion auch nicht erleichtern. Aber man konnte ja einmal die Bemühungen der russischen Kirche um Einfluß auf die östlichen Patriarchate in umgekehrter Richtung ausnützen. Der Moskauer Patriarch unterhält seit langem in Damaskus einen Vertreter, Erzbischof Johannes — natürlich mit Wissen und Billigung des Kremls, dem jedes Mittel recht ist, um im Nahen Osten Fuß zu fassen. So konnte man Johannes dazu be nützen, um für Theodosios VI. eine Einladung nach Moskau zu erwirken, „zum Studium des Lebens der russischen Kirche“. Theodosios ist aber nicht nur der bedeutendste der Patriarchen des Ostens, er stimmt auch hinsichtlich der Beziehungen zum Vatikan mit Athenagoras Weitgehend überein.

Theodosios VI. wurde am 14. Juli in Moskau von den Sowjets mit allem Protokoll wie ein Staatsbesifcher empfangen, Was er erreicht hat,- ist noch nicht bekannt. Die Wege der Politik des Kremls sind unerforschlich — von dieser Politik wird es aber abhängen, inwieweit die dem östlichen Machtbereich unterstehenden orthodoxen Kirchen die Pläne des Oekumeni- schen Patriarchen mitmachen dürfen.

Eine Wiedervereinigung der orthodoxen und der katholischen Kirche oder selbst eine enge organische Verbindung der beiden alten Kirchen, falls eine völlige Wiedervereinigung sich als unmöglich herausstellt, ist ein Arbeit auf lange Sicht, vielleicht ein Werk von Generationen. Es verdient aber größte Beachtung, daß beide Seiten ernstlich das Problem angehen und im Gegensatz zu früheren Versuchen völlig neue Wege beschreiten, die am ehesten den Erfolg haben könnten, den das Gebot der Zeit erheischt.

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