Zyperns neuer Präsident, Maka- rios-Nachfolger Spyros Kyprianou, hat seine erste Feuerprobe vor der Generalversammlung der UNO hinter sich. Dem Karrierediplomaten und langjährigen Außenminister ist es gelungen, jede internationale Anerkennung des 1974 von den Türken gewaltsam errichteten Spalterstaates im Nordteil der Insel zu verhindern.Nach diesem Mißerfolg hat die Türkei sofort den angeblich labilen Gesundheitszustand ihres Gegenspielers auszuspielen begonnen. Unter Berufung auf einen Herzanfall, den Kyprianou im Anschluß an seine erste Ame- rikanreise erlitten hatte, wurde von der
Vier Wochen vor dem Wahltag begann in Griechenland die Kampagne von Regierungspartei und Opposition. Gleichzeitig lief die Frist für die Zulassung von Parteien und die Nominierung ihrer Kandidaten ab, während das Kabinett Karamanlis zwecks unparteiischer Durchführung der Wahlen durch einen neutralen Innen- und Justizminister ergänzt wurde. Vor dem Schock der Militärdiktatur in den Jahren 1967 bis 1974 war es in Hellas üblich gewesen, in Wahlzeiten unparteiische Ubergangsregierungen zu bilden. Die auf dem Lande nach wie vor herrschenden patriarchalischen Verhältnisse hätten es der
Mit einem Kopfsprung in vorzeitige Neuwahlen hofft Griechenlands konservativer Regierungschef Karamanlis seiner „Nea Demokratia“ noch einmal die Führung zu sichern. Die bürgerliche Sammelbewegung hatte im November 1974 216 der 300 Parlamentssitze gewonnen, eine Folge der damals allgemeinen Begeisterung für Karamanlis, der ąn die Stelle siebenjähriger Militärdiktatur getreten war. Seitdem hat zwar kaum er selbst, sehr wohl jedoch seine Partei und seine Regierung an Popularität stark eingebüßt. Hielte dieser Trend an, so könnte sich die „Neue Demokratie“ für die 1978 fälligen
Im griechischen Teil Zyperns läuft der Wahlkampf um die doppelte Nachfolge des Erzbischof-Präsidenten Ma- karios auf vollen Touren. Doppelt deswegen, weil die von ihm in Personalunion vereinten Ämter eines Erzbischofs der orthodoxen Inselkirche (seit 1950) und eines Präsidenten der zypriotischen Republik (seit 1960) jetzt getrennt vergeben werden müssen. In beiden Fällen ist die gesamte Bevölkerung stimmberechtigt. Auch im kirchlichen Bereich hat sich auf Zypern die frühchristliche Praxis einer direkten Volks wähl erhellten. Während in den Patriarchaten von Konstantinopel, Alexandria
Im Regierungsviertel der selbsterklärten Republik Türkisch-Zypern gibt es lange Gesichter. Während Lef- koscha - so nennt sich der 1974 besetzte Teil der Inselhauptstadt Nikosia - schon jetzt mit roten Fahnen und weißem Halbmond zum dritten Jahrestag dieser „türkischen Friedensoperation” rüstet, glaubt in der Regierung Raouf Denktasch bald niemand mehr daran, daß es bei dem Jubiläum viel Grund zum Feiern geben wird.Anlaß zu dieser Mißstimmung hat das Scheitern des zypemtürkischen Versuches geliefert, sich beim Silber- jubüäum Königin Elizabeths und der Londoner
Einen nicht nur des schlechten Wetters wegen stürmischen Frühling hat Griechenlands konservative Regierungspartei „Neue Demokratie“ hinter sich. Hatten ihr 1974 die hellenischen Stimmbürger bei den ersten freien Wahlen nach über siebenjähriger Militärdiktatur eine absolute Mehrheit beschert, so war das hauptsächlich auf eine sentimentale Erinnerung an die gute, alte Amtszeit des Konstantinos Karamanlis (von 1956 bis 1963) zurückzuführen. Der „Vater des griechischen Wirtschaftswunders“ sollte nun, nach einem politisch wie wirtschaftlich bitteren Jahrzehnt, diese goljdenen
