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Schwache eiserne Hand
Die stürmischen Athener Unruhen, wilden Streiks und Plünderungen waren das Ende des nach dem Sturz der Militärdiktatur vor bald zwei Jahren vereinbarten Waffenstillstands zwischen den starken demokratisch-bürgerlichen Kräften des Landes Und den vielen Gruppierungen ihrer linksradikalen Widersacher. Als Gegenleistung für die vom neuen Regierungschef, dem Konservativen Konstantinos Karamanlis, bewiesene Toleranz hatten sich Linkssozialisten, Kommunisten, Trotzkisten und Maoisten befleißigt, ihre Salon- und Parlamentsfähigkeit nach jahrzehntelanger Illegalität eifrig unter Beweis zu stellen.
Die stürmischen Athener Unruhen, wilden Streiks und Plünderungen waren das Ende des nach dem Sturz der Militärdiktatur vor bald zwei Jahren vereinbarten Waffenstillstands zwischen den starken demokratisch-bürgerlichen Kräften des Landes Und den vielen Gruppierungen ihrer linksradikalen Widersacher. Als Gegenleistung für die vom neuen Regierungschef, dem Konservativen Konstantinos Karamanlis, bewiesene Toleranz hatten sich Linkssozialisten, Kommunisten, Trotzkisten und Maoisten befleißigt, ihre Salon- und Parlamentsfähigkeit nach jahrzehntelanger Illegalität eifrig unter Beweis zu stellen.
Die parlamentarischen Sprecher der griechischen Linken, Andreas Papandreou für seinen kämpferischsozialistischen PASOK, oder Elias Eliou von KKE (Kommunistische Partei Griechenlands) haben lange genug in denselben Kerkern und Konzentrationslagern des Militärregimes gesessen, um das neue demokratisch-bürgerliche Regime weitgehend zu bejahen. Die anderen Radikalen und marxistischen Weltverbesserer, die bei den Wahlen von 1974 keinen einzigen Sitz in der Athener „Vouli“ erringen konnten, organisierten sich als vielbespottete außerparlamentarische Opposition, die der griechischen Polizei aber kürzlich bei den Maiunruhen viel zu schaffen gemacht hat.
Die soziale Unrast in Griechenland geht zunächst auf die Mißwirtschaft und die Korruption der von 1967 bis 1974 an der Macht befindlichen Obri-sten der „Nationalen Revolutionsregierung“ zurück. Das nach dem Sturz der Diktatur im Juli 1974 gebildete Einparteienkabinett umfaßte in den Reihen der „Jungen Kräfte“ hervorragende Nationalökonomen und Fachleute, die Hellas den Weg aus seiner finanziellen Sackgasse weisen wollten. Nach seinem großen Wahlerfolg im November 1974 glaubte Karamanlis mit seiner konservativen „Neuen Demokratie“ allein regieren zu können, und holte sich einen Mann alter Schule, Papaii-gouras, ins Ministerium für wirtschaftliche Koordination.
Die altväterliche Finanzpolitik des Sparens und Gürtelengerschnallens erregte jedoch in der Bevölkerung zunehmenden Unmut, der schließlich in den wilden Streiks und Ausschreitungen vom Maiende sein Ventil fand. Bei diesen Vorfällen schieden sich nun die Geister, denn Karamanlis mußte erkennen, daß seine Politik der „eisernen Hand“ zwar von der rechtsliberalen Fraktion unter Mavros mit Vorbehalten gedeckt, aber sonst von allen parlamentarischen Gruppen abgelehnt wurde. Die heutige griechische Volksfront reicht von den abwegigsten Außenseitern mit Wohnunigs- und Mädchengemeinsohaft bis in die Reihen von Intellektuellen und Geschäftsleuten, die sich den finanziellen Druck der konservativen Politik des schon von 1957 bis 1963 im Amt gewesenen Karamanlis nicht länger gefallen lassen wollen. Nur die Zersplitterung unter den griechischen Kommunisten, die sich zu ihrem größten Teil vom Moskauer Gängelband losgemacht haben, verringert die Gefahr allzu stürmischer Entwicklung. Langfristig werden aber weder Papandreous LJhkssozialisten noch das KKE zu übersehen sein.
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