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Ungeachtet seiner Bestätigung im Präsidentenamt der Republik Zypern und der gesamt-orthodoxen Verurteilung seiner Absetzung als Erzbi-schof durch ein „Konzil“ seiner drei Suffraganbischöfe haben sich in Ni-

kosia die politischen wie kirchlichen Fronten gegen Erzbischof-Präsident Makarios III. weiter verhärtet. Als dritte Front im Rücken des streitbaren Kirchenfürsten hat sich die zunehmende Verstrickung Zyperns in das nahöstliche Terrorunwesen aufgetan.

In einem so kritischen Moment hat die Ankündigung aus dem Präsidentenpalais, daß Makarios noch in diesem Jahr die Volksrepublik China besuchen werde, selbst erfahrene Beobachter in der zypriotischen Hauptstadt überrascht und verwundert. Das Kirchen- und Staatsoberhaupt hatte in den letzten Wochen und Monaten alle seine Reiseverpflichtungen abgesagt, um nicht durch seine Abwesenheit auf Zypern ein Vakuum zu schaffen, das von den für den sofortigen Anschluß an Griechenland kämpfenden Partisanen des Generals Grivas zur Machtergreifung genutzt werden könnte. Wenn

Makarios III. jetzt auf einmal nach Peking fahren wird, so muß er sich von dort konkrete Unterstützung in seiner präkeren Situation erhoffen. Allerdings fällt es schwer zu begreifen, worin diese chinesische Hilfe bestehen könnte. Für Hilfssendungen jeder Art ist der Weg von China nach Zypern weit, und innenpolitisch muß die Chinawallfahrt des Erzbi-schofs nur neue Schwierigkeiten bringen.

Denn die Dinge auf Zypern stehen in der zweiten Aprilhälfte so, daß Makarios vielleicht gar nicht mehr zu einem Staatsbesuch im Reich der Mitte kommen wird. General Grivas hat den Terror seiner Banden derart intensivieren können, daß die wiederholten Aufrufe der Regierung in Nikosia zur Vermeidung seines Bürgerkrieges längst überholt erscheinen müssen, denn der Bürgerkrieg auf Zypern hat längst begonnen.

Gleichzeitig sind die rebellischen Suffragane des Erzbischofs zu einer neuen kirchlichen Offensive gegen Makarios angetreten: Sie haben am 14. April der bereits im Marz ausge^j sprochenen Absetzung und Exkommunikation des Staats- und Kirchenführers nun auch die Wahl des Weltmetropoliten Gennadios von Pannos ' zum interimistischen Oberhirten der zypriotischen Orthodoxie folgen lassen. Damit ist das Schisma in der Kirche von Zypern perfekt.

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