Die nordostanatolische Provinzstadt Amasya ist für die moderne Türkei das geworden, was dem Osmani- schen Reich die kurdische Kerkerfestung Ahmadié war. Bis zur großen Christenaustreibung vor über 50 Jahren ein blühendes Handels- und Handwerkszentrum mit überwiegend griechischer und armenischer Bevölkerung, zählt die Stadt am Yeschilir- mak, dem „Grünen Fluß“, heute nicht einmal 100.000 türkische Bewohner. Dafür hat Amasya traurige Berühmtheit als Verbannungs- und Gefängnisort für politische Häftlinge aus Istanbul, Izmir und Ankara erlangt. Aber auch für viele Familien in
In Zyperns zweigeteilter Hauptstadt Nikosia amtiert Präsident Makarios längst nicht mehr in dem neugotischen Hügelschlößchen, das er 1960 als Erbe des britischen Gouverneurs übernommen und nur um eine orthodoxe Hauskapelle erweitert hat. Beim Juli-Putsch des Jahres 1974 ist diese Residenz durch Granaten der zypriotischen Handlanger von Griechenlands damaliger Militärjunta in Trümmer geschossen worden. Seit seiner triumphalen Rückkehr findet man den Erzbischof-Präsidenten in einem nüchternen Bürohaus am südlichen Stadtrand. In dem Komplex sind jetzt auch die meisten anderen
Auf den vorgeschobenen Stellungen der zyperngriechischen „Nationalgarde“ um Nikosias nordöstlichen Vorort Kaimakly blicken schnurrbärtige Krieger in grüner Felduniform grimmig ins „Feindesland“ hinüber. Von hier bietet sich die tiefste und beste Einsicht in das von türkischen Invasionstruppen 1974 besetzte Gebiet, aus dem damals eine Viertelmillion Griechen und Armenier in panischer Furcht die Flucht ergriff. Zurück blieben nur einige um keinen Preis von Haus und Hof zu trennende Alte, orthodoxe Mönche in ihren versteckten Klöstern der nördlichen Küstenberge.Zwei Jahre lang
Von seinem Novemberbesuch in Österreich ist Griechenlands konservativer Regierungschef Konstantinos Karamanlis sonnigster Laune in seine Junggesellenresidenz neben dem früheren Königspalast der griechischen Hauptstadt zurückgekehrt. Jetzt ist keine Rede mehr von den Rücktrittsdrohungen, mit denen der Altmeister hellenischer Rechtspolitik das Parlament aufgeschreckt, seine Parteifreunde von der „Nea Dimokratia“ (Neue Demokratie) verunsichert und rundum im westlichen Lager Besorgnis ausgelöst hatte.Karamanlis' Rückkehr nach Athen vor zweieinhalb Jahren glich, nach den Torheiten des
Die im Oktober so überraschend erfolgte Unterbrechung der in Athen seit September geführten, nun schon sechsten griechisch-amerikanischen Verhandlungsrunde über die Zukunft der bilateralen militärischen Zusammenarbeit zwischen den USA und ihren rund drei Jahrzehnte ge-treuesten mediterranen wie südosteuropäischen Schildknappen kommt einem scharfen Abbruch gleich. In dem zu diesem unerfreulichen Anlaß verbreiteten Kommunique aus der griechischen Hauptstadt war zwar von „grundsätzlicher Übereinstimmung und lediglich technischen Meinungsverschiedenheiten“ die Rede. Dahinter steht
Die stürmischen Athener Unruhen, wilden Streiks und Plünderungen waren das Ende des nach dem Sturz der Militärdiktatur vor bald zwei Jahren vereinbarten Waffenstillstands zwischen den starken demokratisch-bürgerlichen Kräften des Landes Und den vielen Gruppierungen ihrer linksradikalen Widersacher. Als Gegenleistung für die vom neuen Regierungschef, dem Konservativen Konstantinos Karamanlis, bewiesene Toleranz hatten sich Linkssozialisten, Kommunisten, Trotzkisten und Maoisten befleißigt, ihre Salon- und Parlamentsfähigkeit nach jahrzehntelanger Illegalität eifrig unter Beweis zu stellen.
