6801547-1971_37_08.jpg
Digital In Arbeit

Schlag gegen die Republikaner

19451960198020002020

Die Ende August in Athen vorgenommene Veränderung der Regierungsstruktur, Umbildung des Kabinetts und Errichtung einer neuen Provinzverwaltung hat für Ministerpräsident Papadopoulos den Weg zur alleinigen Ausübung der 1967 zusammen mit 37 weiteren Mitverschwörem ergriffenen Macht geebnet, ftine Rückkehr König Konstantins aus dem römischen Exil erleichtert und durch die Abschiebung der radikalen Juntamitglieder aus Hauptstadt und Ministerien der Weiterentwicklung der griechischen Militärdiktatur zu einer liberaleren „Halbdemokratie“ das Tor geöffnet.

19451960198020002020

Die Ende August in Athen vorgenommene Veränderung der Regierungsstruktur, Umbildung des Kabinetts und Errichtung einer neuen Provinzverwaltung hat für Ministerpräsident Papadopoulos den Weg zur alleinigen Ausübung der 1967 zusammen mit 37 weiteren Mitverschwörem ergriffenen Macht geebnet, ftine Rückkehr König Konstantins aus dem römischen Exil erleichtert und durch die Abschiebung der radikalen Juntamitglieder aus Hauptstadt und Ministerien der Weiterentwicklung der griechischen Militärdiktatur zu einer liberaleren „Halbdemokratie“ das Tor geöffnet.

Werbung
Werbung
Werbung

Regierungschef Papadopoulos hat dabei binnen weniger Tage nicht nur mdt der in Griechenland seit der mißglückten Gegenrevolution König Konstantins vom Dezember 1967 herrschenden Triumviratsordnung gebrochen und seine Mittriumviren Pattakos und Makarezos um ihre Hausmacht im Innen- bzw. wirtschaftlichen Koordinationsministe rium gebracht, sondern auch 21 seiner Ko-Putschisten von einst, darunter den eigenen Bruder Konstantin, aus ihren Schlüsselpositionen als Generalsekretäre verschiedener Ministerien vertrieben. Willkommener Anlaß zu dieser Säuberungsaktion, die Papadopoulos seit Mitte 1968 von langer Hand vorbereitet hatte, waren dem einstigen Artilleristen und Abwehrmann die in letzter Zeit immer lauter gewordenen amerikanischen Vorhaltungen über das Anhalten von Ausnahmezustand, Notverordnungsregiment und politischem Terror bei ihrem wichtigen Bündnispartner Griechenland.

Ab in die Provinz

Schien die Entfernung des schon längst um jeden Kontakt zu seinen früheren befehligten Panzereinheiten gebrachten „Griechenchristen“ Pattakos aus dem Innenministerium keine Schwierigkeiten bereitet zu haben, so mußte Papadopoulos zur Verdrängung seines Hiauptmachtrivalen und erklärten Königsgegners Makarezos zur Auflösung von dessen auch politisch einflußreichem Ministerium für wirtschaftliche Koordination zugunsten eines „Nationalen Wirtschaftsministeriums“ schreiten, was als erstes Motiv für seinen Eingriff in die langjährige griechische Regierungsstruktur zu betrachten ist. Mit der Gründung des neuen „Überministeriums“ für Regierungspolitik, das an die Stelle des bisherigen Ministerpräsidialamtes trat, wollte Papadopoulos sich selbst eine neue Pfründe neben den schon bisher geführten Ämtern des Regierungschefs, Außen- und Verteidigungsministers sichern, zu denen er nun also auch noch „Uberminister“ geworden ist.

Sein Staatssekretär in diesem Ministerium, der Altsozialist Byron Stamatopoulos, ist eine der wenigen bekannten und erfreulichen Erscheinungen auf der neuen griechischen Kabinettsliste. Stamatopoulos war 1968 Generaldirektor des Athener Informationsamtes, und als solcher zwar einerseits für die Ausweisung der Kölner Journalistin Eva Goetz, anderseits aber vor allem für die

Genehmigung der politischen Antidiktaturkundgebungen beim Begräbnis Georg Papandreous verantwortlich, woraus ihm die Juntaextremi- sten den Strick drehten und seine Absetzung im Frühjahr 1969 erzwangen. Zweiter und vor allem für das Ausland wichtiger Mann ist der neue Staatssekretär im Außenministerium, der ehemalige Bonner Gastprofessor Demetrios Tsakonas, der in Hinkunft für alle Auslandsgriechen zuständig sein wird, nachdem sich sein Vorgänger im Direktorrang, General Papalukas, bei einem Eingriff in die internen Belange der mächtigen griechischen Kolonie von Kairo die . Finger verbrannt hatte.

Ähnlich wie die Beseitigung von Pattakos und Makarezos bei der Änderung der Regierungsstruktur, so hat das Drängen nach der Verschik- kung der restlichen „alten Kämpfer“ von 1967 in die Provinz bei der Errichtung der sieben neuen „Überdistrikte“ Pate gestanden, mit denen die wichtigsten Juntisten belehnt und mit dem Range eines „lokalen Staatssekretärs“ beehrt wurden. Dennoch kommt diese Beförderung einer Verbannung gleich, und nur Papadopoulos’ Bruder Konstantin darf als „Eparch“ für Attika und die Inseln weiter in Athen residieren, während der gefährlichste Gegenspieler des Regierungschefs, Oberst Ladas, in der thessalischen Metropole Larissa weit genug von der Hauptstadt, aber nicht fern genug für Eigeninitiativen, Wohnung nehmen muß.

Die Abschiebung der erklärten Republikaner Makarezos und Ladas wird in Athen zudem als erste Vorbereitung für eine Rückkehr der königlichen Familie aus dem Exil gewertet. Allerdings hat ein Abkommen aller demokratischen griechischen Widerstandsgruppen die Heimkehr des Königs und den Fortbestand der konstitutionellen Monarchie untrennbar mit der Wiederzulassung der seit Jahren verbotenen und seit 1967 verfolgten griechischen Kommunisten verknüpft, doch ist sehr zweifelhaft, wie weit sich Konstantin selbst dieser Vereinbarung verpflichtet fühlt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung