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Karamanlis droht nicht mehr mit Rücktritt
Von seinem Novemberbesuch in Österreich ist Griechenlands konservativer Regierungschef Konstantinos Karamanlis sonnigster Laune in seine Junggesellenresidenz neben dem früheren Königspalast der griechischen Hauptstadt zurückgekehrt. Jetzt ist keine Rede mehr von den Rücktrittsdrohungen, mit denen der Altmeister hellenischer Rechtspolitik das Parlament aufgeschreckt, seine Parteifreunde von der „Nea Dimokratia“ (Neue Demokratie) verunsichert und rundum im westlichen Lager Besorgnis ausgelöst hatte.
Karamanlis' Rückkehr nach Athen vor zweieinhalb Jahren glich, nach den Torheiten des Militärregimes der Jahre 1967 bis 1974, einem Triumph, der sich im November 1974, bei den ersten freien Wahlen nach einem Jahrzehnt, mit der absoluten Mehrheit für seine rechtsprogressive Sammelpartei wiederholte.
Echt griechisch, begann neues Murren gegen Karamanlis jedoch schon drei Wochen später, als er bei dem Volksentscheid über Königreich oder Republik insgeheim die Parole für ein republikanisches Votum ausgab. Damit enttäuschte er die immer noch zahl- und einflußreichen griechischen Royalisten, die sich als eigene Kraft zu organisieren und vor allem ein schlagkräftiges Pressewesen für die Restauration der Glücksburger Dynastie aufzuziehen begannen.
Die sich auf Radikalliberale, Sozialdemokraten und Kommunisten unter verschiedenen Namen und Fraktionen verteüende Opposition stieß sofort in diese erste Bresche und hat dem Kabinett Karamanlis - mit gutem Chef, doch äußerst schwacher Ministermannschaft - seitdem das Regieren und Leben nicht gerade leichtgemacht. Die auf Sparen, Rüsten und Gürtelschnallen abgestimmte Politik der zweiten Aera Karamanlis fällt dem Volk nicht weniger schwer zur Last. Allgemeine Unzufriedenheit und Knappheit ließ vielen im vergangenen Sommer sogar die Jahre der Diktatur schon jetzt als „gute, alte Zeit“ erscheinen. Die „Ehemaligen“ wagten sich aus ihren Schlupfwinkeln und boten sich öffentlich als Alternative zu dem Demokraten Karamanlis an, der „noch schneller als das erste Mal abgewirtschaftet“ habe.
Das war nun aber selbst dem in Paris verfeinerten „Kostas“ zuviel und er polterte mit der Drohung von seinem bevorstehenden Rücktritt los.
Wenn Karamanlis jetzt auf einmal wieder freundlich und sanft geworden, aber zum „Stehen“ entschlossen ist, so hat ihn nicht nur der Wiener „Heurige“ bei Kreisky dazu ermuntert. Vor allem hat ihm inzwischen Griechenlands abbröckelnde Linke Luft gemacht, die sich über Nacht ihrer zugkräftigsten Oppositionskanonen beraubt sieht. Das linksliberale Intelligenz-Duo Mangakis-Pesmazoglou hat mit Parteiapparat und Fußvolk seiner „Jungen Kräfte“ nicht mindere Enttäuschungen als Karamanlis in seinem Bereich hinter sich und darum die harte Parlamentsbank wieder mit dem hohen Katheder der Universität und dem Polstersessel des Bankpräsidenten vertauscht. Und für Griechenlands prominenten Komponisten-Kommunisten Mikis Theodorakis sind die ewigen Streitigkeiten innerhalb der legal gewordenen, aber an ihrer Freiheit zugrundegehenden KP fast schon so schlimm wie früher Haft und Internierung unter den „Obristen“. Man munkelt in Athen sogar schon davon, daß alle drei über kurz oder lang zu Karamanlis stoßen dürften, der sich mit Umbildungsplänen für seine Regierung trägt und in frischem Schwung nichts mehr vom Rücktritt wissen will.
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