Der bis heute nicht aufgeklärte Straßentod des griechischen Widerstandskämpfers und heutigen Linksmandatars Aleksios Pa-nagoulis hat in und außerhalb von Hellas die Aufmerksamkeit auf die anhaltende Terroraktivität von Anhängern der 1974 durch die demokratische Regierung, Karamanlis abgelösten Militärdiktatur gelenkt. Die Griechen wollen der neuen Freiheit nach mehr als sieben Jahren Unterdrückung nun erst recht nicht trauen. Die Oppositionsparteien, von' den Kommunisten bis zur liberalen Zentrumsunion, werfen dter konservativen Regierungspartei „Nea Dimokratia“ ein zu nachsichtiges Vorgehen gegen die nach wie vor in vielen Schlüsselstellungen sitzenden Kollaborateure und Gesinnungsgenossen der; Obtfsten des Offiziersputsches vom 21. April 1967 vor und sprechen im Zusammenhang mit der angeblichen Ermordung des Panagoulis von einer „neuen Affäre Lambrakis“.
Griechenland hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg und noch mehr infolge der anschließenden Bürgerkriegswirren als Fremdkörper auf dem ringsum kommunistisch gewordenen Balkan betrachtet. Kirchenpolitisch war ein Zerfall der alten Einheit und die Zusammenarbeit mit den orthodoxen Kirchen der Rumänen, Serben, Bulgaren, Mazedonier und Albaner eine wichtige Folge der Athener Vogel-Strauß-Haltung. Das vom Kreml kontrollierte Moskauer Patriarchat konnte sich so einen unwidersprochenen Primat über diese zweitwichtigste und auch zahlenmäßig zweitstärkste Kirchenfamilie der orthodoxen
Das neue Jahr steht für Griechenland und seine demokratisch-konservative Regierung unter Altmeister Konstantinos Ka-ramanlis im Zeichen weiterer Herauslösung aus der in sieben Diktaturjahren (1967 bis 1974) eingegangenen Alleinbindung an die USA, der zielbewußten Annäherung an Europa, ja selbst an die kommunistischen Nachbarn auf der Balkanhalbinsel. Diese Reaktivierung der allzu lange isolierten griechischen Außenpolitik, die auch bei den Arabern und in der Dritten Welt beachtliches Terrain gewinnt, wird auf der anderen Seite durch den nach wie vor unüberbrückten Gegensatz mit der Türkei in den Fragen Zypern und Ägäis-Erdöl gekennzeichnet.
In den großen Flüchtlingslagern südlich von der zwar noch durch keine Mauer, aber durch eine nicht minder einschneidende „Grüne Linie“ zweigeteilten zypriotischen Hauptstadt Nikosia rüsten sich tausende griechische Familien aus dem türkisch besetzten Norden der Insel für ihren zweiten Baracken- oder gar Zeltwinter. Um diesen zu überdauern, brauchen sie nicht nur warme Decken und wetterfeste Kleidung, sondern auch inneren Ansporn, Hoffnung und Kraft. Diese ziehen die meisten Flüchtlinge aber nicht mehr aus den Lehren der griechisch-orthodoxen Staatskirche ihres
Griechenlands seit der stürmischen Verabschiedung der neuen republikanischen Verfassung im Parlament vom Frühsommer so ruhige innenpolitische Szene hat mit Wiederanläufen der herbstlichen Aktivitäten aller Parteien eine neue Note bekommen. Kommunisten und Sozialdemokraten, Zentrumsliberale und „junge Kräfte“ malen einhellig das „Schreckgespenst“ einer royalistischen Restauration and die Wand, weil sie der konservativen Regierung Karamanlis offenbar nichts anderes „vorzuwerfen'' haben. Die Regierungspartei „Neue Demokratie“ habe es in dem nur mit Hilfe der eigenen Zweidrittelmehrheit in der „Bou-te“ durchgedrückten Grundgesetz verabsäumt, König Kostantin und andere Mitglieder der in Hellas von 1863 bis 1973 regierenden Glücksburger-Dynastie von der Bekleidung hoher Staatsämter, einschließlich jenes des Präsidenten der Republik, fernzuhalten.
Trotz tropischer Hitze kennt die griechische Hauptstadt auch in diesem Sommer keine politische Atempause. Hatte im vergangenen Jahr der erfreulich unblutige Übergang von sieben Jahren Militärdiktatur zur Wiederherstellung der demokratischen Ordnung zusammen mit der Zypernkrise zu einer hektischen Atmosphäre geführt, so sind es im August 1975 die gegen die Urheber von Gewaltherrschaft und zypriotischen Wirren angestrengten Schauprozesse, von denen die politischen Leidenschaften hochgetrieben werden.
Mit einer neuen Verfassung, und einem endgültigen Staats-Oberhaupt kann Griechenland nach einem Jahr des demokratischen Wiederaufbaus an den politischen Ruinen siebenjähriger Gewaltherrschaft der Papadopoulos-Junta nun ruhig in den Sommer, wenn auch nicht in diplomatische Ferien gehen. Nach der „Herkulesarbeit in dem von den Diktatoren zurückgelassenen Augias-Stall“ — so ein Sprecher der Regierungspartei „Neue Demokratie“ —, will Ministerpräsident Karamanlis im Juli und im August seine ganze Arbeitskraft den Türken „widmen', um deren Besatzungstruppen aus Zypern und Ankaras Hoheits- und Erdölprospektionsansprüche auf die griechische Insel Ägäis zurückzudrängen.
Jubel und leidenschaftliche Gegenkundgebungen bei den Zyperngriechen, gemischte Gefühle bei der Muslim-Minderheit der Inselrepublik und erhöhte Gefechtsbereitschaft bei den türkischen Okkupationstruppen im Norden Zyperns hat die auf St. Nikolaus groß gefeierte Heimkehr des am 15. Juli dieses Jahres durch einen griechisch-nationalen Militärputsch gestürzten Erzbischof-Präsidenten Makarios III. in Nikosia ausgelöst. Eine Ehrengarde griechischer Offiziere hatte den griechisch-orthodoxen Prälaten und in seiner Politik heftig umstrittenen chischen Regierung Karamanlis über eine gemeinsame
Am 17. November werden 6,7 Millionen wahlberechtigte Griechen und Griechinnen zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder frei ihre parlamentarischen Vertreter wählen. Ihr großer Parteien-Favorit steht schon heute, knappe vier Wochen vor dem Urnengang, fest: Es ist die „Neue Demokratie“ unter Führung des im vergangenen Juli von der bankrotten Militärjunta als Retter aus ihren Zypern- und Wirtschaftsnöten mit der Macht bekleideten konservativen Altmeisters Konstantinos Kararpan- lis. Nach achtjährigem, gigantischem Aufbauwerk in dem vom Welt- und den anschließenden Bürgerkriegen
In den gemütlichen Kaffeehäusern um den Hafenplatz der südzyprischen Mittelmeerstadt Limassol, wo seit Monaten nur noch vom „Verrat” der türkischen Minderheit gesprochen und wiederholt ein blutiger Sturm auf das gleich linker Hand beginnende osmanische Viertel ausgeheckt worden war, sind schnauzbärtige Zyperngriechen in dunklen Pluderhosen auf einmal des Lobes voll über ihre Mitbürger mit Fez oder Turban. Hatten diese während der beiden türkischen Invasionen vom Juli und August mit Maschinengewehren von den Minaretten der alten Moschee heruntergeschossen und auch später eine
In der griechischen Hauptstadt, wo man schon heute zu einem würdigen Gedenken des November-1973-Aufstandes der Athener Technikstudenten rüstet, die jetzt als Vorkämpfer der heutigen Freiheit gefeiert werden, steht nunmehr fest, daß Parlamentswahlen noch vor dem Jahrestag der Panzerschlacht um das Polytechnikum stattfinden. Der Chef der demokratischen Übergangsregierung, der Konservative Konstantinos Karamanlis, scheint die noch zur Septembermitte geäußerten Bedenken seiner liberalen und sozialdemokratischen Koalitionsgegner gegen einen raschen Wahlgang durch seinen Hinweis auf die katastrophalen wirtschaftlichen Folgen einer verzögerten Rückkehr zum Parlamentarismus und der sich aus ihr ergebenden Weiteren Aussetzung bestimmter Unterstützungen durch die EG gebrochen zu haben.
In Nikosia danken die Bürger der inzwischen von den türkischen Invasionstruppen nahezu eingeschlossenen zypriotischen Hauptstadt ihrem denkmalschützenden Magistrat für die Erhaltung der früher nur als Verkehrshindernis empfundenen oder als Bedürfnisanstalt zweck- entfremdeten Wehrmauern aus venezianischer Zeit: Diese haben ln den stürmischen Juli- und Augusttagen Zehntausende vor pfeifenden Türkenkugeln und splitternden Granaten bewahrt.Überall hängen wieder die Bilder des bei dem wahnwitzigen Offlziers- putsch vom 15. Juli vertriebenen Erzbischof-Präsidenten Makarios. Mit
Die nach siebenjähriger Diktatur von der griechischen Offi-ziersjunta in einem Akt später Einsicht ins Amt gerufene Regierung bewährter demokratischer Politiker unter Führung des im In- und Ausland angesehenen Staatsmannes Konstantin Karamanlis hat mit der Zypernkrise der ersten Wochen ihres Bestehens eine Feuerprobe hinter sich gebracht. Während aber die aus der Holzhacker-Diplomatie der Athener Obristen resultierende türkische Invasion auf der Insel der Aphrodite sehr wohl den unmittelbaren Anlaß zur Rückberufung des seit 1963 im Pariser Exil grollenden Vaters des modernen Griechenland bot, steht und fällt das von der hellenischen Linken mit Argwohn beäugte Demokratisierungsexperiment unter Fortbestand der autoritären Präsenz des Putschpräsidenten General Gizikis keineswegs mit der Zypernfrage.
Mit der öffentlichen Feststellung des Erzbischof-Präsidenten Makarios von Zypern, daß niemand anderer als das griechische Militärregime hinter den Anschlägen der nationalistischen Terrororganisation EOKA II auf sein Lehen und die Souveränität der Inselrepublik stehe, hat sich in dem seit genau zwei Jahren schwe-lenden Zypernkonflikt eine völlig neue Konstellation ergeben.
Erzfoischof-Prasident Makarios III. von Zypern hat sich vom 17. bis zum 25. Mai zu seinem schon lange geplanten und immer wieder verschobenen Staatsbesuch in Peking aufgehalten. Diesmal konnten ihn Umsturzdrohungen in Nikosia und mehrstündige Vorstellungen seiner Minister von der Reise nicht abhalten.
Mit der Bestellung des altbewährten Politikers und Finanzexperten Spyros Markezinis zu Griechenlands erstem zivilen Ministerpräsidenten seit der militärischen Machtergreifung vom 25. April 1967 hat für Hellas die langerwartete Übergangsphase von einer autoritären zu einer demokratischeren Ordnung begonnen. Die Zusammensetzung von Markezinis' nach einwöchigen Konsultationen gebildetem Mammutkabinett (20 Minister und 21 Staatssekretäre) hat jedoch die Schwierigkeit seines Unterfangens, Griechenlands politische und wirtschaftliche Stabilität in Freiheit zu sichern, hervortreten lassen:
In Griechenland spielen sich seit der Vereidigung von Georgios Papadopoulos als erstem Präsidenten der neuen Hellenischen Republik am 19. August völlig überraschende Dinge ab. Fast alle politischen Gefangenen der 1967 errichteten Militärdiktatur sind auf freien Fuß gesetzt worden. Der Ausnahmezustand ist nach mehr als sechsjähriger Dauer aufgehoben; Zeitungen und Kabarettisten stürzen sich, von der Zensur befreit, mit frischer Aggressivität auf die Schwächen des nach wie vor autoritären Regimes. Trotz Preisauftrieb und sozialen Nöten ist Hellas mit einem Schlag wieder das fröhliche
Erzbischof-Präsident Makarios III. von Zypern, der in der ersten Septemberwoche zu wichtigen Gesprächen mit dem griechischen Staatschef Papadopoulos nach Athen kommen sollte, hat dieses Treffen völlig überraschend aufgeschoben. Grund dafür können diesmal nicht mehr Meinungsverschiedenheiten zwischen Nikosia und der hellenischen Hauptstadt sein. Hat Präsident Papadopoulos doch in seinem Ende August an den zypriotischen Partisanenführer Grivas gerichteten Ultimatum, den Terror für den Anschluß der Inselrepublik an Griechenland unverzüglich einzustellen, klar für die
In der Athener Kathedrale ist der Chef des seit 1967 an der Macht befindlichen Militärregimes, Georgios Papadopoulos, in sein neues Amt als erster Präsident der Zweiten Griechischen Republik eingeführt worden. Am Beginn seiner siebenjährigen Präsidialzeit standen vor und nach der Vereidigung reiche kirchliche Zeremonien, die Griechenlands orthodoxer Erzbischof-Primas Hie-ronymos persönlich verfaßt und vorbereitet hatte. Diese Gebete und Räucherungen machten deutlich, daß in Hellas die Vorstellungen vom Gottesgnadentum politischer Führer und ihrer charismatischen Erwählung durch die
Am 13. August wurde Erzbischof-Präsident Makarios III. von Zypern 60 Jahre alt. An Stelle der zu einem solchen festlichen Anlaß üblichen Jubelfeiern haben ihm die Extremisten aus seinem eigenen griechischen Lager Bomben und Geiselnahmen, die Führer der türkischen Minderheit neue Forderungen nach Zweiteilung der Inselrepublik in von Ankara bzw. Athen abhängige Marionettenstaaten auf dem für die NATO wie für die „Blockfreien“, und hier vor allem aus Sicht der nahöstlichen Araberstaaten, strategisch wichtigen Zypern präsentiert. Wird Makarios mit seinem Slogan von der
Mit König Konstantin und seiner schon in den letzten wirren Jahren tapfer an seiner Seite streitenden Dänenprinzessin Anna Maria ist wieder einmal ein griechisches Monarchenpaar vom Thron gestoßen worden: 1917, 1922, 1925, 1941 und um ein Haar auch 1944 hat Konstantins Vorfahren und Vorgänger schon dasselbe Schicksal ereilt. Die 1863 nach Griechenland verpflanzte schleswigholsteinische Dynastie der Glücksburger war aber nicht unterzukriegen. Auf die Dauer haben sich ihre zähen Bemühungen um Rückkehr aus Exil und Verbannung immer stärker gezeigt als die kurzlebigen Diktaturen und
In Hellas trauern die Royalisten. Aus mancher Amtsstube wird das Monarchenbild im Goldrahmen liebevoll nach Hause getragen und im Salon zu den anderen Erinnerungsstücken der guten, alten Zeit gehängt. Die Athener Touristen sind um die Attraktion der königlichen Leibwache im Fustanella-Rock gebracht worden, und auch die griechisch-orthodoxen Gottesdienste sind auf einmal kürzer, seit die Fürbitten für die Herrscherfamilie weggefallen sind. Griechenland hat mit Konstantin II. sicher einiges von seiner Romantik verloren, und auch sonst ist es persönlich schade um den fairen, sportlichen
Dem alten Griechenland hat die berühmte Seeschlacht von Salamis seine Freiheit im Jahre 480 vor Christus gesichert; das Hellas von heute wird es allem Anschein nach dem Putsch königstreuer Marineoffiziere auf derselben Insel Ende Mai 1973 zu danken haben, wenn sich Athens dabei erneut an der Macht behauptetes Militärregime nun mit den in Aussicht gestellten Freiheiten für seine Untertanen noch mehr Zeit läßt. Sowenig die vom royalistischen Altadmiral Engolfopoulos vor dem Piräus aufgebotenen drei Zerstörer dem regimetreuen Oberbefehlshaber der griechischen Land-, See- und
Nachdem sich nun auch der Ehrenprimas aller orthodoxen Christen, der Istanbuler Patriarch Demetrios, für Erzbischof Makarios und gegen die zypriotische Bischofskonferenz ausgesprochen hat, die den Präsidenten von Zypern im März seines kirchlichen Amtes für verlustig erklärte, kann der eben erst im Februar in seiner politischen Führerrolle für eine neue vierjährige Amtszeit bestätigte Erzbischof-Prä-sident der ostmediterranen Inselrepublik wieder ruhig in die Zukunft blicken. Ein weiterer Grund zur Beruhigung in der Präsidentenresidenz auf einem Aussichtshügel südlich von Nikosia
Im Februar 1973 glaubt man in der Athener Panepistimiou- oder Patisionstraße in den stürmischen Frühling von 1967 zurückversetzt zu sein, dessen Unruhen der Machtergreifung der bis heute im Amt befindlichen Militärregierung Papa-dopoulos vorausgegangen waren. Offene Revolte auf der Universität und auf der Technischen Hochschule, in der Umgebung Demonstrationen und knüppelnde Polizisten, Schnellprozesse gegen die studentischen Rädelsführer und Zwangseinziehung anderer zum Armeedienst. Das sind Zustände, wie sie von den Fürsprechern der griechischen Diktatur in den letzten sechs
Der Entschluß des griechischen Vizekönigs, Ministerpräsidenten, Ver-teidigungs- und Außenministers Georg Papadopoulos, nach dem Rücktritt des bisher mit der Leitung der hellenischen Diplomatie betrauten Stellvertretenden Außenministers Xanthopoulos-Palamas persönlich die außenpolitischen Belange seines Landes wahrzunehmen, verrät interessante Hintergründe der Machtverhältnisse im griechischen Militärregime und von dessen nun sichtlich abgesicherter Position nach außen. Gleichzeitig bedeutet der von Papadopoulos mehr oder weniger provozierte Rücktritt des bewährten Diplomaten
Der kurze, aber als erste Visite eines amerikanischen Außenministers seit dem Umsturz von 1967 bedeutsame Besuch William Rogers' in Athen hat in Griechenland in dreifacher Hinsicht eine starke Nachwirkung hinterlassen. Der Regierung Papa-dopoulos ist endlich vor aller Welt bestätigt worden, daß sie nicht nur als Interessenvertretung amerikanischer Militär-und Geheimdienstkreise amtiert, wie das ihre Gegner behaupten, sondern sich des Vertrauens und der offiziellen Zusammenarbeit des State Department erfreut.
Der Besuch des Stellvertretenden griechischen Ministerpräsidenten Stylianos Pattakos in Syrien und dem Libanon war nicht nur eine Fortsetzung der diplomatischen Offensive Athens am anderen Ufer des Mittelmeers und bei den afrikanischen Staaten, sondern muß in direktem Zusammenhang mit den parallelen Bemühungen der Regierung Papadopoulos um eine möglichst rasche Beilegung des Zypernproblems gesehen werden- Während der Generalsekretär der Vereinten ^Nationen, Waldheim, durch seine Vorsprache in Nikosia den innerzypriotischen Dialog der griechischen und türkischen Volksgruppe ermutigt und anschließend in Ankara und Athen jedem Eingreifen in die Souveränität der neutralen Inselrepublik vorzubeugen versucht hat, arbeitet Griechenland mit Windeseile auf eine „NATO-Lösung“ der Zypernfrage hin.
Kaum sind die Jubelfeiern zur fünfjährigen Machtergreifung des Obersten und jetzigen Vizekönigs, Regierungschefs und mehrfachen Ministers Georg Papadopoulos verrauscht, so sieht sich die armeegedeckte Diktatur in Griechenland mit neuen Problemen konfrontiert, die sie selbst mit ihren nahezu uneingeschränkten Machtmitteln schwer unter Kontrolle bringen kann.
Als Reichsverweser-Vizekönig, Ministerpräsident, Verteidigungs-, Außen-, Unterrichtsminister und für Informationswesen, Abwehr und Archäologie zuständiger Minister der Staatskanzlei verwaltet der griechische Staatschef Papadopoulos seit der Ausschaltung des für den flüchtigen König Konstantin auf den Thron gesetzten Regenten Zoitakis eine im Land der Hellenen nie dagewesene Ämterfülle. Andere starke Männer der Vergangenheit hatten sich damit begnügt, an der Spitze des Landes und der Regierung zu stehen: So 1935 der letzte Präsident der griechischen Republik, Kondylis, und nach
Mitten in der Auseinandersetzung mit dem Erzbischof auf Zypern hat sich Griechenlands Juntachef zum Vizekönig aufgeschwungen — und sein Christenregime damit im Ausland restlos abgewertet. Papadopoulos als Ersatzkönig und Regierungschef — Makarios als Erzbischof und Chefminister. Mittlerweile freilich hat Makarios seine Position weiter gefestigt und steuert einen Kurs auf weitere Internationalisierung.
Nachdem Makarios den Athener Staatssekretär Panagio-takos unhöflich hinauskomplimentiert hatte, formierte sich eine neue Front gegen ihn: Erzbischof Hieronymus von Athen nahm gegen ihn Stellung, drei Bischöfe protestierten gegen seine weltlich-geistliche Doppelrolle — beides schwerlich ohne heftiges Zutun der Obristen. Und Grivas hat sich, indem er sich zum Beschützer der „von Makarios bedrohten“ Bischöfe aufschwang, wieder einmal aufgewertet.
Als Weihnachtsmann aus Ana-tolien, wenn auch nicht aus Kayseri, wie es das griechische Volkslied will, sondern aus Ankara, ist Ismet Inönü, der große alte Mann der türkischen Politik, über die Feiertage in Athen eingetroffen. Was er seinem Gastgeber Papadopoulos als Festgeschenk mitbrachte, waren recht konstruktive Vorschläge für eine einvemehmiliche Lösung des Zypernkonfliktes und Entspannung des gesamten griechisch-türkischen Rro-blemkreises, der von den Moslems in Nordgrichendand über die orthodoxen Christen Istanbuls bis zur hellenischen Militärpräsenz auf den Inseln der
Griechenland ist endlich zu dem seit Jahren ersehnten Besuch seines großen Sohnes gekommen: In offizieller Mission traf der amerikanische Vizepräsident Spyros Agnew in Athen ein, verhandelte mit der Militärregierung, ließ sich von ihr ehren und breitete seinerseits dem kleinen Heimatort seiner Vorfahren, Gargalia auf der Peleponnes, die Ehre einer Visite, die ihm mit Huldigungen vergolten wurde, wie sie nicht einmal mehr von der letzten Rundreise des Königspaares Konstantin-Anna Maria durch Südgriechenland in Erinnerung waren.
Vor den Offizieren des Stand- jetzt selbst einen Monat lang Be- gerichts des Athener „Festungs- kanntschaft mit den Isolierungszel- kommandos“ endete in der letzten len der griechischen Militärpolizei, Septemberwoche die humanitäre den brutalen Untersuchungsmetho- Wirksamkeit Lady Flemings, der den und der Erfolglosigkeit jeder geborenen Griechin und zweiten Intervention des englischen Bot- Frau des Penicillin-Nobelpreisträgers, schafters und anderer Persönlich- unter den politischen Gefangenen keiten. Lady Fleming, der man in der griechischen Kerker und Kon- den letzten vier Jahren
Die Ende August in Athen vorgenommene Veränderung der Regierungsstruktur, Umbildung des Kabinetts und Errichtung einer neuen Provinzverwaltung hat für Ministerpräsident Papadopoulos den Weg zur alleinigen Ausübung der 1967 zusammen mit 37 weiteren Mitverschwörem ergriffenen Macht geebnet, ftine Rückkehr König Konstantins aus dem römischen Exil erleichtert und durch die Abschiebung der radikalen Juntamitglieder aus Hauptstadt und Ministerien der Weiterentwicklung der griechischen Militärdiktatur zu einer liberaleren „Halbdemokratie“ das Tor geöffnet.